Jutta Däschlein, Certified Advanced Jivamukti Yoga Teacher, unterrichtet seit über 15 Jahren Yoga – hauptsächlich in der Tradition des Jivamukti-Yoga, u. a. im Schloss Elmau. www.juttayogini.com (Foto: Christian Krinninger)

Wem und warum würden Sie Yoga empfehlen?
Grundsätzlich ist Yoga für jeden zu empfehlen, der etwas für sich tun und dabei mehr als ein rein körperliches Training im Fitnessstudio absolvieren möchte. Yoga ist an sich eine spirituelle Praxis. Die körperliche Gesundheit durch die Übungen, die sogenannten „Asanas“, sind eher ein Nebeneffekt.
Der Begriff Yoga bedeutet „Einheit“ und das heißt: sich verbunden, als ein Teil des Ganzen zu fühlen und den eigenen Körper bewusst zu spüren.
Yoga kann man auch nutzen, um flexibler zu werden oder Stress schneller wahrzunehmen, um ihn dann mit gezielten Übungen abzubauen. Man kann Yoga auch losgelöst von aller Spiritualität üben und schauen, ob dieser Aspekt sich mit der Zeit dazugesellt.

Kann man jederzeit Yoga beginnen?
Ja, das kann man, wenn man das Praktizieren an die eigenen körperlichen Voraussetzungen anpasst. Es gibt keine Altersbeschränkung und keine körperlichen Grundvoraussetzungen. Dass Flexibilität eine Grundbedingung sei, um überhaupt mit Yoga zu beginnen, ist ein großes Missverständnis.
Bei akuten Verletzungen, nach Operationen oder bei schwerwiegenden Erkrankungen sollte man selbstverständlich vorsichtig sein und vorher mit einem Arzt und dem Yogalehrer abklären, was sinnvoll ist. Yoga ist auch mit körperlichen Einschränkungen möglich, die bei den Übungen entsprechend berücksichtigt werden sollten. Einzelstunden sind da sicher sinnvoll, um auf die korrekte Ausführung zu achten und Tipps zu geben.

Welcher Yogastil eignet sich für Anfänger?
Ich rate dazu, es einfach auszuprobieren. Anfangs stellt sich nicht unbedingt die Frage nach dem Yogastil, sondern welches Yogastudio ist überhaupt in meiner Nähe? Kann ich regelmäßige Termine dort in meinen Alltag einbinden und finde ich den Yogalehrer vertrauenerweckend und sympathisch?
Regelmäßig zu üben, selbst wenn es nur täglich zehn Minuten sind, hilft auf jeden Fall die Wirkung von Yoga schneller zu spüren.

Worauf sollte man als Anfänger achten?
Ich würde jedem zu Anfang einen persönlichen Unterricht empfehlen. Videos auf Kanälen wie YouTube, Instagram, etc. sind schnell angeklickt, dort kann ich mir einen ersten Eindruck verschaffen und verschiedene Yogastile ansehen. Ich persönlich halte allerdings nichts davon, ohne jegliche Erfahrung einfach mal Yoga anhand von Videos „nachzuturnen“. Ohne gute Erklärung der Grundlagen und Korrekturen von einem Lehrer können sich zu viele Fehlhaltungen einschleichen. Dann erreicht man das Gegenteil von dem, was man eigentlich möchte.
Zum Starten sind Probestunden in verschiedenen Yogastudios bestens geeignet. Man lernt die Basics kennen und entscheidet, dann, was einem gut tut.

Wie findet man einen geeigneten Lehrer?
Man kann Freunde und Bekannte fragen, die vielleicht schon überzeugte Yogis sind.
Wer lieber im Netz recherchieren will, kann sich sicher auf den Webseiten der Studios einen ersten Eindruck verschaffen. Wer zum Beispiel mit dem spirituellen Teil von Yoga nichts anfangen kann, sollte sich nicht gerade ein Studio suchen, in dem häufig Mantren gesungen werden oder die vielzitierten Räucherstäbchen die Atmosphäre bestimmen.
Eine fundierte Ausbildung und langjährige Erfahrung der Lehrer sind wichtige Grundlagen für einen guten Unterricht. Allerdings ist Yogalehrer kein geschützter Begriff und somit ist eine solide Ausbildung für den Einsteiger nicht leicht zu erkennen. Es kann allerdings hilfreich sein, sich vorab die Biografie anzusehen oder im Anschluss an eine Yogastunde den Lehrer nach seinem persönlichen Weg zum Yoga und seiner Ausbildung zu fragen.

Was hat es mit den Magic6 auf sich?
Die Magic6 kommen aus der Tradition des Jivamukti-Yoga und wurden von der Begründerin der Methode, Sharon Gannon, zusammengestellt. Es sind sechs einfache Yoga-Asanas, die hintereinander geübt und jeweils zehn Atemzüge gehalten werden. Das dauert maximal zehn Minuten am Tag. In Einsteigerstunden in Jivamukti-Yoga-Studios ist das immer Bestandteil der Aufwärmphase.
Ich finde, dass sich die Übungen bestens eignen, sich nach und nach an eine regelmäßige tägliche Yogapraxis zu gewöhnen. Besser täglich die Magic6 üben und damit auch auf Dauer seine Flexibilität verbessern, als sich unregelmäßig zu herausfordernden längeren Übungseinheiten zwingen. Und wer sich für den spirituellen Hintergrund der Magic6 interessiert, dem empfehle ich das Buch „Mein magischer Morgen: 10 Übungen für mehr Achtsamkeit, Gesundheit und inneren Frieden“ von Sharon Gannon zu lesen.

www.juttayogini.com


Magic 6

1

Adho Mukha Svanasana – 10 Atemzüge

Zur Vorbereitung in den Vier-Füßler-Stand kommen. Die Hände schulterbreit platzieren, die Finger weit auffächern. Knie und Füße sind hüftbreit auf dem Boden. Von hier aus die Beine strecken, Sitzbeinhöcker in Richtung Decke schieben und zehn Atemzüge in der Haltung bleiben. Danach die Handflächen am Boden lassen, die Beine beugen und mit den Füßen in Richtung der Handgelenke laufen. Dabei zirka 15 bis 20 Zentimeter Abstand zwischen Händen und Füssen lassen.

2

Uttanasana Variation – 10 Atemzüge

Handflächen und Fußsohlen in den Boden schieben, Arme und Beine strecken und dabei das Gewicht auf Händen und Füßen gleichmäßig verteilt halten (falls nötig Blöcke unter die Hände legen oder die Beine beugen).

3

Malasana – 10 Atemzüge

Die Füße mattenbreit auseinander bringen, die Beine beugen bis sich die Knie über dem Mittelfuß befinden. Den Rücken strecken und aufgerichtet bleiben. Hände in Gebetshaltung vor dem Herzen halten und Unterarme parallel zum Boden bringen. Dabei mit den Ellbogen die Knie auseinander drücken und die ganze Fußsohle auf dem Boden lassen (wenn nötig Fersen mit Block oder Decke unterstützen).

4

Ardha Matsyendrasana –
5 Atemzüge auf jeder Seite

Das linke Bein gestreckt lassen. Nur das rechte Knie beugen und den rechten Fuß auf der Außenseite des linken Beines, möglichst neben dem linken Knie abstellen. Linker Ellbogen gebeugt, mit der Außenseite des linken Armes gegen die Außenseite des rechten Beines drücken. Fünf Atemzüge halten, dann den Oberkörper drehen und auf der linken Seite wiederholen. Danach beide Beine strecken.

5

Tipi Twist – 5 Atemzüge auf jeder Seite

Sitzend beide Beine beugen, die Fußsohlen auf den Boden stellen, Füße und Knie eng zusammen. Den gestreckten Oberkörper nach rechts drehen, mit dem linken Unterarm die Knie umfassen, mit der rechten Hand hinter dem Rücken gegen den Boden drücken. Dabei die Wirbelsäule aufgerichtet halten und fünf Atemzüge so bleiben. Danach den Oberkörper wieder nach vorne drehen, auf der linken Seite wiederholen und abschließend beide Beine strecken.

6

Table Top –
10 Atemzüge

Auf dem Rücken liegen, Füße hüftbreit und parallel aufstellen, Hände hinter dem Rücken auf dem Boden, Fingerspitzen zeigen zu den Füßen, Kinn zur Brust. Beim Einatmen das Becken heben, beim Ausatmen den Kopf nach hinten strecken, zehn Atemzüge lang. Das Becken dabei in einer Linie mit Knien und Schultern, die Knöchel in einer senkrechten Linie unter den Knien und Handgelenke senkrecht unter den Schultern.


Eines der absoluten Top-Yoga Retreats ist Schloss Elmau Luxury Spa Retreat & Cultural Hideaway:


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