Frisches Grün entfaltet eine besänftigende Wirkung auf die menschliche Psyche. Daher ist es ein wertvoller Baustein, um den Gästen im Spa tiefe Erholung zu bescheren. Allerdings eignet sich nicht jede Pflanze für die speziellen Anforderungen in Wellness-Anlagen. Wir haben für Sie recherchiert, worauf Sie achten sollten.
Das Prinzip der Biophilie spielt im Spa-Design eine wachsende Rolle, renommierte Spa-Architekten wie Alberto Apostoli nutzen es als Leitlinie für ihre Entwürfe. Die Hypothese von der „Liebe zum Leben“, so die wörtliche Übersetzung, stammt ursprünglich aus der Psychologie und geht davon aus, dass der Mensch im Lauf der Evolution eine Affinität zu den vielfältigen Formen des Lebens entwickelt hat, ebenso wie zu lebensfreundlichen Habitaten und Ökosystemen. Natürliche Baustoffe, naturnahe Farben und organische Formen sind aktuell die bevorzugten Elemente, wenn es um das Interior Design neuer Wellness-Bereiche geht. Zur stimmigen Gesamtwirkung können auch Pflanzen wesentlich beitragen – sofern man gewisse Grundsätze beachtet.
„Um die dauerhatte Attraktivität von Pflanzen sicherzustellen, muss die Auswahl unter Berücksichtigung der Standortfaktoren Tageslicht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit erfolgen“, weiß Markus Mohr, Geschäftsführer von Mohr Hydrokultur . Das Unternehmen mit Hauptniederlassung in München hat sich auf Hydrokultur spezialisiert und steht seinen Kunden deutschlandweit sowie in Österreich bei modernen Pflanzenlösungen für den Innen- und Außenbereich zur Seite. Der Service fußt auf einer über 30-jährigen Expertise und umfasst auf Wunsch auch die Unterstützung bei Planung und Konzeption der Pflanzenausstattung sowie deren Pflege. „Je früher wir in die Planung miteinbezogen werden, desto umfangreicher sind die Möglichkeiten“, betont er. Ortsbesichtigungen gehören dabei dazu, um optimal auf die Raumverhältnisse eingehen zu können. Denn nicht allein der Kundenwunsch entscheidet über die Begrünung, sondern die räumlichen Gegebenheiten. „Pflanzen sollten nie die Nutzung eines Raumes beeinträchtigen – dann werden sie als störend empfunden“, nennt Mohr als erstes Kriterium.

Hydrokulturen sind hygienischer
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, die beachtet werden müssen. Etwa die Hygiene. In Spa- und Wellnessbereichen wird fast ausschließlich mit Hydrokulturen gearbeitet, um zu verhindern, dass sich Schimmel im Substrat ausbreitet, was durch die feuchtwarme Umgebung schnell passieren kann. Außerdem sind die kleinen Ton- oder Bimssteinkügelchen weniger anfällig gegen Schädlinge. Auch Michaela Schmeier, hauseigene Floristin des Sonnenalp Resort im bayerischen Ofterschwang, setzt für das Spa des 5-Sterne-Hauses auf Hydrokultur. Und sie nennt einen weiteren Aspekt, den es bei der Auswahl der Pflanzen zu berücksichtigen gilt: die klimatischen Bedingungen. „Anders als in der Natur herrscht in diesen Räumen das ganze Jahr über eine konstante Temperatur und oft eine hohe Luftfeuchtigkeit. Darum werden Arten benötigt, die mit wenig Licht, konstanter Wärme und hoher Luftfeuchte gut zurechtkommen“, erläutert sie. Pflanzen aus dem Mittelmeerraum oder den Alpen z.B. eignen sich darum eher nicht, weil sie jahreszeitliche Temperaturabsenkungen benötigen, um zu gedeihen. Markus Mohr weist auf weitere Faktoren hin, die man bei der Pflanzenausstattung im Auge behalten sollte. So sollten aufgrund der Verletzungsgefahr Gewächse mit Dornen oder spitzen Blättern, wie etwa die weitverbreitete Yucca-Palme, im Wellnessbereich vermieden werden, ebenso bekanntermaßen allergieauslösende Arten. Und in der Nähe von Pools sind Pflanzen mit kleinen Blättern nicht sinnvoll, da diese auf der Wasserfläche landen könnten und aufwendig entfernt werden müssen. Mohr nennt noch einen weiteren Grund: „Pflanzen dürfen keinesfalls mit gechlortem Wasser in Berührung kommen, da dies zu Schäden führen kann“ – ebenso übrigens wie ätherische Öle, die etwa in Sauna oder Kabine zum Einsatz kommen.

Harmonie und Funktionalität
Floristin Schmeier achtet bei der Auswahl der Pflanzen auf Robustheit, Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit. Neben der Funktionalität sind ihr Harmonie und Natürlichkeit ein Anliegen. „Besonders gern setze ich auf Pflanzen mit heilenden oder beruhigenden Eigenschaften, wie z. B. Aloe vera oder Echeveria. Sie fügen sich nicht nur optisch harmonisch in die entspannte Umgebung ein, sondern unterstreichen auch den ganzheitlichen Anspruch unseres Spa-Konzepts. Der Blumenschmuck wird so ausgewählt und platziert, dass er die Materialien, Farben und Linienführung der Spa-Räume aufgreift und ergänzt – für ein stimmiges, ruhiges Gesamtbild.“ Dabei setzt Michaela Schmeier auf weiche Formen und dezente, natürliche Farben wie sanfte Weiß- oder Beigetöne. Ihre Devise: „Weniger ist oft mehr.“ Daher wählt sie eine reduzierte, klare Gestaltung ohne überladene Arrangements. „Die Pflanzen sollen wirken, ohne zu dominieren.“
Doch Pflanzen sind nicht nur ein schöner Hingucker. Sie verbessern auch das Raumklima, indem sie die Luft mit Sauerstoff anreichern und Kohlendioxid reduzieren. Außerdem absorbieren sie Staub und Schadstoffe und verringern elektromagnetische Spannungen, wie Markus Mohr erläutert. Damit die Gewächse diese wertvolle Aufgabe erfüllen und dabei auch noch schön aussehen, müssen sie fachgerecht versorgt und gepflegt werden. Mohr Hydrokultur übernimmt das auf Wunsch für seine Kunden. Der Service umfasst neben der Bewässerung auch das Düngen, die Blattreinigung, den Rückschnitt sowie die Kontrolle auf Krankheiten und Schädlinge. Michaela Schmeier kann bei der Pflege auf fünf Mitarbeiter plus Gärtner bauen. Einmal pro Woche investieren sie etwa vier Stunden, um sämtliche Pflanzen zu kontrollieren, zu gießen, abgestorbene Blätter zu entfernen und das Erscheinungsbild aufzufrischen. Zweimal im Jahr absolviert das Team außerdem einen größeren Pflegedurchgang. Dabei werden die Pflanzen fachgerecht zurückgeschnitten, umgepflanzt oder ergänzt. Bei den größeren Pflanzungen im Poolbereich muss der externe Dienstleister für Hydrokultur ran.

Der vertikale Garten Living Tree in der fast 1.000 Quadratmeter großen Lobby des Radisson Collection Hotel Berlin ist 24 Meter hoch, bis zu 20 Meter breit und mit fast 2.000 Pflanzen geschmückt. Neben der ästhetischen Anziehungskraft verbessert das Grün die Luftqualität, absorbiert Lärm und trägt zu einer ruhigen Umgebung bei.
Natürliche Schalldämpfer
Pflegeleicht und aktuell sehr beliebt sind vertikale Mooswände. Sie bestehen aus echtem Moos, das mit Lebensmittelfarbe und Glycerin konserviert wird. Dadurch eignen sie sich auch für Bereiche, in die keinerlei Tageslicht dringt. Mooswände benötigen keine Bewässerung, die Luftfeuchtigkeit im Raum genügt ihnen. Und sie wirken wie natürliche Schalldämpfer. Allerdings weist Markus Mohr auch auf Nachteile des grünen Wandschmucks hin. „Da es sich um ein Naturprodukt handelt, kann es in selten Fällen zu Veränderungen bei Farbe oder Geruch kommen.“ Außerdem wird das Moos bei niedriger Luftfeuchtigkeit trocken. Und weil es aufgrund seiner Haptik zum Anfassen verleitet, kann es dann anfangen zu bröseln.
Bei beiden Expertenmeinungen überwiegen aber klar die Vorteile von Grünpflanzen im Spa. „Innenraumbegrünungen tragen in vielerlei Hinsicht zu einer Steigerung des Wohlbefindens und der Gesundheit bei, ohne dass sie optisch raumverkleinernd wirken“, findet Markus Mohr und ergänzt: „Begrünte Innenräume werden als interessanter, freundlicher und natürlicher sowie als qualitativ hochwertiger wahrgenommen. Pflanzen in Spa- und Wellnessbereichen führen dazu, dass sich die Besucher besonders wohl fühlen und länger in der Einrichtung verweilen.“ Somit sind sie auch ein ökonomischer Faktor. Für Michaela Schmeier sind sie zudem ein Zeichen von Wertschätzung gegenüber den Gästen. „Die Begrünung schafft eine warme, einladende Atmosphäre und verleiht dem Raum etwas Lebendiges und Natürliches. Gerade im Spa- und Wellnessbereich unterstützen Pflanzen das Gefühl von Ruhe, Geborgenheit und Entschleunigung.“ Schmeier hat die Erfahrung gemacht, dass Blumen und Pflanzen eine spürbare Wirkung auf die Gäste haben. „Viele sagen: ‚Da geht einem das Herz auf.‘“
Im Spa eignen sich vor allem pflegeleichte, klimaresistente Pflanzen, die die entspannte Atmosphäre unterstreichen und die hygienischen Anforderungen erfüllen, wie

- Aloe vera – nicht nur optisch ansprechend, sondern auch bekannt für ihre heilende Wirkung.
- Echeveria – eine pflegeleichte Sukkulente mit klaren, symmetrischen Formen.
- Sansevieria (Schwiegermutterzunge) – extrem robust, luftreinigend und ideal für konstante Temperaturen.
- Zamioculcas (Glücksfeder) – elegant, glänzend, verträgt wenig Licht und hohe Luftfeuchtigkeit.
- Bambus in Hydrokultur – minimalistisch, beruhigend und asiatisch inspiriert.
- Farnarten – wirken weich und natürlich, besonders in Spa-Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit.
- Der Ficus benjamina (Birkenfeige) ist eine beliebte Zimmerpflanze – aber für den Einsatz im Spa-Bereich nur bedingt geeignet. (bei uns hält der Super)
Aufmacherbild: shutterstock_Laci_10