In vielen Produkten eingesetzt

Mikroplastik sind Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern. Sie werden für ganz unterschiedliche Zwecke verwendet. In Kosmetika findet sich der Stoff, mehr oder weniger offensichtlich, in einer enormen Vielzahl an Produkten. Am bekanntesten sind wohl die kleinen Mikroplastik-Kügelchen im Peeling oder Duschgel, die bereits durch das aktuelle Verbot nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Weniger offensichtlich wird Plastik aber auch als Füllstoff in flüssiger Form in Cremes & Co. eingesetzt. Mikroplastik entsteht auch, wenn größeres Plastik in Abbauprozessen in immer kleinere Bestandteile zerfällt. Es ist also, ohne das entsprechende Wissen schwer, es zu vermeiden.

Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit

Was passiert, wenn wir Kosmetik mit Mikroplastik verwenden? Die winzigen Partikel gelangen beim Waschen durch das Abwasser in die Kläranlagen, wo sie nur unzureichend herausgefiltert werden können. Der Rest gelangt in Seen, Flüsse und Meere, wo sie schwer abbaubar sind. Stattdessen werden sie von Meeresorganismen aufgenommen.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die marine Nahrungskette, sondern auch auf unsere: bei Verzehr beispielsweise von Fisch landen die kleinen Partikel auch im menschlichen Körper. Mittlerweile ist bekannt, dass sogar unsere Böden mit Mikroplastik belastet sind und es selbst in unserer Atemluft zu finden ist. In allen Fällen gelangt es also in den menschlichen Organismus.

Mikroplastik ist biologisch nicht vollständig abbaubar und zersetzt sich nur sehr langsam. Der genaue Zerfallszeitraum kann von einigen Jahrzehnten bis zu mehreren Hundert Jahren reichen. In vielen Fällen kann der Stoff über Tausende von Jahren in der Umwelt verbleiben, da er sehr widerstandsfähig gegenüber natürlichen Zersetzungsprozessen ist.
Die kleinsten Plastikpartikel werden dann als Nanopartikel bezeichnet und sind nur noch schwer nachweisbar.
Etwa ein bis zwei Prozent des gesamten Mikroplastiks kommt durch Kosmetika in den Umlauf. Laut Fraunhofer-Institut sind dies allein in Deutschland 977 Tonnen Mikroplastik und 46 900 Tonnen gelöste Polymere durch Kosmetika sowie Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel. Damit tragen Kosmetika einen erheblichen Teil zur Gesamtbelastung der Umwelt bei.


Sarah White ist angehende Ärztin, Kosmetikerin und international erfolgreiche Trainerin für die Kosmetikbranche. Sie ist Gründerin der Hautpflegemarke Iluqua und gibt auf ihrer Website ww.iluqua.com Tipps für strahlend schöne Haut, Wirkstoffe und die richtige Pflege.“


Partikel lösen entzündungsfördernde Prozesse aus

Mikroplastik wurde bereits im menschlichen Körper nachgewiesen, insbesondere im Verdauungstrakt, aber auch in Blut, Stuhl und Organgeweben. Die Auswirkungen im menschlichen Körper sind Gegenstand aktueller Forschungen.
Es wird davon ausgegangen, dass die Partikel entzündungsfördernde Prozesse auslösen. Diese werden mit vielen chronischen Krankheiten, wie Allergien, rheumatischen Erkrankungen und Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht. Auch gibt es Hinweise, dass die Darmflora durch das Mikroplastik beeinträchtigt wird. Eine gesunde Darmflora ist für das Immunsystem entscheidend. Daneben wird vermutet, dass toxische Chemikalien aus der Umwelt und solche die während der Herstellung von Kunststoffen verwendet werden, in den Mikroplastikpartikeln gebunden werden und den Körper zusätzlich belasten.


Die kleinen Plastikpartikel sind nicht nur für die Umwelt eine Belastung,
sondern vermutlich auch für unsere Gesundheit.
Zeitgleich ist es schwer, den Stoff auf Anhieb zu erkennen.


Mikroplastik in Kosmetik erkennen

Die aktuellen Verbote betreffen nur einen kleinen Teil von Kunststoffen und Plastik in Kosmetikprodukten. Oft verstecken sich diese als Inhaltsstoffe auch in halbfester, flüssiger oder geliger Form als synthetische Polymere. Dort werden sie als Füllstoff, Viskositätsregulierer und Bindemittel eingesetzt.

Dazu zählen laut BUND unter anderem:
Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Nylon-6 und Nylon-12, Polyurethan (PUR), Acrylates Copolymer (AC), Acrylates Crosspolymer (ACS), Polyacrylat (PA), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polystyren (PS), Polyquaternium-7 (PQ), Polyethylenglycol (PEG), Polyproylenglycol (PPG) (*Schwer abbaubar ab Werten über 50)
Genau diese Stoffe kommen noch häufig zum Einsatz.


Mikroplastik, das sind mehr als nur kleine Peelingkörner
und ein Stoff, der trotz aktueller Verbote noch viele Jahre
weiter in Kosmetika zu finden sein wird.


Alternativen für Hautpflege und Kosmetik

Schon die aktuellen Verbote von Microbeads (feste Kunststoffpartikel von weniger als einem Millimeter in ihrer größten Ausdehnung. Sie bestehen am häufigsten aus Polyethylen), und losem Glitzer führten zu großer Unruhe bei den Verbrauchern. Doch schaut man sich den Markt an, so wird schnell klar: Die meisten Unternehmen der Kosmetikindustrie haben wegen geplanter Verbote für Microbeads schon vor einigen Jahren reagiert und setzen mittlerweile stattdessen auf sich auflösende Jojobawachsperlen, Schalen aus Früchten oder Nüssen, Salz, Kaffee (Upcycling-Beautyprodukte) oder Zucker als exfolierende Stoffe.
Auch loser Glitzer muss nicht zwangsläufig aus Mikroplastik hergestellt werden. Mittlerweile gibt es genügend geeignete Alternativen für Glitzerpigmente aus mineralischen Komponenten, darunter Mica, Bismuth oxychloride, Bio-Glitzer aus Cellulose oder ähnliche.

Halbflüssige und flüssige Kunststoffe sind schon schwieriger zu ersetzen. Dass dies dennoch funktioniert, zeigt uns die Naturkosmetik, denn für zertifizierte Produkte sind Inhaltsstoffe aus Kunststoffen nicht zulässig. Stattdessen werden als Konsistenzgeber Wachse, Cetearyl- oder Cethylalkohol, Hydroxyethylcellulose oder Polysaccharide wie Xanthan verwendet. Oftmals ist es aufwändiger ein haptisches angenehmes Produkt zu entwickeln – aber es lohnt sich, der Umwelt zuliebe.

Neue Wege zu einer nachhaltigeren Hautpflege

Umweltbewusstsein und Gesundheit sollten Hand in Hand einhergehen, das wird uns als Gesellschaft immer bewusster.
Verbote wie das Mikroplastikverbot rütteln die Industrie auf und zwingen zum Um- und Neudenken.
Der Weg zu einer nachhaltigeren Hautpflege liegt in der bewussten Auswahl von Produkten und der Förderung von Innovationen, welche die Umwelt und unsere Haut gleichermaßen schützen. Gute Alternativen gibt es schon heute und es werden sicherlich zahlreiche weitere dazu kommen.

Sarah White


Verbot von Mikroplastik

Die EU hat reagiert und ein schrittweises Verbot von Mikroplastik verabschiedet. Bereits jetzt davon betroffen sind Mikroplastikperlen für Peelings und Duschgele, die sogenannten Microbeads, und loser Glitzer. Diese sind seit Oktober 2023 verboten.
Weitere Übergangsfristen für beschlossene Mikroplastikverbote, welche die Kosmetikindustrie betreffen:

  • Oktober 2027: Mikroplastik aus abzuspülenden Produkten („rinse-off“), wie Shampoo oder Duschgel
  • Oktober 2028: Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel, Poliermittel, Lufterfrischer und Wachse
  • Oktober 2029: Auf Haut und Haar verbleibende Kosmetik („leave-on“), wie Cremes oder Haargel
  • Oktober 2035: Make-up Produkte, Lippenstifte und Nagellacke