Viele von uns hätten sich vor nicht allzu langer Zeit eingefunden zur Parfümerietagung in Düsseldorf – wäre nicht Covid-19 dazwischengekommen. Ich persönlich hatte mich darauf aus unterschiedlichen Gründen gefreut. Einer davon war der Workshop von Christian Provenzano. Geboren in Marokko wurde Provenzano Parfümeur und ist als solcher weithin bekannt. Zahlreiche Duftkreationen gehen auf sein Konto, begann er seine Karriere doch bereits Ende der 70er-Jahre in Holland. Seine berufliche Laufbahn führte ihn von dort aus nach Großbritannien, wo er für unterschiedliche Firmen tätig war, bevor er schlussendlich zu CPL Aromas kam. CPL Aromas gehört zu den führenden Parfumherstellern weltweit, wozu Provenzano, der mittlerweile seit über 25 Jahren für die Firma tätig ist und dort die Position des Global Director of Perfumery bekleidet, seinen Beitrag leistete. Zu seinen Werken gehören u. a. diverse Düfte für Agent Provocateur, by Kilian und Penhaligon’s, darüber hinaus für Anna Sui, Clive Christian, Jasper Conran, Jo Malone und viele mehr.

Christian Provenzano kam dort auch in Kontakt mit der Familie Tatari, die schon seit Generationen in der Welt der Düfte tätig ist. Ursprünglich aus Syrien stammend, betrieb ein Teil der Tatari-Familie in Aleppo eine Duftmanufaktur, während sich andere Familienmitglieder in der Textilindustrie einen Namen machten. Politische Wirren trieben einige Angehörige der Familie zur Auswanderung, man siedelte sich in Folge in Europa, unter anderem in Deutschland und Frankreich an. Dort angekommen widmete sich der Parfumzweig der Tataris erneut ihrer Passion und ihrem Handwerk, dem der Parfumherstellung, so auch Ghiat Tatari und später dessen Sohn Baeher, der heute sein eigenes Unternehmen Scent of Nature betreibt und mit einem alten Bekannten der Familie zusammenarbeitet – Sie ahnen es: mit Christian Provenzano. Bei Scent of Nature findet sich Provenzanos eigene Linie ebenso wie die Duftkollektion Amado. Sehr beliebt: Amado Amber Royal, eine herrliche, in Ambrawärme gehüllte Safran-Rose.

Sein neuester Streich ist Alghabra Parfums – bereits in einigen anderen Ländern auf dem Markt, wird die Kollektion in Deutschland gerade erst lanciert. Ich hatte die Gelegenheit, für Sie an dieser im Netz bereits von vielen Parfumistas äußerst positiv bewerteten Kollektion zu schnuppern. Das Resultat, Sie werden es sich schon denken können: Eine Empfehlung. Als „poetische Liebeserklärung an Damaskus und Istanbul“ deklariert, präsentiert sich Alghabra Parfums in einem farbenprächtigem Gewand: sowohl Umverpackung als auch die wertigen, aus schwerem Glas hergestellten Flakons zeigen Illustrationen jener Augenblicke und Orte, denen sich Alghabra Parfums als duftende Ode verpflichtet sieht. Von Künstlerhand in Öl- als auch Aquarellfarben gezeichnet, zieren sie die Düfte der Marke und wecken bereits vorab eine Ahnung, in welche Richtung diese olfaktorische Reise geht. Zwölf Extraits de Parfum sind es bisher, unterteilt in die beiden Linien Poetic Scents of Damascus und Senses of Istanbul – eine Einladung, schnuppernd und schwelgend einzutauchen in Geschichte, Kultur und Tradition der beiden altehrwürdigen Städte, worauf bereits die Namen Lust machen: Eye of Seven Hills, Crown of Marmara, City of Jasmine, Ottoman Treasure oder King of Flowers, um nur einige zu nennen. Meine Favoriten Wie immer am Schluss meiner Kolumne möchte ich Ihnen meine persönlichen Lieblinge vorstellen, so auch heute. Testen Sie in jedem Fall Labyrinth of Spices – ein moderner Orientale mit Gourmandanklängen, dessen Inspirationsquelle der Kapalı Çarşı ist, der Große Basar in Istanbul. Hier findet sich alles an Köstlichkeiten, die das Herz begehrt: Kaffee, süße Ananas und Aromen getrockneter Früchte nebst Kardamom, Muskat, Zimt und weiteren Gewürzen. Opulente Sinnesfreuden auf einem harzig-holzigen Bett, strahlend und sonnengewärmt. Ein Duft, an dem sich jeder Connaisseur, unabhängig vom Geschlecht, erfreuen wird.

Bosphorus Pearl ist mein zweiter Tipp für Sie. Seinen Namen trägt der Duft in Anlehnung an ein Wahrzeichen Istanbuls, den Kız Kulesi, den Mädchen- oder auch Leanderturm genannten Leuchtturm (nach der griechischen Sage von Hero und Leander). Falls Sie noch nie in der türkischen Metropole waren, kennen Sie ihn vielleicht trotzdem, aus dem Finale des James-Bond-Films „Die Welt ist nicht genug“. Obschon das alles dramatischen Stoff beinhaltet, ist Bosphorus Pearl ein leichtfüßiger, obschon sehnsüchtiger, femininer Duft für jeden Anlass und jede Jahreszeit: frisch-floralen Naturells bezirzt er mit einem zeitgemäß interpretierten Bouquet von Maiglöckchen, Rosen, Veilchen und Ylang-Ylang, Jasminteegeküsst und getragen von einer Basis aus Hölzern, Moschus und Ambra.