Im Herzen Roms: Die Klassiker im Centro Storico bestaunen und dann … ins „wahre“ Rom eintauchen. Auf dem Largo di Torre Argentina etwa – wo einst Caesar ermordet wurde – lässt sich Geschichte erleben, frei und nah, ohne Eintritt.

Es wird geschmollt, gelacht und geküsst – aber nur genau so lange, wie man für ein Selfie braucht. Viel mehr Zeit haben die Touristen auch nicht. Denn am Trevi-Brunnen geht es zu wie am Bahnhof. Mitarbeiter der Stadt koordinieren die Besucherströme mit Trillerpfeife, ausladenden Handbewegungen und wenn nötig mit Absperrzäunen. Nicht viel anderes spielt sich an der Spanischen Treppe oder dem Pantheon ab. Wer sich das „Oculus“-Fenster anschauen will, muss viel Zeit mitbringen. Trotzdem lohnt sich ein Rundlauf im Centro Storico, dem historischen Viertel von Rom. Denn all die Sehenswürdigkeiten sind einfach grandios und atmen Geschichte. Wenn Sie, je nach Zeitfenster, jedoch auch das „echte“ Rom kennenlernen möchten, dann starten Sie früh und veranschlagen einen halben Tag für Trevi-Brunnen & Co., denn diese Highlights liegen dicht nebeneinander. Und dann sind Sie bereit für neue Abenteuer.
Einer meiner Lieblingsplätze: der Largo di Torre Argentina. Hier kann man ganz ohne Gedrängel und lange Warteschlangen einmal um den Platz laufen und vier antike Tempel bewundern, die knapp sechs Meter unter dem Straßenniveau liegen. Hier, wo sich heute etwa 150 Katzen tummeln, und der Platz deshalb auch Katzenforum heißt, soll übrigens einst Julius Caesar ermordet worden sein. Vom Largo führt der Weg nahtlos ins Jüdische Viertel („Ghetto“) hinüber. Über den hübschen Schildkrötenbrunnen (Fontana delle Tartarughe) schlendert man durch enge Gassen, vorbei an kleinen Geschäften, koscheren Cafés und charmanten Trattorien. Das Viertel fühlt sich an wie eine eigene kleine Welt, fast geheim und doch mittendrin.


Trevi-Brunnen (Foto: AdobeStock/EmiCristea)
Das Pantheon ist ein antiker Tempel, durch dessen offenes „Oculus“-Fenster Sonnenlicht und Regen ins Innere fällt (Foto: iStock/andersdahl65)
Piazza Navona (Foto: shutterstock/RossHelen)

Die Historische Altstadt
Das Centro Storico, die historische Altstadt Roms, vereint auf engem Raum die bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Sie alle lassen sich an einem Tag gut zu Fuß erkunden und liegen teilweise nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Der Trevi-Brunnen ist das größte barocke Wasserbecken Roms und die Piazza Navona beeindruckt mit ihrer ovalen Form, einst ein römisches Stadion, heute gesäumt von Palästen und Gian Lorenzo Berninis „Vierströmebrunnen“. Gleich daneben steht das Pantheon, ein 2000 Jahre alter Tempel mit der größten unverstärkten Betonkuppel der Welt und einer offenen Kuppelöffnung, dem „Oculus“. Die Spanische Treppe mit 135 Stufen verbindet die Piazza di Spagna mit der Kirche Trinità dei Monti und gilt als beliebter Treffpunkt. Auf dem Weg von einem zum anderen Highlight liegen unzählige Kirchen, kleine Brunnen und historische Fassaden, die vom Mittelalter bis zum Barock reichen. Tipp: Natürlich sind Sie bei all den Sehenswürdigkeiten nicht allein, deshalb besser frühzeitig mit dem Rundgang starten.


Nur einen Steinwurf weiter liegt die Tiberinsel (Isola Tiberina) – die einzige Flussinsel Roms, historisch mit Medizin und Heilung verbunden (Tempel des Asklepios, später Krankenhaus und Kirche). Über die antiken Brücken Ponte Fabricio und Ponte Cestio erreicht man das lebendige Trastevere: enge kopfsteingepflasterte Straßen, quirlige Plätze und viele Bars.
Wer noch Lust hat und sich nicht zu lange in Trastevere treiben lässt, der kann den Tiber entlang zum Vatikan laufen. Nur für einen ersten Eindruck versteht sich. Hier ist Wiederkommen fast Pflicht. Danach bummeln Sie Richtung Castel Sant’Angelo, einst Mausoleum, dann Gefängnis, heute Museum. Der Rückweg führt über die berühmte Ponte Sant’Angelo mit ihren zehn prächtigen Engelsfiguren, jeweils fünf auf beiden Seiten. Hinter der Brücke erstreckt sich ein Viertel voller Restaurants, mittendrin die Via dei Coronari, eine der charmantesten Straßen des Stadtteils Campo Marzio.Vielleicht schauen Sie schon mal, wo Sie später am Abend essen gehen möchten. Aber nicht zu lange, denn von hier sind es noch etwa 30 Minuten zur Terrazza del Pincio in den Gärten der Villa Borghese. Da müssen Sie hin – um von dort oben einen der schönsten Sonnenuntergänge über Rom zu erleben.


(Foto: AdobeStock)

In Rom begegnet man auf Schritt und Tritt Geschichte – besonders an den Kaiserforen. Die Plätze entstanden zwischen 46 v. Chr. und 113 n. Chr. als politisches und wirtschaftliches Zentrum des Römischen Reichs. Sie liegen zwischen Kolosseum und Piazza Venezia entlang der Via dei Fori Imperiali. Vom Forum des Caesar über das Forum des Augustus bis zum prächtigen Forum des Trajan reihen sich Tempelreste, Triumphsäulen und Marmorpflaster. Bei Sonnenuntergang leuchten sie goldfarben und lassen ihre einstige Pracht erahnen. Der Zugang ist nur mit gültigem Ticket möglich, geöffnet ist täglich ab zirka 8.30 Uhr bis, je nach Saison, 18 bzw. 19 Uhr.


(Foto: shutterstock/ValentynVolkov)

Beliebtes Gemüse: die Artischocke

Die römische Küche liebt Gemüse mit Charakter: Artischocken sind Stars, ob zart geschmort „alla Romana“ mit Minze oder „alla Giudia“, auf jüdische Art knusprig frittiert. Auch bittere Puntarelle – knackige Chicorée-Sprossen mit Sardellensauce – oder wilder Brokkoli landen oft frisch vom Markt auf den Tellern der Stadt, häufig roh mariniert mit Olivenöl und Zitrone.


Die goldene Stunde – Die schönsten Sonnenuntergänge

Es ist in der italienischen Hauptstadt gerade sehr angesagt, sich auf Dachterrassen zu treffen und die Aussicht, am besten im warmen Licht des Sunset, zu genießen. Dazu noch einen Aperitivo? Die Römer mögen es hier ganz klassisch und trinken am liebsten Aperol Spritz (Foto: AdobeStock)
  • Terrazza del Pincio Logenplatz für die schönsten Sonnenuntergänge: Die Terrazza (Foto) in den Gärten der Villa Borghese. Von hier reicht der Blick über die Piazza del Popolo bis zur Kuppel des Petersdoms. Abends sorgen oft Straßenmusiker für eine stimmungsvolle Begleitung. Zu Fuß zu erreichen von der Piazza del Popolo: einfach die Treppen oder den Weg im Park hinauf, zirka 5 Minuten. Nächste Bar: Chill Sunset Bar
  • Terrazza Trinità dei Montis Oberhalb der Spanischen Treppe bietet die Terrasse vor der Kirche Trinità dei Monti einen weiten Blick über Rom im Abendlicht. Einen Aperitivo gibt’s in den Bars der Via Sistina, nur wenige Schritte entfernt.
  • Terrazza Gianicolo Sie liegt auf dem Janiculushügel, von wo aus man einen weiten Blick über Rom bis zum Petersdom hat. Am besten erreicht man sie zu Fuß aus Trastevere über die Via Garibaldi oder bequem mit dem Bus 115. Unterwegs passiert man das Denkmal von Garibaldi. Für den Aperitivo lohnt sich das nahe Ristorante Antico Caffè del Moro, bekannt für klassischen Spritz und herzhafte Snacks.

Durch Rom spaziert

Ein Buch war mein ständiger Begleiter bei meinem Besuch. „Zu Fuß durch Rom“, das sind 12 Spaziergänge, die Autorin Sabine Kühne liebevoll und detailliert zusammengestellt hat. Drei davon darf ich Ihnen besonders empfehlen, da ich sie, mit kleinen Schlenkern links und rechts, abgelaufen bin.

SPA inside Chefredakteurin Franka Hänig empfiehlt als perfekte Begleiter: Cap, Sonnenbrille und Buch
  • TOUR 1 Rund ums Jüdische Viertel Ein kleines Viertel mit viel Geschichte, einem Schildkrötenbrunnen und den besten frittierten Artischocken.
  • TOUR 2 Trastevere und Gianicolo Wer den Tiber über die Insel Isola Tiberina überquert, ist schon mittendrin, im von kleinen Gassen durchzogenen Viertel. Von dort aus geht es hoch, vorbei an der Fontana Acqua Paola, zur Piazza Garibaldi (mit tollem Blick auf Rom). Punkt 12 Uhr gibt es hier eine Kanonensalve.
  • TOUR 3 Trieste und Salario Abseits der großen Touristenströme entdeckt man hier herrschaftliche Villen und das hübsche kleine Jugendstilviertel Quartiere Coppedè. Für Regentage ist das Museum für Moderne Kunst zu empfehlen – in einer ehemaligen Brauerei.

Kurz nachgefragt bei Sabine Kühne

Frau Kühne, in Ihrem Buch „Zu Fuss durch Rom“ findet der Leser die verschiedenen Stadtviertel in 12 Spaziergängen wieder. Welches ist Ihr Lieblingsviertel?
Ganz besonders mag ich das Stadtviertel Trastevere, wo ich lange gewohnt habe. Dort startet einer meiner Lieblingsspaziergänge über den Hügel Gianicolo mit seinem herrlichen Panorama. Dieser Spazierweg begeistert mich immer wieder. Oft schaue ich auch bei der Fontana Paola auf Rom und freue mich, dass ich in dieser wunderbaren Stadt lebe.

Auf was kann man in Rom getrost verzichten und was ist ein unbedingtes Muss Ihrer Meinung nach?
Der Petersdom muss sein, er ist einfach atemberaubend mächtig und prachtvoll! Außerdem darf ein Panoramablick auf die Stadt nicht fehlen, am besten von der Peterskuppel oder vom Monumento Vittorio Emanuele II an der Piazza Venezia. Verzichten kann man in Rom eigentlich auf gar nichts. Die Fülle der Sehenswürdigkeiten ist so immens, dass es auch beim zweiten und dritten Besuch unendlich viel zu entdecken gibt.

City-Führer „Zu Fuß durch Rom“ von Sabine Kühne, erschienen im Droste Verlag

Ein Regentag in Rom – was kann man da tun?
Das ist eine wunderbare Gelegenheit, einmal einen römischen Adelspalast zu besuchen, zum Beispiel den Palazzo Farnese, Sitz der französischen Botschaft (nur mit Reservierung online), den Palazzo Barberini, der im Filmklassiker „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn vorkommt oder den Palazzo Doria-Pamphilj.
Sind die Carciofi alla Romana wirklich so gut oder gibt es noch ein anderes kulinarisches Highlight?
Carciofi alla Romana sind mit Minze und Knoblauch gefüllte Artischocken und gehören zu meinen absoluten Favoriten! Typisch römisch ist auch die hauchdünne knusprige Pizza und die Pasta cacio e pepe (Pasta mit einer Creme aus Pecorinokäse und Pfeffer). Wer Süßes liebt, sollte die Maritozzi (mit Sahne gefüllte weiche Brötchen) oder die Torta visciole e ricotta (gedeckte Mürbeteigtorte mit Sauerkirschmarmelade und Ricottakäse) probieren.

Welche Ausstellung sollte man sich bei einem Rombesuch im Herbst unbedingt vormerken.
Die Ausstellung „Flowers“, Chiostro del Bramante, bis 18. Januar 2026. Spektakuläre Blumenbilder in einem ehemaligen Klosterhof mitten in der Altstadt, ein echter Augenschmaus. Auf der quirligen Piazza direkt gegenüber lädt das römische Kultcafé Bar della Pace zum Verweilen an, hier saßen schon illustre Gäste von Sofia Loren bis Al Pacino. Und: „Rosso“, PM23 Piazza Mignanelli bis 12. Oktober. Traumafte Abendkleider zum Dahinschmelzen! Direkt an der Spanischen Treppe liegt das Reich des italienischen Modeschöpfers Valentino, der in der brandneuen Location seine Lieblingsfarbe zelebriert: Rosso, Rot. Ganz in der Nähe bezaubert in der Roof Top Bar des Luxuskaufhauses Rinascente der Blick auf die Ewige Stadt.

„Ein Panorama-
blick auf Rom ist ein Muss“

Sabine Kühne wohnt seit über 20 Jahren in Rom. Sie hat nicht nur den Reiseführer geschrieben, der bereits in zweiter Auflage erschienen ist. Sie führt auch gern Besucher durch die Ewige Stadt.
www.stadtfuehrung-rom.de


Aufmacherbild: shutterstock/WineDonuts

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