Ein leichtes Ruckeln, dann setzt sich der Heißluftballon in Bewegung: Fest angeschnallt geht es langsam und kerzengerade in die Höhe. Die Badegäste am Südseestrand werden immer kleiner, dafür öffnet sich der Blick auf den Regenwald in seiner kompletten Größe. Ob das Seil hält? Ob die Sicherheitsgurte auch fest genug sind? Höhenangst jedenfalls sollten Reisende besser nicht haben. 60 Meter steigt der Ballon, bleibt dann für zehn Minuten oben stehen. Zeit genug, um sich einen Überblick zu verschaffen. Und sich auch gleich nochmal zu vergewissern: Wegfliegen kann hier niemand – schließlich ist obendrüber ein Dach, wenn auch ein riesiges. Direkt unter der Kuppel des Tropical Islands, der Urlaubs- und Badewelt mitten in Brandenburg, starten und landen täglich Ballons. Stets mit einem, maximal zwei Gästen im Korb. Die kurze Fahrt nach oben ist beliebter Programmpunkt für viele Besucher – und eigentlich grenzt es fast an ein Wunder, dass hier und heute überhaupt ein Ballon abhebt.

Ein Traum folgt dem nächsten

Geplant war eigentlich alles ganz anders. Ein Zeitsprung zurück: Im Jahr 2000 war es, als mitten im Brandenburgischen – auf einem ehemaligen Armeeübungsplatz – ein riesiges Objekt eingeweiht wurde: die größte freitragende Halle der Welt. 360 Meter lang, 210 Meter breit, fast 100 Meter hoch. Die Firma Cargolifter wollte dort Luftschiffe bauen – für den Transport schwerer Lasten, als Alternative zu Schiene und Schiff. Doch der Traum platzte, weil Investoren und Kunden fehlten. 78 Millionen Euro Baukosten in den Sand gesetzt, das Unternehmen insolvent – noch bevor auch nur mit der Produktion angefangen werden konnte. Ein Konzern aus Malaysia sah seine Chance und erwarb das Gebäude. Womit das kleine Wunder beginnt: Denn statt als Werkhalle sollte die imposante Kuppel fortan Urlaubsträume wahr werden lassen. Ab in den Süden – und das ganz ohne langen Flug.

2004 öffnete Tropical Islands seine Pforten. Europas größte tropische Urlaubswelt, so heißt es heute ganz selbstbewusst. Und das Konzept geht auf. Die Besucherzahlen sind jedes Jahr gestiegen, zuletzt kamen 2016 rund 1,1 Millionen Gäste. Allein 420 000 Übernachtungen wurden gezählt, was eine Auslastung von bis zu 90 Prozent bedeutet. Über die Jahre wurde am Konzept gefeilt, immer wieder kamen neue Attraktionen dazu.

30 Grad Celsius im Wasser, 26 Grad in der Luft: Bei Wind und Wetter herrscht vor den Toren Berlins Urlaubsstimmung. Und das ganzjährig und rund um die Uhr. Afrika trifft Südamerika, die Asien-Pazifik-Region auf Brandenburg: Eine Weltkugel im Eingangsbereich deutet darauf hin, dass es global zugeht. Und 600 Mitarbeiter sorgen hinter den Kulissen dafür, dass sich Gäste ganz fernab der Heimat wohlfühlen – auch wenn sie immer noch in Deutschland sind.

Vom Regenwald in die Südsee

Relaxt wird in der Riesenhalle in zwei verbundenen Bereichen: Zur Erlebnislandschaft gehören die Wasserwelten, der größte Indoor-Regenwald der Welt, ein Tropendorf, Shoppingboulevard und Fitnessclub. Die Sauna-Landschaft (Eintritt kostet extra) lockt mit Wellness auf 10 000 Quadratmetern Fläche, diversen Saunen, der riesigen nachgebauten Tempelanlage von Angkor Wat oder einem Geysir wie in Neuseeland. Wem der Tagestrubel zuviel wird – bei maximal 6000 Gästen im Haus wird Schluss gemacht –, dem sei der Abend empfohlen. Dann gibt es auch günstigeren Eintritt. Und es lässt sich herrlich durchs Gelände bummeln, selbst mit Bademantel und Sandalen. Vorbei an den Flamingos, durch den Regenwald mit seinen schmalen Pfaden, hin zu den kleinen Zeltdörfern und den riesigen Rutschen. Oder in eines der netten Lokale. Ein Bad in der Südsee gefällig oder doch lieber in der Lagune? Auch das geht am Abend viel ruhiger. Und  ein Plätzchen auf den großen Liegewiesen findet sich dann ganz problemlos. Apropos Platz: Weil die Fläche unter der Kuppel mittlerweile nahezu komplett ausgebaut ist, wird es schwer, dort neue Attraktionen unterzubringen. Doch auch dafür gibt es eine Lösung: Tropical Islands wächst nach draußen. Durch das Portal eines Inka-Tempels und einen kurzen Gang geht es raus ins erst 2016 eröffnete Amazonia. Auf 35 000 Quadratmetern Fläche sind dort diverse Sportangebote entstanden. Auch bei Wind und Wetter macht eine Tour durch den Strömungskanal Laune. Falls es am Kopf doch zu frisch wird, geht es einfach zurück in die große Halle. Und dort ist immer irgendwo etwas zu tun. Minigolf zum Beispiel oder eine Rutschpartie. Satte 27 Meter hoch ist der höchste Wasserrutschenturm  Deutschlands – nur für ganz Mutige. Die beste Aussicht bei Nacht, kurz bevor es ins Bett geht, haben Übernachtungsgäste dann von einer der komfortablen und schicken Villen oberhalb der Lagune. In den dortigen Juniorsuiten haben bis zu vier Gäste Platz, mit Preisen ab150 Euro pro Person sind es allerdings auch die teuersten Betten. Wer es günstiger mag, bezieht ein Zelt (ab 69 Euro, alles jeweils inklusive Eintritt ins Tropical Islands) oder schläft gleich draußen in der Natur: Rund um die riesige Kuppel sind jede Menge Ferienhäuser entstanden. Von dort sind es bis in die Tropen nur ein paar Minuten Fußweg.

TROPICAL ISLANDS
Die tropische Urlaubswelt liegt im Dorf Halbe im Landkreis Dahme-Spreewald – zwischen Berlin und Dresden an der Autobahn 13 (Abfahrt Staakow). Ein Shuttlebus bringt Zugreisende vom Bahnhof Brand bis zur Halle. 30 Minuten Autofahrt bis Flughafen Schönefeld, gut eine Stunde bis
Flughafen Dresden. Tagestickets: samt Außenbereich Amazonia, ohne Sauna: 42 Euro, Kinder 33 Euro (unter 5 Jahren frei). „Tropen & Sauna“: 49 bzw. 39,50 Euro. Familienticket „Tropen Pur“: zwei Erwachsene, bis zu vier Kinder, 125 Euro. Tagestickets gelten 19 Stunden. Geöffnet ist rund um die Uhr; ab 1 Uhr wird automatisch ein Ticket für den Folgetag gebucht. Günstiger sind Kurzzeittickets z. B. am frühen Morgen oder in den Abendstunden. Sauna: Thailändische Kräuterzeremonie: 90 Min/110 Euro. Thaimassage: ab 30 Min/43 Euro.

www.tropical-islands.de