Wenn die Zahlen 3,86 – 180,2 – 42,195 Ihre Augen zum Leuchten bringen, dann sind Sie bereits infiziert und saßen vor einigen Wochen genauso gebannt nachts vor dem Fernseher, wie sonst nur die Basketball-Fans bei der Liveübertragung der NBA-Spiele, also der National Basketball Association in Nordamerika.

Die Liveschaltung ging diesmal aber nicht in eine Halle, sondern auf die Insel Hawaii. Und dort trafen sich im Oktober 2500 Männer und Frauen außer aller Welt, um sich 3,86 Kilometer durch die Wellen zu kämpfen, 180,2 Kilometer auf dem Rad zurück zu legen und sich zum Schluss noch einen Marathon von 42,195 Kilometern anzutun.

Der ganze sportliche Wahnsinn heißt Ironman Hawaii. Die Teilnahme an diesem Spektakel ist für viele Triathleten eine Art Ritterschlag. Das Rennen, das sich in diesem Jahr zum 40. Mal jährte, gilt als das härteste, denn es gibt starke Strömungen im Pazifischen Ozean, auf der Radstrecke bläst ein heftiger Wind und beim abschließenden Lauf macht den Teilnehmern die brütende Hitze zu schaffen.

Große Vorbilder

Der diesjährige Gewinner des Ironman Hawaii kommt aus Deutschland. Patrick Lange schaffte es, unter acht Stunden ans Ziel zu kommen und – er gewann in Folge. Bereits im Vorjahr durfte er den Siegerkranz, die Krone von Kailua-Kona, auf seinen Kopf setzen. Mit seinen 32 Jahren gilt Patrick Lange in viele Sportarten als Oldie. Doch gerade im Triathlon tummeln sich viele Sportler tatsächlich erst ab 30 aufwärts. So wie die Hautärztin Dr. Ellen Meyer-Rogge aus Karlsruhe: „Früher bin ich ,nur‘ gelaufen, was immer noch meine Lieblingsdisziplin ist. Aber es belastet den Körper, insbesondere die Gelenke, auf Dauer doch einseitig. Ein Freund animierte mich, doch mal auf’s Rennrad zu steigen. Für die dritte Disziplin habe ich dann noch eine Trainerin engagiert, die mir das Gefühl für das Wasser vermittelte.“

Mittlerweile fährt die Karlsruherin einmal im Jahr in ein Trainingslager, Wettkampf-Vorbereitung und Triathlon-Rennen sind fixe Termine in ihrem Kalender. Zunächst die kurzen Jedermann-Distanzen, dann die olympische und seit letztem Jahr auch die Halbdistanz (Ironman). „Und obwohl ich erst relativ spät zu dieser Ausdauersportart kam, bin ich in meiner Altersklasse (AK 50, Anm.d.Red.) durchaus auf den vorderen Plätzen anzutreffen. Das steigert natürlich den Ehrgeiz“, so Dr. Ellen Meyer-Rogge.

Dass Triathlon seit Jahren wächst, kann auch Alexandra Lochmatter vom Sportzentrum Thanyapura auf Phuket in Thailand bestätigen. Hier treffen sich vor allem die Profis, aber auch immer mehr Amateure zum Training. „Der Boom aus Europa, Amerika und Australien kommt jetzt auch nach Asien. Man sieht immer mehr Leute, die sich aktiv betätigen wollen und eine Herausforderung suchen“, so Alexandra Lochmatter. So werde die Triathlon-Gemeinschaft auf Phuket nicht nur von Jahr zu Jahr internationaler, sondern wachse ständig.

Erst checken, dann starten

Wer tatsächlich ins Training einsteigen möchte, sollte sich jedoch vorab einem gründlichen Check unterziehen. „Knie, Rücken, Schulter, Hüften … der gesamte Bewegungsapparat sollte vorher genau untersucht werden“, empfiehlt Dr. Andree Ellermann, Leitender Arzt der Arcus Sportklinik in  Pforzheim. Auch internistisch sollte man sich eine Freigabe von seinem Arzt holen, so der Experte. Er empfiehlt zudem nicht einfach und planlos zu trainieren, sondern gute Trainingspläne aufzustellen und Profis zu Rate zu ziehen, um an der Technik zu feilen. „Sonst belastet man den Körper falsch. Das geht auf Dauer schief.“ Ebenfalls wichtig sei nach einem Ren-nen, sich genügend Zeit zur Regeneration zu lassen. Dr. Andree Ellermann: „Es ist eine große Herausforderung, mental und auch körperlich.“

Auch Ellen Meyer-Rogge kommt ohne Trainer nicht aus: „Er kann die Einheiten individuell anpassen und wir besprechen jede Woche genau, welche Zeitfenster neben Job, Familie und Freunden für das Training bleiben. Beim Wochenabschluss schauen wir gemeinsam wie die einzelnen Einheiten waren. Was nicht geschafft wurde und wo Probleme oder Beschwerden auftreten.“ Auch mental unterstütze der Trainer, was extrem wichtig sei. „Man ist ja nicht jeden Tag gleich gut motiviert.“

Ellen Meyer-Rogge empfiehlt zudem eine Mitgliedschaft in einem Verein. „Ohne Freunde, die im Schwimmbad auf mich warten, würde ich vermutlich noch schlechter schwimmen als ich es ohnehin tue“, meint sie lachend. Apropos Spaß und Freude: Auch wenn man sich oft quält und an seine Grenzen geht, viele Triathleten schwärmen bei den Rennen regelmäßig von der tollen Stimmung. Und was gibt es Schöneres, als morgens durch den Wald zu laufen oder schwimmen zu gehen und sich bei herrlichem Sonnenschein auf‘s Rad zu schwingen.

Titelbild: Anja Beranek, (c) James Mitchell