Welche Zutaten braucht es für einen perfekten Urlaub? Glitzerndes Meer, kulturelle Highlights, mildes Sonnenscheinklima, spektakuläre Natur … Würzt man das Ganze dann mit der mediterranen Küche, wird schnell klar: Italiens Region rund um die „Cinque Terre“ ist das Sehnsuchtsziel.

Wie er war, der Moment, in dem ich mein Herz an eine ganz besondere Region in Italien verlor? Nur bruchstückhaft erinnere ich mich an den Beginn meiner Liebe zu Liguriens schönstem Küstenabschnitt vor rund 30 Jahren. Erst die samtig-warme Luft, die einen umschmeichelt. Das strahlende Licht, dass das azurblaue Meer durch zusammengekniffene Augenlider leuchten lässt. Und der Geruch aus Pinien, Salz und frisch gebackener Pizza auf dem Campingplatz. Ja, spätestens da war es um mein damaliges Kinderherzchen geschehen.

Heute, als Erwachsene, nehme ich noch anderes wahr. Etwa herrliche Natursteinmauern, fruchttragende Weinberge und das klare Meer, das große, schroffe Stücke von der Sandsteinküste abgebissen hat, wodurch sich bizarre Buchten geformt haben. Dazu auf die Hügel oder in Täler gesetzte Städtchen in den leuchtendsten Farben, die sofort an bunten Zuckerguss erinnern. Auch wer die Cinque Terre noch nicht besucht hat – Bilder dazu hat ein jeder sofort im Kopf. Die fünf kleinen Städtchen, die sich zwölf Kilometer entlang der italienischen Riviera di Levante ziehen, sind einfach zu pittoresk, als dass sie nicht fotografiert und mit der Welt geteilt werden müssten. Doch neben der Instagram-Tauglichkeit bietet die Region nordwestlich von La Spezia noch viel mehr.

Was viele nicht wissen: Eigentlich handelt es sich bei den Cinque Terre um einen zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannten Nationalpark, der nicht nur durch seine außergewöhnliche Architektur mit eben diesen bunten Häuschen überrascht, sondern auch durch seine atemberaubende Natur. Genauer: Die Cinque Terre bestehen aus fünf kleinen Geländeeinschnitten, die sich zum Meer hin öffnen wie eine Muschel – die jeweilige in allen Farben schimmernde Perle darin sind die Ortschaften Monterosso al Mare, Vernazza, Manarola und Riomaggiore. Die Fünfte, Corniliga, liegt auf einem Felsvorsprung rund 100 Meter und exakt 377 steile Steinstufen über dem Meer.

Per Eisenbahn in eine andere Welt

Genauso spektakulär wie die Orte an sich, ist die Anreise. Eigentlich gäbe es die Möglichkeit, zumindest Riomaggiore und Manarola über die Staatsstraße Litoranea della Cinque Terre zu erreichen. In die anderen Dörfer kommt man jedoch nur durch zeitraubende, kurvenreiche und sehr steile Straßen –  gewollt, denn die einst geplante bessere Verbindung wurde nach heftigen Protesten der Einheimischen nicht durchgesetzt. Daher wählen wir eine andere Möglichkeit: die Eisenbahn. Bereits 1874 wurde die Strecke entlang der Küste von Genua nach La Spezia gebaut, und jeder der dazwischen liegenden fünf Orte der Cinque Terre bekam einen eigenen Bahnhof. Das Besondere: Außerhalb der Bahnhöfe verläuft die Strecke fast gänzlich in Tunneln. Jedes Mal, wenn der Zug aus dem Dunklen tritt, eröffnen sich einem in gleißendes Sonnenlicht getauchte, in allen Blau- und Grüntönen schimmernde Aussichten. Gerade dieses liebliche Blau des Meeres und das satte Grün der Vegetation sind es, die Jahrhunderte lang die Menschen der Region ernährt haben. Neben Fischfang bildeten vor allem der Anbau von Wein, Zitrusfrüchten und Oliven die Lebensgrundlage der Einwohner – schließlich begünstigte das milde Meeresklima ein kaum aufzuhaltendes Gedeihen. Insbesondere der Weinanbau hat auch dazu beigetragen, die einzigartige Kulturlandschaft mit Weinbergterrassen und Trockenmauern zu bilden, die wir heute als Besucher so schätzen. Die an den Steilhängen errichteten Terrassen müssen allerdings dauerhaft instand gehalten werden, um zu verhindern, dass das Meer sie sich auch noch einverleibt.

Regionaler Genuss vom Feinsten

Die reich gesegneten regionalen Gegebenheiten lassen es erahnen:  Wer Kalorien zählt, der sollte um Ligurien und seine Cinque Terre einen großen Bogen machen. Oder ein Auge zudrücken. Schließlich ist Urlaub angesagt. Gutes Essen hat in der Region eine lange Tradition, die ligurische Küche ist durch die Nähe zu Mittelmeer und Alpenraum geprägt.

Das milde Meeresklima lässt nicht nur kultivierte, sondern auch wildwachsende Pflanzen gedeihen. So kommt es, dass häufig Mangold, Spinat und Borretsch für Füllungen in Teigtaschen, z. B. Tortellini, verwendet werden. Aber auch eine für die Region typische Gewürzpflanze hat große Berühmtheit auf der ganzen Welt erlangt: das Basilikum. Gemischt mit Zutaten wie Parmesan, Pinienkernen, Knoblauch und Olivenöl hat das Pesto alla Genovese so großes Suchtpotenzial, dass es jeden zweiten Tag unseres Aufenthaltes auf unserem Teller landet.

Aber es gibt noch andere Leckereien, die man unbedingt probieren muss. Einer unserer Favoriten: Focaccia, ein ligurisches Fladenbrot aus Hefeteig, das in der klassischen Variante mit Olivenöl und Salz gebacken wird. Köstlich sind auch die zahlreichen Varianten, etwa mit Kräutern, Oliven, Tomaten oder Wurst, deren Aromen sich beim Biss in das fluffige Teigstück auf dem Gaumen zerstreuen. Übrigens: Die Ursprünge des damals in Asche gebackenen Brotes gehen ins Altertum und die Römerzeit zurück – daher wird Focaccia auch als Vorläufer der Pizza gesehen.

Wer Meeresküche bevorzugt, der kommt ebenfalls auf seine Kosten. Typisch für die Region sind Sardellen, Sardinen oder Makrelen, aber auch Riesengarnelen und Hummer landen fangfrisch aus dem Meer auf dem Teller. Und dazu? Ein Gläschen Weißwein, wie den süßlichen Cinque Terre, der aus der Region um La Spezia stammt. Oder ein Dessertwein direkt von den Weinbergen am Meer. Der passt wiederum perfekt zur Latte Dolce, einer in Öl ausgebackenen Creme aus Milch, Ei und Weizenmehl. Bei mir ist es allerdings das cremig-süße Pistazieneis der Gelateria Vernazza, für das ich all meine Vorsätze im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch fallen lasse. Doch wer beschränkt sich überhaupt, wenn er weiß, dass schon bald jede Menge Action auf dem Programm steht? Schließlich zählt der Nationalpark der Cinque Terre zu den schönsten Wanderparadiesen dieser Erde. Das Highlight: Zwischen den einzelnen Dörfern verläuft ein abwechslungsreicher Wanderweg.

Wandern entlang der Küste

Während der berühmte Via dell‘Amore die Dörfer Riomaggiore und Manarola entlang der Steilküste verbindet, führt der Wanderweg von Manarola über Corniglia und Vernazza nach Monterosso auf schmalen Pfaden durch die buschige Macchie und Wein- und Olivenhänge. Unser Tipp: Egal für welchen Abschnitt man sich entscheidet, unbedingt viel zu trinken einpacken und an UV-Schutz denken, vor allem in den Hochsommermonaten ist die Sonne oft gnadenlos.

Umso willkommener sind da die kleinen Strandabschnitte, in denen man sich kurzzeitig abkühlen kann. Auch wir stoppen und beobachten, wie sich Wagemutige von Felsen ins Meer stürzen. Wir brauchen den Adrenalinschub nicht und nehmen die kleinen, am Felsen festgemachten Stufen, um die ersehnte Abkühlung zu erreichen. Nach ausgelassenem Planschen im klaren Wasser legen wir uns zum Trocknen auf die von der Sonne aufgewärmten Steine – und sehen in meditativem Modus zu, wie sich kleine Salzkrusten auf unserer Haut bilden.

Insgesamt gibt es in der Cinque Terre nur wenige Bademöglichkeiten. Das einzige Strandbad ist in Monterosso, dort reihen sich sogar Schirme aneinander. Wer sich nach der Wander- und Sightseeing-Action nach ruhigen Badetagen sehnt, der besucht lieber die angrenzenden Badeorte außerhalb des Nationalparks. Überhaupt bietet sich die Cinque Terre am besten als Tagesausflug aus den umliegenden Regionen wie der Toskana oder Emilia Romana an.

Ich jedenfalls erinnere mich bis heute an diese Ungezwungenheit und Leichtigkeit, die ich als Kind immer an der italienischen Riviera empfunden habe. Auch wenn ich es mit zunehmenden Alter oft nicht verstehen konnte, warum meine Eltern immer wieder an denselben Ort zurückgefahren sind: Heute – nach jahrelanger Abstinenz und Rückkehr – kenne ich ihre Beweggründe. Sie haben dort ihr Herz verloren.

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