Schwindelerregende Wolkenkratzer, superlässige Transportmittel und kulinarische Köstlichkeiten, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Hongkong lädt ein zum Sehen, Staunen und Genießen.
Jede Stadt hat ihre unwiderstehlichen Momente. Jene magischen Minuten, in denen man als Besucher einfach nicht anders kann, als alles links liegen zu lassen, stattdessen hinzusehen und zu staunen. In Hongkong ist es der Augenblick, wenn sich die Dämmerung in der Dunkelheit verliert und eine der berühmtesten Skylines der Welt die Lichter anknipst. Dann glitzert, blinkt und schillert die Mega-City am Südchinesischen Meer in den buntesten Farben und erwacht zu ihrer nächtlichen Blüte.
Ich erinnere mich noch genau, als ich diesen Augenblick zum ersten Mal erleben durfte. Es war im Jahr 1998, kurz nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft. Mit Tausend anderen aufgeregt knipsenden Schaulustigen aus aller Welt stand ich an der Promenade am Victoria Harbour, um das Spektakel zu beobachten. Die Bank of China (315 Meter) war das höchste und markanteste Gebäude der Stadt. Haarscharf über unseren Köpfen schwebten die dröhnenden Jumbos auf den internationalen Kai-Tak-Airport ein. Dieselbe Stadt, der gleiche Moment, gut 15 Jahre später: Der Flughafen von Hongkong heißt heute Chek Lap Kok, liegt etwa eine halbe Autostunde von der City entfernt, und die Bank of China gehört zu einem Hochhaus unter vielen. Ich sitze in knapp 500 Metern Höhe auf der Terrassen-Bar eines Wolkenkratzers, an dessen Planung man vor der Jahrtausendwende wahrscheinlich noch nicht einmal gedacht hat. Das International Commerce Centre (ICC) in Kowloon gehört mitsamt des darin beheimateten Ritz-Carlton Hotels zu den neuen Stars der Stadt. Sein himmelhohes Maß führt die aktuelle Wolkenkratzer-Skala von Hongkong an. Ich erlebe die hereinbrechende Finsternis aus der Vogelperspektive. Die Lichter der Skyline zeichnen glitzernde Refl exe ins nachtschwarze Meer, tanzende Scheinwerfer erwecken die starren Glas- und Beton-Stelen zum Leben. Einmal mehr raubt mir dieser Anblick den Atem.
Wenn es dunkel wird, erwacht die Skyline
Nach einem Besucher-Boom in den 1990er-Jahren war es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden um die chinesische 7-Millionen-Metropole. Vogelgrippe, SARS und auch die weltweite Finanzkrise haben ihren Tribut gefordert. In Hongkong stand die Zeit derweil nicht still. Die Stadt hat sich fi t gemacht für Übermorgen und präsentiert sich heute schicker als je zuvor. Die ständig wachsende Skyline, neue ultramoderne Shopping-Malls sowie eine Top-Hotellerie und -Gastronomie sind der beste Beweis. Aber manches ändert sich (hoff entlich) auch nie.
Obwohl U-Bahn und drei Tunnel Kowloon und Hongkong Island schon lange verbinden, gibt es nach wie vor nichts Schöneres, als mit der „Star Ferry“ zwischen den beiden Stadtteilen zu pendeln. Auch wenn die Überfahrt mit der seit 1898 bestehenden Fährflotte keine zehn Minuten dauert, scheint sie doch wie eine kleine Zeitreise. Was haben die grün-weißen Schiff chen nicht schon alles gesehen: japanische Besatzer, europäische Glücksritter … Sie erlebten mit, wie ein britisches Empire auf einer kargen Insel eine Weltmetropole errichtete und diese hundert Jahre später schweren Herzens wieder an die Volksrepublik China zurückgeben musste. Aufregendes Sightseeing auf die bequeme Art Viel zu erzählen hätten auch die altehrwürdigen Straßenbahnen, die seit 1904 entlang der Nordküste von Hongkong Island zuckeln. Während man sich auf einer Holzbank – vorzugsweise in der ersten Reihe des Oberdecks – niederlässt, und die Waggons durch die Häuserschluchten des Bankenviertels von Central ruckeln, zieht das bunte Leben der Großstadt sprichwörtlich an einem vorbei: Man sieht Kinder in Uniformen, die tobend das Ende ihres Schultages feiern, kritische musternde Kunden an einem Obststand, todschick gekleidete Chinesinnen beim Shoppen, mit Bambusstangen bepackte Bauarbeiter, vom Dunst duftender Räucherstäbchen eingenebelte Schreine … Ein „Ding Ding“ kündigt jeweils die nächste Haltestelle an – und man steigt aus, um zum Beispiel eine der bedeutendsten Heiligenstätten der Stadt zu besuchen, den Man Mo Tempel in der Hollywood Road. Wer jetzt an der überaus bequemen Art des Sightseeings Gefallen gefunden hat, darf sich nur wenige Meter entfernt auf das nächste spannende Transportmittel freuen: die längste Außenrolltreppe der Welt! Mit dem insgesamt 800 Meter langen Laufband lassen sich 135 Höhenmeter entspannt in etwa 25 Minuten überwinden. Ein Aussteigen ist immer wieder möglich und unbedingt zu empfehlen, denn am Rande der Strecke warten urige Kneipen, gibt es jede Menge Restaurants und witzige Läden zu entdecken.
Die Metropole kocht an jeder Ecke
Ein typischer Bummel durch Hongkong endet für viele Besucher auf einem Nachtmarkt, etwa dem Ladies Market in Mong Kok. Der Trubel ist groß, das Angebot an günstiger Kleidung, Gürteln, Schuhen, Handtaschen unüberschaubar. Nichts für mich. Lieber lasse ich mich von meiner Nase leiten und folge dem verführerischen Duft einer Garküche. Über dem Grill dreht sich ein Spanferkel, Fisch wird frittiert, Rindfleisch geröstet. Mich lachen die vegetarischen Mini- Frühlingsrollen an, die vorzüglich schmecken und meine Vorfreude auf den nächsten Tag noch steigern. Morgen steht die „Foodie Tasting Tour“ auf dem Programm. Die kulinarische Entdeckungsreise durch Hongkong wird sicher so manch neuen unwiderstehlichen Moment zu bieten haben.
(Foto oben: Ritz-Carlton Hongkong)