Im Winter entfaltet die dänische Metropole einen besonderen Zauber. Dann schlägt die Stunde der gemütlichen Cafés, malerisch gelegenen Eislaufbahnen und festlich beleuchteten Weihnachtsmärkte.
Wenn Jahr für Jahr der weltweite Glücksindex veröffentlicht wird, ist Dänemark immer ganz vorne mit dabei. Irgendwas scheinen die Dänen besser zu machen als der Rest der Welt. In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen gehe ich auf Spurensuche. Dafür nutze ich – wie über die Hälfte der Kopenhagener – ein Fahrrad. City Guide Christian zeigt mir seine Stadt auf zwei Rädern. Als erstes schauen wir uns den ehemaligen Schlachterbezirk Kødbyen im Stadtteil Vesterbro an. Er hat sich nach der Umwandlung der Fleischereien in Kneipen und Restaurants zu einem Szeneviertel entwickelt. Dabei wurden die alten industriellen Strukturen nicht getilgt, sondern mit den Bedürfnissen zeitgenössischen urbanen Lebens in Einklang gebracht. Mittlerweile, erklärt mein Guide, haben sich in Vesterbro viele Familien mit Kindern niedergelassen. Ein Paradebeispiel für gelungene Stadtentwicklung.


Im Winter beginnt die Stadt von innen zu leuchten


Lebenswert, umweltbewusst, hygge
Überhaupt machen es sich die Kopenhagener gerne komfortabel, auf umweltbewusste und zugleich pragmatische Art. Beispiel Radfahren: Dadurch ist nicht nur die Luft in der Stadt besser als in anderen europäischen Großstädten. Man kommt auch schneller überall hin, sieht lauschige Ecken wie die dörflichen, kopfsteingepflasterten Gassen von Christianshavn oder den coolen Reffen-Streetfood-Markt im Stadtteil Refshaleøen, und absolviert ganz nebenbei noch sein tägliches Quantum Fitness. Die nötige Infrastruktur wurde nicht einfach „nur“ geschaffen, sondern verschönert auch noch das Stadtbild. Etwa die „Fahrradschlange“, eine Brücke nur für Radler. Leuchtend rot asphaltiert, schlängelt sie sich zwischen Häuserzeilen hindurch und über Kanäle hinweg nach Islands Brygge, ein weiteres Viertel, das sich von einem Industriegebiet in ein lebenswertes Quartier am Wasser mit beliebtem ganzjährigen Hafenschwimmbad entwickelt hat. Dänisches Design, naturnah, klar und fröhlich, findet eben nicht nur in den eigenen vier Wänden oder am eigenen Leib statt, sondern sorgt auch in jedem kleinen Café, auf jedem puristisch angerichteten Teller im Restaurant und eben auch im Städtebau für dieses Gefühl von Modernität, Gemütlichkeit und Wärme zugleich, das unter dem Namen „hygge“ auch bei uns bekannt geworden ist. Kopenhagen hat aber auch jede Menge alte Gemäuer zu bieten, die es wert sind, erkundet zu werden. Etwa das Schloss Amalienborg, ein Rokoko-Ensemble, in dem die königliche Familie residiert. Dort kann man nicht nur den pittoresken Wachwechsel der Leibgarde beobachten, sondern mit etwas Glück auch Mitglieder der Königsfamilie mit dem Rad davonflitzen sehen. Oder die Dreifaltigkeitskirche mit ihrem runden Turm („Rundetårn“), von dem aus man einen tollen Panoramablick über die Stadt hat.

Auf unserer Radtour quetsche ich meinen Guide Christian über das Noma aus, das jahrelang als bestes Restaurant der Welt galt und aktuell geschlossen ist, weil Erfinder und Chefkoch René Redzepi an anderen Projekten bastelt. Fine Dining finde ich immer spannend. „Ganz zufällig“ radeln wir an dem Gewächshaus vorbei, in dem früher das Restaurant und heute ein Pop-up-Store mit Gewürzpasten und Soßen untergebracht ist. Küchenzutaten auf Drei-Sterne-Niveau. Wenig später sitze ich bei Sonnenuntergang im La Banchina, einem schlichten, kleinen Kiosk mit eigenem Freibad, Sauna und Blick auf den Hafen, und schlürfe Austern. Das Glück wartet in Kopenhagen an jeder Ecke!

Moderne Architektur
Kopenhagen ist ein Dorado für alle, die sich für moderne Baukunst interessieren. Noch bis 2026 ist die dänische Metropole UNESCO-UIA Welthauptstadt der Architektur. Ganze Stadtviertel wurden mit spektakulären Gebäuden überbaut. Dabei hatten die Stadtplaner stets eines im Blick: die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Menschen. Statt Beton- und Stahlwüsten entstanden kreative neue Quartiere, die nicht nur Raum zum Wohnen, sondern auch zum Leben bieten. Aus dem früheren Schlachthofbezirk K0dbyen im Stadtteil Vesterbro um Beispiel wurde ein Ausgeh- und Gastro-Viertel mit zahlreichen Restaurants, deren weißgeflieste Wände noch an die ursprüngliche Funktion erinnern. Ein beliebtes Fotomotiv ist die Cirkelbroen (Kreisbrücke) nach Entwürfen des isländischen Künstlers Ólafur Elíasson. Ein weiteres Städtebauprojekt, das bis 2050 abgeschlossen sein soll, ist Nordhavn. Das Gelände des ehemaligen Freihafens soll komplett nachhaltig werden. Ehemalige Silos oder Lagerhallen wurden weitgehend bewahrt, modernisiert und architektonisch modifiziert, neue Gebäude kommen hinzu. Dazwischen bleibt viel Raum zum Spielen, Sporteln und für Begegnungen.



Nachhaltige City
Dass die Dänen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein groß schreiben, merkt man als erstes an den vielen Radfahrern in Kopenhagen. Die Stadt hat hervorragende Rahmenbedingungen geschaffen, allen voran die 397 Kilometer Radwege, die meist breiter sind als die Fahrstreifen für Autos. Es gibt Brücken nur für Radler und an jeder Ecke stehen Leihräder bereit. Das Wasser in den Kanälen und Hafenbecken ist so sauber, dass man darin baden kann. Es gibt vier Hafenbäder, die auch im Winter in Betrieb sind. Im 0resund, der vorgelagerten Meerenge, drehen sich Windräder und erzeugen Ökostrom, und fast zwei Drittel der Hotelzimmer in Kopenhagen sind öko-zertifiziert. Dänemark hat außerdem den höchsten Pro-Kopf-Verbauch an organischen Lebensmitteln weltweit. In der Gro Spiseri in 0sterbro kann man Frisches direkt vom Beet genießen – auf einem Rooftop. Die Kopenhagener tragen in etlichen Initiativen dazu bei, ihre Stadt sauber zu halten. Beim Angebot CopenPay können Touristen im Sommer für Erlebnisse wie eine Bootsfahrt oder Museumsbesuche mit Aktionen „bezahlen“, etwa an einer Hafenreinigung teilnehmen. Und vom CopenHill, einer Müllverbrennungsanlage, kann man auf Skiern das begrünte Dach hinunterflitzen.



Danish Design
Dänisches Design ist legendär! Designer wie Arne Jacobsen oder Finn Juhl haben uns etliche Klassiker wie den berühmten Egg Chair beschert. Das Besondere an den Entwürfen ist die Verbindung von Funktionalität und Schlichtheit, handwerklich meisterhaft umgesetzt mit nachhaltigen, natürlichen Materialien, Farben und Formen. Manchmal kommen die Stücke vom Stuhl bis zum Stoff aber auch ganz schön bunt daher und setzen so Akzente. In jedem Fall sind sie alltagstauglich, langlebig und zeitlos und sorgen für diese typische Art von aufgeräumter dänischer Gemütlichkeit – einfach hygge eben!
Essen & Trinken
Wenn es ums Essen geht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Noma. Das Sternerestaurant war eines der besten der Welt, bevor es 2024 schloss. Fast jeder ambitionierte dänische Koch hat irgendwann mal dort gearbeitet. Chefkoch René Redzepi gilt zugleich als Begründer der New Nordic Cuisine, die aus regionalen, saisonalen und ethisch produzierten Produkten puristische Gerichte mit natürlichen Aromen schafft. Die wichtigsten Zutaten sind dabei Fisch und Meeresfrüchte sowie heimisches (Wurzel-)Gemüse wie Rettich, Radieschen oder Gurke. Heute leuchten die Restaurants „Geranium“ und „Alchemist“ am hellsten am Kopenhagener Fine-Dining-Himmel.

HØst Rustikal und elegant zugleich ist nicht nur die Ausstattung, sondern auch das Essen. Saisonale, regionale Zutaten wie Kammmuscheln, Kaviar und Brunnenkresse werden fein aufeinander abgestimmt und klar, aber optisch sehr ansprechend angerichtet. Lecker: Blaubeeren mit Koldskål, einer Kaltschale aus Buttermilch. Das urige Ambiente im Høst mit Holzmobiliar und Grünpflanzen ist preisgekrönt. www.cofoco.dk/en/hoest
BÆst Gegründet von einem früheren Sous Chef des Noma, gehen italienische Rezepte und dänische Zutaten hier eine leckere Liaison ein. Besonders stolz ist das Team (im Bild Food & Beverage Manager Riccardo Scelsi) auf Mozzarella, Burrata, Salami, Schinken, Nduja & Co., die aus regionalen Bio-Zutaten selbst im Haus produziert werden. Das Ergebnis: super leckere Sauerteig-Pizza wie bei Mamma. www.baest.dk


La Banchina Einfach und gut sind die wechselnden Speisen, die sich auf Fisch und Vegetarisches beschränken – organisch, biodynamisch, lokal. Etwa die saftigen Austern, die man viel frischer nicht kriegen kann. Dazu gibt’s Naturwein. Das Tagesangebot wird einfach auf die Fensterscheibe geschrieben, der kleine Kiosk bietet nur 16 Sitzplätze. Dafür aber Sauna und ganzjährig geöffnetes Badebecken mit Hafenblick. www.labanchina.dk

Kurz nachgefragt bei Antonios Ioannou
Welche besonderen Herausforderungen bringt die vegane Küche für Sie als Profi mit sich?
Es ist viel komplizierter, nur mit Gemüse zu arbeiten. Die Dänen lieben Fleisch, Fisch und Milchprodukte. Und wir müssen sie ja irgendwie zu uns locken. Also behandeln wir Gemüse wie Fleisch. Die blauen Austernpilze aus unserer eigenen Funga Farm zum Beispiel haben eine fleischartige Konsistenz. Durch Zutaten wie unsere hausgemachte Barbecue-Soße verstärken wir diesen Eindruck.

Eine Herausforderung ist auch das Klima in Dänemark. Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Zutaten. Und die stehen hier nun mal nicht ganzjährig zur Verfügung. Darum stellen wir unsere eigenen Konserven her, fermentieren und verarbeiten im Sommer Dinge, die wir im Winter verwenden können.
Es kommen also nicht nur Veganer ins Lupa?
Nein, absolut nicht. Manche Gäste scheinen gar nicht zu wissen, dass wir ein veganes Restaurant sind. Sie kommen, weil wir ein gutes Restaurant sind. Es gibt auch Gäste, die sind am Anfang etwas skeptisch und sagen hinterher: „Wow, das war wirklich sehr, sehr lecker. Das hätte ich nicht erwartet.“
Und sind Sie selbst Veganer?
Ich stamme aus Griechenland und bin mit der mediterranen Küche aufgewachsen. Ich ernähre mich zu 90 Prozent vegan, aber manchmal habe ich auch Heißhunger auf Fleisch und dann esse ich es auch. Die Arbeit im Lupa beeinflusst mein Essverhalten aber schon.
Warum ist Dänemark ein Hotspot für Fine Dining?
Die Dänen gehen gern essen und können es sich auch leisten. Um die Jahrtausendwende haben sich viele skandinavische Köche Richtung Süden aufgemacht, um bei Größen wie Ferran Adrià zu lernen. Und dann kamen sie mit neuen Inspirationen zurück. Auch das Noma hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen. So hat sich Kopenhagen zur Feinschmecker-Stadt gemausert.

Nimb Hotel
Im ikonischen 5-Sterne-Superior-Haus direkt neben dem Tivoli-Park trifft zeitlose Eleganz auf modernen Komfort.

Märchenhafter Palast
Die Fassade des Nimb – hier in Form einer liebevoll gestalteten Willkommenskarte – prägt seit 1909 das Erscheinungsbild des Tivoli. Ursprünglich beherbergte der „Basar“ genannte Bau im maurischen Stil kleine Geschäfte und ein Restaurant der Familie Nimb, daher der Name. Seit 2008 ist das Gebäude ein Hotel. Die Gäste haben von allen Zimmern und Suiten (außer einem) sowie von der Hotelterrasse einen Blick auf den Vergnügungspark – und außerdem freien Zutritt.
Das Mitglied der Small Luxury Hotels of the World wurde in diesem Jahr in die exklusive „Finest Collection“ der Kooperation aufgenommen, der nur 21 Hotels weltweit angehören. Es liegt zentral zwischen Tivoli und Hauptbahnhof in der Bernstorffgade 5. Mit der U-Bahnlinie M2 gelangt vom Flughafen in rund 20 Minuten dorthin, mit dem Taxi in 30. www.nimb.dk
Eine Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer kostet im November/Dezember ab 709 €.
Manon les Suites
Das moderne 5-Sterne-Hotel vereint zeitgenössisches dänisches Design mit balinesischem Urwald-Feeling.

Das 5-Sterne-Hotel in der Gyldenløvesgade 19 ist vom Flughafen in rund 25 Minuten mit der Metro M2 erreichbar (bei der Station Nørreport aussteigen). www.guldsmedenhotels.com/manon-les-suites/
Vom 12.11. bis 23.12.2025 Package „Full Christmas Experience“ an. Es inkludiert ein 4-Gänge-Weihnachtsdinner und kostet ab 500 € pro Person/Nacht (max. 3 Nächte).
Was für ein Traum-Pool! Das Haus hat aber noch einiges mehr zu bieten. Etwa die 87 stylischen Suiten, die mit dänischen Designerstücken und Textilien in warmen Farben ausgestattet sind. Oder das Rooftop Spa mit Sauna, Aromadampfbad, Kaltwasserguss zum Abkühlen und einer lässigen Outdoor-Lounge. Das Restaurant Chapung nimmt die Gäste mit auf eine kulinarische Reise um die Welt, und in der neuen Cocktailbar, einer Mischung aus Boho Style und Art déco, gibt es neben leckeren Drinks auch die übergroße Statue einer Libelle – das schillernde Insekt gab der dänischen Hotelkette Guldsmeden, zu der Manon les Suites gehört, den Namen.

Lesestoff

Marco Polo Kopenhagen
präsentiert Top-Highlights, Erkundungstouren, Insider-Tipps, Karten und eine Touren-App. Mairdumont, 144 S., 2025, 17,95 €.
Verborgenes Kopenhagen
Versteckte Schätze der dänischen Metropole abseits ausgetretener Pfade. Jonglez Verlag, 224 S., 2025, 18,95 €.

Aufmacherbild: wonderful copenhagen/ MellanieGandø
Reise-Tipps für die schönsten SPA Metropolen und ausgewählte Hotels stellen wir in der aktuellen Ausgabe SPA inside vor.







