Der Motor des Autos war gerade aus, da eilte schon ein sympathisch lächelnder Herr mit schwarzer Livree heran. Freundliches Nicken, dann öffnete er gekonnt die Autotür: „Willkommen im Hotel Nassauer Hof. Sie haben sich einen herrlichen Tag für Ihre Reise nach Wiesbaden ausgesucht.“ Tatsächlich. Stahlblauer Himmel. Den wunderbar sonnigen Tag hatte ich im Auto nicht wirklich bemerkt. „Lassen Sie gern den Schlüssel stecken, das Gepäck bringen wir. Sie werden bereits an der Rezeption erwartet.“ Mit diesen Worten wurde ich Richtung Hoteleingang begleitet. Die oft langwierigen Formalitäten des Eincheckens an der Rezeption dauerten nur wenige Minuten. In meinem Zimmer wartete ein handgeschriebener Gruß des Hoteldirektors – begleitet von einer süßen Aufmerksamkeit.

Seit 1813 ist das „Wohnzimmer“ der Landeshauptstadt Wiesbaden für seine Gäste da. Ein unwiederbringliches Charakterstück und ein echtes Grandhotel der heutigen Zeit. Ein „Urban Retreat“ für Gäste aus aller Welt – so formuliert es das Hotel selbst.

Bitte Diskretion

Wer im Nassauer Hof hinter seiner prunkvollen wilhelminischen Barockfassade logiert – übrigens das erste Hotel in Deutschland, das mit 5-Sterne-Superior ausgezeichnet wurde –, der wählt das Rundumsorglos-Paket. Jeder Gast wird umsorgt, gehegt und gepflegt. Diskretion hat oberste Priorität. Nicht umsonst wählen Politiker und Schauspieler Grandhotels wie den Nassauer Hof aus, um abgeschirmt von der Öffentlichkeit ihre müden Häupter zu betten. Doch das ist nicht alles. Ein Grandhotel ist ein Grandhotel, weil es eine besondere Geschichte zu erzählen hat, das erste Haus am Platze war und noch immer ist, die außergewöhnliche Architektur einen in Staunen versetzt und die Lage einmalig ist. So wie das majestätische Grand Hotel Heiligendamm. Die „weiße Stadt am Meer“ fasziniert mit ihrer Lage direkt am Ostseestrand. Die zwischen 1793 und 1870 erbauten Gebäude ergeben ein Gesamtkunstwerk an Architektur und unberührter Landschaft. Das einst als elegantestes Seebad in Deutschland gehandelte Heiligendamm wurde schon vom europäischen Hochadel besucht. Und selbst die Zarenfamilie verbrachte hier ihre Sommerfrische. Nach umfangreichen Renovierungen bietet die luxuriöse Herberge am Meer heute 200 edle Zimmer und Suiten, Restaurants und ein exquisites Spa – aufgeteilt auf verschiedene Gebäude, alle im strahlend weißen klassizistischen Stil. Bleiben wir im Norden der Republik, fahren weiter Richtung Westen und halten in Hamburg.

Wie zu Hause – nur größer

Ein Grandhotel, wie es im Buche steht – so lässt sich das Vier Jahreszeiten am westlichen Ufer der Hamburger Binnenalster beschreiben. Schon von weitem sehen Gäste die Fahnen auf dem charakteristischen grünen Kupferdach wehen. Die Geschichte des 5-Sterne-Hauses beginnt im Jahr 1897. Aus einer Zwangsversteigerung übernimmt der aus Schwaben stammende Friedrich Haerlin für 420 100 Mark das Hotel unter dem Namen „Zu den Vier Jahreszeiten“. Er investierte weitere 100 000 Mark für die Renovierung und startete den Betrieb mit elf Zimmern. Im Jahre 1900 war es das erste Hotel Hamburgs, das über eine Warmwasser-Zentralheizung verfügt.

Heute residieren die Gäste in 156 Zimmern und Suiten, die gerade renoviert und mit moderner Technik ausgestattet wurden. Neben dem 1000 Quadratmeter großen Spa über den Dächern der Hansestadt und der herrlichen Terrasse ist es vor allem das coole asiatische Restaurant Nikkei Nine, das Hamburger und deren Gäste magisch anzieht.

Kids, Knigge und Kochkurse

Wer glaubt, in den Grandhotels lustwandeln nur Gäste ab 70 Jahren aufwärts, der irrt gewaltig. Was da für Familien mit Kindern auf die Beine gestellt wird, kann sich mehr als sehen lassen. Neben der perfekten Ausstattung gibt es Kindermenüs, Nannyservice – und selbst Knigge- und Kochkurse. Bestes Beispiel: das Grand Hotel Kronenhof im schweizerischen Pontresina. Im Krönchen Club betreut eine Kindergärtnerin die kleinen Gäste. Ein Highlight ist das „Very Important Kids“-Programm mit Pizza backen, Cocktails mixen und kreativem Basteln.

Während vor Jahren dem Restaurant alle Aufmerksamkeit galt, rückt heute der Wellnessbereich immer stärker in den Vordergrund. Einen Namen gemacht und mehrere Auszeichnungen erhalten hat das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken für sein 5500 Quadratmeter großes Spa Nescens. Es zählt mit seinem außergewöhnlichen Konzept zu den schönsten in der Schweiz. Herzstück sind die innovativen Better-Aging-Programme. Den Gästen stehen Fachleute zur Seite, die Anleitung geben, um langfristig einen Lebensstil im Sinne des Better-Aging zu pflegen – kurz gesagt: um ein langes, gesundes und damit auch ein mit sich zufriedenes Leben zu führen.

Eine Sammlung der Besten

Das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa, der Nassauer Hof, das Grand Hotel Heiligendamm und das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten haben gemeinsam, dass sie zur Vereinigung der Leading Hotels of the World gehören. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, nur die besten Hotels aufzunehmen. Gegründet im Jahr 1928, zählen heute mehr als 400 unabhängige und individuelle Mitgliedshäuser in mehr als 75 Ländern dazu. Wer einmal in einem Grandhotel geschlafen hat, vergisst das nicht so schnell. Sicher: Ich erinnere mich nicht mehr so genau, welche Farbe der Teppichboden im Nassauer Hof hatte oder auf welcher Etage mein Zimmer war. Aber ich bin heute noch begeistert vom perfekten und gleichzeitig von Herzen kommenden Service – ein wahrer Luxus in einer heute oft schnelllebigen und unpersönlichen Zeit.