Seit Jahren wächst der Markt der Naturkosmetik überproportional zum Gesamtmarkt. Welche Veränderungen zeichnen sich ab? Ein Gespräch mit der Branchenexpertin, Buchautorin und Programmvorsitzende des Naturkosmetik Branchenkongresses Elfriede Dambacher (naturkosmetik konzepte, Dortmund).

Frau Dambacher, wie hat sich der Markt entwickelt und welche Vertriebskanäle zählen zu den Gewinnern?
Elfriede Dambacher: Der Markt bewegt sich zwischen Mainstream und Nische. Auf hohem Niveau legt der Drogeriemarkt zu, die Parfümerie wächst zweistellig. Gewinner sind immer die Geschäfte, die sich mit dem Markt wirklich auseinandersetzen.

Welche Segmente kamen denn besonders gut an?
Elfriede Dambacher: Generell gilt: Bei Hautpflege ist Naturkosmetik besonders gefragt, vornehmlich bei Gesichts- und Körperpflege. Vor allem in der Parfümerie entwickeln sich diese Segmente besonders gut – allerdings nur dort, wo Naturkosmetik bewusst geführt wird und nicht nur zwei Alibimarken in den Regalen stehen.

Der Markt ist in den letzten Jahren vielfältiger, aber auch anspruchsvoller geworden. Woran lässt sich das ablesen?
Elfriede Dambacher: Mildere und grünere Marken sind in. Die Konsumenten erwarten heute 100 Prozent Performance, sowohl bei der Wirkung als auch beim Design. Zudem suchen sie sehr individuelle Lösungen und damit auch Produkte, die zu ihnen passen.

Etablierte Marken beherrschen den Markt. Was zeichnet erfolgreiche Newcomer aus?
Elfriede Dambacher: Sie müssen exakt die Erwartung der entsprechenden Zielgruppe treffen und dafür den richtigen Kanal finden.

Die Konsumenten sind es, die die Entwicklung voranbringen. Immer mehr Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeit, doch viele wollen auch auf Convenience nicht verzichten. Wird die Verbindung von beidem künftig noch relevanter werden?
Elfriede Dambacher: Naturkosmetik ist in der Tat ein nachfragestarker Markt. Bei Naturkosmetik wird Nachhaltigkeit vorausgesetzt und Wirkung erwartet. Naturkosmetik funktioniert heute nur noch, wenn sie diese Ansprüche erfüllt – eine Zukunftsaufgabe für viele Marken, dies auch gut zu kommunizieren.

Die Marke ist den Verbrauchern wichtiger als ein Siegel. Was folgern Sie daraus?
Elfriede Dambacher: Die Marke muss überzeugen und zwar zu 100 Prozent. Die Vielfalt der Siegel bringt zwar Orientierung, entscheidend ist jedoch die Glaubwürdigkeit der Marke.

Die Nachfrage nach veganer Kosmetik ist in den letzten Jahren gestiegen. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein? Trend oder Lebenseinstellung?
Elfriede Dambacher: Vegan zu leben ist eine Einstellung. Naturkosmetik ist überwiegend vegan, separate Marktzahlen dafür werden jedoch nicht erhoben.

Beim Naturkosmetik Branchenkongress war auch Halal-Kosmetik ein Thema. Welche Bedeutung hat Halal in Deutschland?
Elfriede Dambacher: International wird die Bedeutung deutlich zunehmen, in Deutschland natürlich weniger als in muslimischen Ländern. Im deutschsprachigen Markt gibt es nur wenige Marken, die sich halal zertifizieren lassen.

Welche Trends sehen Sie für 2018?
Elfriede Dambacher: Generell ist der Trend zu grüneren und reineren Produkten auszumachen. Gefragt sind Spezialprodukte für Hautprobleme, Haarfarben, Masken; generell Produkte, die ressourcensparend sind. Produkte aus Asien sind auch bei Naturkosmetik ein Trend.

In der Vermarktung gilt es, neue Wege zu gehen. Ihre Empfehlungen?
Elfriede Dambacher: Stationärer Handel und Online-Kauf werden sich immer mehr verzahnen. Der stationäre Fachhandel muss sich neu aufstellen. Service ist das Thema der Zukunft, jedoch in einer völlig neuen Weise als bisher.

Ihre Prognose: Bleibt Naturkosmetik ein Wachstumsmarkt?
Elfriede Dambacher: Ein klares Ja. Weltweit nimmt die Nachfrage nach milderen und natürlicheren Produkten zu. Wir können uns sicher noch auf viele spannende neue Marken freuen.

Foto: (c) Ingmar Björn Nolting