Auf der diesjährigen Indie Beauty Expo in New York City traf ich auf Sipho Gumbo. Sie ist der Kopf, besser noch, die Powerlady hinter der Marke Yangu Beauty. Für die Entwicklung ihrer Pflegeprodukte speziell für farbige Hauttypen erinnerte sie sich an die Pflegerituale in ihrer Heimat Simbabwe im Süden Afrikas.
Mrs. Gumbo, mit den Lotionen, Tinkturen und Rezepten Ihrer Großmutter sind Sie aufgewachsen. Was haben Sie von ihr gelernt?
Sipho Gumbo: Ich wuchs im ländlichen Simbabwe auf, da habe ich schon früh die traditionelle Bantu-Kultur kennengelernt. Bantu ist der Sammelbegriff für über 400 verschiedene Ethnien Süd- und Mittelafrikas. Meine Mutter und meine Großmutter lehrten mich, was Weiblichkeit bedeutet und wie man seinen Körper pflegt. Sie zeigten mir, wie natürliche Öle und Butter für die Hautpflege verwendet werden. Die gebräuchlichste Bodybutter war übrigens Sahne (lacht). Die Shona (ca. 70 Prozent der Bevölkerung in Simbabwe und Mosambik sprechen diese Bantusprache) sind Experten für Öle, die sie aus Nüssen gewinnen. All dieses Wissen ist eingeflossen in die Entwicklung meiner Produkte. Yangu Beauty war geboren.
Wofür steht der Name?
Sipho Gumbo: Yangu bedeutet „Meins!“ Denn es ist meine Schönheit! Meine Großmutter und all die, die vor mir gegangen sind, haben mich gelehrt, meine eigene Schönheit zu defi nieren.
Für Yangu Beauty musste ich mich in meine Kindheit im Dorf zurückversetzen. Denn es war mein Ziel, die alten Rezepte „nachzubauen“, heißt: mit moderner Technologie neu zu interpretieren. Die Hauptbestandteile der Produkte sind daher traditionelle Öle wie Marula-Öl, Baobab-Öl, Mangongo-Öl, Kalahari-Melonensamenöl und natürlich Yangu-Öl aus der Kapkastanie sowie Rooibos-Tee.
Was haben Sie gemacht, bevor Sie das Konzept für Yangu Beauty entwickelt haben?
Sipho Gumbo: Sie werden überrascht sein: Ich habe Literatur studiert an der Universität von Simbabwe und später einen MBA in International Business erworben, was mein Interesse an interkulturellen Studien intensivierte. Kurz nach meinem Abschluss arbeitete ich als Englischlehrerin. Dann bin ich in die USA gezogen. Ich habe 2004 die gemeinnützige Organisation Munhu Inc. gegründet (www.munhuinc.org), die durch Aids verwaiste Kinder im ländlichen Simbabwe unterstützt. Wir haben in den letzten 15 Jahren 15 000 Waisenkinder betreut, einige davon sind jetzt Reporter, Anwälte, Lehrer. Dies war meine Haupt- bzw. Nebenaufgabe, als ich meine eigenen drei Kinder großzog. Als Mutter und als eine in Amerika lebende schwarze Frau war ich frustriert, dass es keine einzige Kosmetiklinie gab, die für mich bestimmt war. Hatte ch endlich eine Nachtcreme gefunden, musste ich bei einer anderen Marke nach einer passenden Tagescreme suchen. Es hatte sich offensichtlich niemand Gedanken gemacht, welche Hautbedürfnisse eine Afrikanerin, eine Latina, eine Araberin oder eine Inderin hat. Das gab den Ausschlag, eine Hautpflegelinie zu kreieren, die den Besonderheiten von schwarzen, braunen, arabischen und indischen Frauen Rechnung trägt. Genau das bietet Yangu Beauty.
Was genau unterscheidet die Pflegelinie von anderen?
Sipho Gumbo: Der Hauptunterschied besteht darin, dass wir Produkte speziell für Frauen mit dunklerer Haut anbieten, die gänzlich andere Bedürfnisse haben. Oft ist dunkle oder schwarze Haut empfindlich und braucht sanfte Produkte. Die Porengrößen sind anders als bei weißer Haut. Unsere Haut ist häufig von Entzündungen betroffen: Yangu Beauty wurde genau dafür entwickelt. Unsere Produkte wirken gegen Hyperpigmentierung, aber ohne die Haut zu bleichen. Wir definieren unsere Schönheit selbst. So entwickelten wir Produkte für fettige Haut, jedoch ohne Alkohol, der sie austrocknet. Unsere Produkte für trockene Haut geben ihr das, was sie braucht, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen und unsere Produkte gegen dunkle Augenringe helfen, ohne zu bleichen. Als ich Yangu Beauty auf den Markt brachte, war das eine Revolution. Ein Jahr später wurde Fenty Beauty by Rihanna (Rihannas Linie in Kooperation mit LVMH, Anm. d. Red.) lanciert.
Wo findet man Yangu Beauty bislang?
Sipho Gumbo: Wir sind hauptsächlich online auf unserer Website und bei Amazon, werden jetzt aber auch bei Nordstrom gelistet. Die mit Abstand stärksten Märkte, die aktuell Interesse zeigen, sind Südliches Afrika und Europa (insbesondere Großbritannien) sowie die Vereinigten Staaten.
Haben Sie eventuell schon Pläne für Deutschland?
Sipho Gumbo: Deutschland ist Teil unserer Europa-Strategie. Es gibt deutsche Distributoren, die sich von Beginn an für Yangu Beauty interessiert haben. Deutschland ist ein sehr interessantes Land. Wir hoffen, dort in den nächsten Monaten einen großen und lauten Auftakt zu haben. Zudem führen wir auch Gespräche mit Einzelhändlern in Großbritannien, den skandinavischen Ländern und in Frankreich.
Welches sind Ihre Bestseller?
Sipho Gumbo: Am besten verkaufen sich The Cleansing Whip, The Gel To Milk Cleanser, das Even Tone Serum, die Moisturizing Day Cream und die Bright Eyes Cream. Diese Produkte wurden auch bereits mehrfach ausgezeichnet.
Und welches ist Ihr Lieblingsprodukt?
Sipho Gumbo: Mein Favorit ist das Even Tone Serum. Ich habe so viele Seren ausprobiert, um meine Narben aufzuhellen, aber keines hat funktioniert. Unser Serum reduziert dunkle Flecken, ohne zu bleichen. Und es kann auch als Basis fürs Make-up benutzt werden.
Wie sieht Ihr typischer Tag in Texas aus?
Sipho Gumbo: Als Unternehmerin und Mutter beginnt mein Tag damit, meine jüngste Tochter in die Schule zu bringen. Dann folgen Meetings, bei denen es um Formulierungen, Verpackungen, um die Auswahl von Models, um Videodrehs geht, aber auch um Diskussionen mit Händlern.
Was ist schwieriger und was ist einfacher, wenn man in Dallas lebt?
Sipho Gumbo: Das Tempo in Dallas ist etwas langsamer als beispielsweise in New York City, London, Mailand und LA. Business hat hier immer auch eine persönliche Note. Schwierig war es für mich jedoch, finanzielle Mittel zu bekommen. Die Investoren waren mit dem Konzept, das ich ihnen vorgestellt hatte, nicht vertraut. Ich wusste jedoch von Anfang an, dass dies eine globale Veränderung war, die für junge Mädchen in Afrika, in Bangladesch, in Saudi-Arabien, in den Favelas von Brasilien und in den Khayelitsha Townships in Kapstadt von Bedeutung ist. Und ich sah es daher als meine Pflicht an, meine Investoren zu überzeugen und für dieses Projekt zu begeistern.

Für INSIDE beauty berichtet Ulrich Lang bereits seit über zehn Jahren aus seiner Wahlheimat New York, wo er lebt und arbeitet. Bei der Indie Beauty Show wurde er auf Sipho Gumbo aufmerksam.