Zugegeben, die Zeit ein E-Bike zu testen, war Anfang Februar suboptimal. Minusgrade, Schnee und ein ziemlich starker Wind – da macht (mir) Fahrrad fahren nicht so wahnsinnig viel Spaß. Nichtsdestotrotz – ich bin geradelt. Mit Schub aus einer 25 Watt starken Batterie, die im neuesten E-Bike-Modell BTwin Elpos 900 von Decathlon steckt. Cool, die Pantone-Trendfarbe 2019 Living Coral. Dick eingepackt und behelmt fuhr ich mit dem schicken Citybike im Hollandrad-Look neun Kilometer ins Büro – hin und natürlich auch zurück. Hui, ging das flott. Die neue Leichtigkeit des Radfahrens! Lässiges Cruisen über asphalierte Straßen, Feldwege, ein bisschen bergauf. Dank seiner Siebengang-Schaltung ist das Rad schon ziemlich flexibel und man könnte auch ohne Zuschaltung der elektrischen Unterstützung, drei Stufen gibt es, gut vorankommen. Gut zu wissen, falls man die Batterie mal gänzlich leer fahren sollte oder keine Möglichkeit hat, sie schnell aufzuladen. Aber keine Sorge – wenn‘s bei der Tour nicht nur bergauf geht, schafft man bei moderater elektrischer Unterstützung bis zu 70 Kilometer. Mit seinen 23,8 Kilogramm ist das Decathlon Elpos nicht gerade ein Leichtgewicht ist. Dafür ist es voll ausgestattet: Schutzbleche, Gepäckträger, auf dem sich die abschließbare Batterie befindet, Vorrichtung für Fahrradtaschen und im Rahmen integrierte LED-Leuchte. Und natürlich einem Display am Lenker, auf dem man Geschwindigkeit, gefahrene Kilometer, Batteriestatus ablesen kann und in welchem Zuschaltmodus man fährt. Für den Fall der Fälle gibt es einen speziellen Walk-Modus zum Schieben des Fahrrads. Der kleine Motor sitzt übrigens in der Hinterradnabe. Schon beim leichtesten in die Pedalen treten reagiert der Motor. Schaltet man in die höchste Stufe, Stufe drei, kann man die Beinkraft schön zurücknehmen und ist trotzdem mit knapp 25 Stundenkilometer unterwegs.
Revolution der Zweiräder
Eine Überlegung ist es wert, ob man für den täglichen Weg ins Büro auf ein E-Bike umsteigen sollte. Man tut etwas für seine Gesundheit und Fitness, kriegt den Kopf frei und zeigt Umweltbewusstsein. Wie sportlich man die Fahrt gestalten will, liegt an einem selbst.
So sehr lange ist es noch gar nicht her, da waren E-Bikes oder Pedelecs als Rentnerrad verpönt. Inzwischen sind sie salonfähig geworden und aus dem Straßenbild, auf Radwegen und in Radreiseprospekten gar nicht mehr wegzudenken. Selbst der Mountainbiker, ja sogar der Rennradfahrer, traut sich und ist sportlich über Stock und Stein und steile Pässe mit Motörchen unterwegs. Eigentlich ist die Bezeichnung „E-Bike“ nicht korrekt, hat sich aber durchgesetzt für alle Elektrofahrräder, die den Fahrer während des Tretens bis zu einer Geschwindigkeit von eben 25 Stundenkilometer unterstützen. Wer ein solches Bike fährt, fährt ein Pedelec. Ein E-Bike ist im eigentlichen Sinne ein Rad, das nur mittels Eletroantrieb fährt, quasi wie ein Mofa.
Der Boom um die E-Bikes hält nach wie vor an, ja, er gilt sogar als der Motor der Fahrradbranche. Nach Schätzung des ZIV, Zweirad-Industrie-Verbands e.V., wurden im 1. Halbjahr 2018 ca. 670 000 Exemplare verkauft. Auf das Gesamtjahr bezogen, lässt sich die Prognose des ZIV auf rund 850 000 verkaufter E-Bikes präzisieren, was einem Plus von gut 18 Prozent entspräche. Nur mal zum Vergleich: Noch im Jahr 2012 lag der Verkauf von E-Bikes in Deutschland bei 388 heute an fast jedermann und -frau verkauft,“ fasst es David Eisenberger, Pressesprecher des ZIV, zusammen. Angepasst an die Zielgruppen gibt es inwischen eine enorme Auswahl an Modellen – vom lässigen City- und Trekking-Bike bis zu E-Mountainbike (kurz MTB) und Rennrad, mit denen man richtig Vollgas geben kann und sportlich Spaß im Gelände hat. Und noch dazu in sehr ansprechenden, stylischen Designs. Die Zeiten der globigen Rahmen, die jedem Fahrrad-Ästheten ein Graus waren, sind längst vorbei. Stil und Komfort lassen sich kompromisslos vereinen, wie etwa die ansprechenden Räder von Cooper und Schindelhauer unter Beweis stellen, steht doch die anspruchsvolle
junge Kundschaft auf „beauty and the bike“.
Es lebe die Vielfalt
„Der Spaßfaktor und der sportliche Faktor sind beim E-Bike gleichauf“, weiß David Eisenberger und verweist darauf, dass die E-MTBs das am stärksten wachsende Segment innerhalb der motorisierten Fahrräder sind. „Aber auch Lastenräder, Jugendräder, Roller folgen dem Trend, der immer noch Fahrt aufnimmt,“ ergänzt der Experte. Fahrradtechniker tüfteln an Bikes, die zum einen immer sicherer werden, etwa durch ganz neue Bremssysteme à la ABS wie beim Auto. Die Beleuchtung wird stärker, die Rahmen sollen leichter werden und dennoch robust sein, die Batterien leistungsstärker und kleiner. Immer gefragter sind Zusatz-Akkus, mit denen man die Reichweite beim E-Biken erhöhen kann. Ob Bosch, Brose oder Continental: Es ist auffällig, dass Auto-Zulieferer die E-Bike-Branche aufmischen. Das E-Bike wird sich bald nicht mehr von einem normalen Rad unterscheiden lassen. Man kann davon ausgehen, dass in naher Zukunft jedes zweite Rad ein E-Bike sein wird.