Im Gespräch mit Dr. Inez Linke, Meeresbiologin und geschäftsführende Gesellschafterin von OceanBasis
Die Kielerin Dr. Inez Linke hat ihre Liebe zum Meer früh entdeckt. Durch verschiedene Forschungsprojekte erkannte sie das große Potenzial von Algen. Seit 2001 ist sie Mitbegründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens OceanBasis. Dort ist die 62-Jährige unter anderem verantwortlich für Forschung und Produktentwicklung der eigenen zertifizierten Naturkosmetikmarke Oceanwell, die auf Meereswirkstoffen aus Nord- und Ostsee basiert. Inez Linke wurde 2017 in Schleswig-Holstein mit dem IB.SH Unternehmerinnenpreis ausgezeichnet, der an Frauen geht, die mit Weitsicht, Kreativität und Tatkraft eigene Wege gehen. Sie ist verheiratet mit einem Meeresbiologen. Die Liebe zum Meer wurde in der Familie weitergegeben: Ihr Sohn studiert in Rostock Meeresbiologie, ihre Tochter lässt sich als Textildesignerin speziell von den organischen Formen der Algen inspirieren.


Frau Dr. Linke, wie kamen Sie auf die Idee, Meeresbiologin zu werden?
Mich hat das Meer schon früh fasziniert. Mit meiner Oma habe ich als Kind immer die Filme über den französischen Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau geschaut und war einfach nur begeistert. Später habe ich dann ein Biologiestudium in Hamburg angefangen und konnte da bereits meinen Fokus auf das Thema Meer legen. Es folgte ein Auslandsaufenthalt in den USA, an der Boston University, der mich prägte. Später kamen dann Forschungsaufenthalte in Italien, Griechenland, Norwegen und Dänemark dazu.
Als Meeresforscherin hat man das Thema Kosmetik nicht sofort im Fokus. Was weckte Ihr Interesse?
Nachdem ich nach dem Studium drei Jahre in Dänemark arbeiten und forschen konnte, gingen mein Mann und ich zurück nach Kiel. Durch eine Weiterbildung zum Thema neue Medien & Marketing konnte ich bei einem Forschungsprojekt im Bereich Meeresumwelt in der Küstenregion in Schleswig-Holstein mitarbeiten. Und da ging es unter anderem darum, ob und wie man Algen als Aquakultur in der Ostsee anpflanzen und auch nutzen kann. Da war der Weg hin zur Kosmetik nicht mehr weit. Und natürlich wollten wir es gleich richtig machen und entwickelten die erste zertifizierte Naturkosmetik mit Algenextrakt und Meerwasser.
Was fasziniert Sie so an Algen?
Ich bezeichne Meeresalgen immer gerne als die Regenwälder der Meere. Es gibt mehr als 13 000 verschiedene Arten. Algen stellen zudem auch einen ganz wichtigen Lebensraum dar und spielen eine große Rolle beim Thema Meeresschutz. Sie produzieren Sauerstoff, was die Wasserqualität verbessert, umgekehrt nehmen sie CO₂ aus der Atmosphäre auf.
Algen enthalten zudem viele spannende Wirkstoffe. Sie sind eine extrem nährstoffreiche Quelle für Vitamine, Mineralstoffe, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren. Diese Nährstoffe sind auch für unseren Körper essenziell und deshalb eignen sich Algen eben auch perfekt für die Hautpflege.
Algen können auch eine größere Rolle in der gesunden Ernährung spielen?
Ja, unbedingt. Das von mir 2001 mitgegründete Unternehmen OceanBasis forscht an Wirkstoffen aus dem Meer, um sie für die Gesundheit der Menschen nutzbar zu machen, also auch als Nahrungsressource. Wir stellen also „Meeresgemüse“ her und vermarkten es auch. Dafür beziehen wir Algen aus biozertifizierter, nachhaltiger Ernte in Europa. Algen gelten als Alleskönner, denn sie liefern mit ihren unterschiedlichen Ballaststoffen, Proteinen und Vitaminen sämtliche Nährstoffe, die wir benötigen. Das macht sie als Nahrung so wertvoll, gerade auch für die vegane oder vegetarische Ernährung. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit der dänischen Universität an einem Forschungsprojekt, dass der Bevölkerung die Ernährung mit Algen näher bringen soll.
Können Sie sich ein Leben ohne das Meer vorstellen?
Ein klares Nein. Ich schaffe es zwar nicht, wie manche meiner Kollegen jeden Morgen im Meer baden zu gehen. Dafür aber liebe ich es am Meer entlang zu laufen, die Weite und gleichzeitig die Tiefe zu bewundern. Das Meer hat für mich etwas weltumspannendes. Von meinem Büro in Kiel kann ich übrigens auch auf die Ostsee sehen. Einen schöneren Arbeitsplatz kann ich mir nicht wünschen.
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