Wann sind Sie über Ihre ersten Nischendüfte gestolpert? Und welche waren es? Ich für meinen Teil kann mich noch ziemlich gut daran erinnern – es muss bei mir ungefähr
um die Jahrtausendwende herum gewesen sein. Mein erster Nischenduft war Brosseaus Ombre Rose, danach folgte umgehend Piguets Bandit, was einigen von Ihnen mit Sicherheit ein Schmunzeln entlocken wird ob des fliegenden Wechsels hinsichtlich meiner Duftvorlieben. Duft Nummer drei war einer, der bis heute eine besondere Liebe von mir ist – Gaïac von Maison Micallef.

Damals war die Duftnische noch sehr viel überschaubarer, als sie es heute ist – und Maison Micallef schon seit Jahren ein Teil davon. Martine Micallef gründete ihre Firma 1996 mit zwei Männern, die beide eine signifkante Rolle in ihrem Leben spielen: zusammen mit ihrem Mann Geoffrey Nejman und tatkräftig unterstützt von Parfümeur Jean-Claude Astier. Micallef und Nejman gelten als Powerpaar. Bei den beiden scheinen sich die Gegensätze perfekt zu ergänzen: Martine Micallef ist der kreative Kopf, die Künstlerin, während Geoffrey Nejman, der früher im Bankenwesen sowie als Unternehmensberater tätig war, die Geschicke der Firma lenkt. Ihn als reinen Zahlenmenschen zu bezeichnen, ginge aber fehl, denn er leitet zudem die Duftentwicklung, mit Astier als Chefparfümeur.

Weltweit erfolgreich Der erste Duft des Hauses, Sashka, erschien 1997. Seitdem hat sich viel getan: Maison Micallef ist in 75 Ländern und über 900 Geschäften vertreten, betreibt darüber hinaus einen eigenen Flagshipstore in Dubai sowie seit 2017 eine Atelier-Boutique dort, wo alles seinen Anfang nahm – im legendären Grasse, dem Gründungsort und Hauptsitz der Firma.

Zwei Besonderheiten sind es, die unter anderem dazu führen, dass die Marke Micallef nach wie vor heraussticht im Nischenduftsegment. Ich hatte es bereits angesprochen – Martine Micallef, die vor ihrer Ehe mit Nejman diverse Beautysalons besaß, ist Künstlerin. Und lebt ihre Liebe zur Schönheit, ihre Leidenschaft für Dekoratives aus, indem sie diese einbringt in ihre Marke – bei der Flakongestaltung.

Schon die ersten Micallef-Düfte kamen in von Hand verzierten Flakons auf den Markt – das ist bis heute so, allerdings kann Martine Micallef mittlerweile auf die Unterstützung ihres eigenen Künstlerteams zählen. Alle Flakons werden entweder in der hauseigenen Keramikwerkstatt in Grasse oder in einer Kristallglasmanufaktur in Tschechien gefertigt und hernach mit Halbedelsteinen, Swarovski-Kristallen als auch Gold und Platin veredelt. Alles reine Handarbeit.

Kreatives Design Die Inspirationen zu den sich stetig verändernden Motiven bezieht Martine Micallef aus Leben, ihren Erlebnissen. So finden provenzalische Motive auf den Flakons genauso wie Blüten und Schmetterlinge, Reiseerinnerungen an Afrika und Indien fließen mit ein in Form von wilden Tieren und farbenprächtigen Mustern.

In der Atelier-Boutique in Grasse besteht die Möglichkeit, sich Flakons personalisieren zu lassen durch Gravuren und Kristallverzierungen. Wer es noch individueller mag, kann auf limitierte Künstlerkollektionen oder Eigenanfertigungen zurückgreifen – als Privatkunde, aber auch als Händler. Denn das Haus Micallef fertigt auf Wunsch auch spezielle Flakonverzierungen sowie Duftkollektionen, die sich auch in Deutschland in einigen Parfümerien und Luxuskaufhäusern finden lassen. Eine perfekte Möglichkeit, sich mit etwas Besonderem abzusetzen. Erst recht, da die Familie überaus rege mit ihren Vertriebspartnern zusammenarbeitet und diese nach Absprache unter anderem mit Besuchen vor Ort und beispielsweise dem damit verbundenen Angebot, Flakons für die Kundschaft zu gravieren und zu signieren, unterstützt. Das sind Events, die Kunden begeistern – und die meines Erachtens von vielen Einzelhändlern noch nicht oft genug realisiert werden.

Gern möchte ich Ihnen, wie immer am Ende meiner Artikel, noch zwei duftende Testempfehlungen mit auf den Weg geben – außer meinem All-Time-Favoriten Gaïac sind das Ananda – ein Klassiker und Bestseller des Hauses, ein sinnliches, fruchtig-florales Stillleben. Sowie der neueste Duft aus der Jewel-Kollektion: DesirToxic. Der Neuling bezirzt kühn mit Cannabis oder besser Hanf, begleitet von Cassis, Zitrusfrüchten und Zimt.

Text: Ulrike Knöll. Die Philosophin und Pädagogin kennt den Nischenmarkt bestens. Als Duftexpertin betreut sie den Corporate Blog www.alzd.de von „Aus Liebe zum Duft“. Sie textet freiberuflich, erstellt Konzepte, schult und berät. In jeder Ausgabe blickt sie für INSIDE beauty hinter die Kulissen eines Dufthauses. Junge Wilde stehen ebenso auf dem Programm wie alteingesessene Manufakturen. Viel Spaß beim Entdecken!