Stocks? Da liegen sie goldrichtig“, gibt sich Taxifahrer Neil auf der kurzen Fahrt zum Fährterminal von St. Peter Port überzeugt. Von dort starten während der Saison bis zu fünfmal täglich die hochseetauglichen Schiffe der Isle of Sark Shipping Company zur ihrer knapp 50-minütigen Überfahrt zu Guernseys schroffer, rundherum von steilen Felsklippen geschützten Nachbarinsel. Belohnt werden Besucher für die Strapazen der wetterabhängig teilweise recht rauen Anreise mit knapp sechs Quadratkilometern unberührter Natur – eine Welt, in der die Zeit wohl einfach irgendwann stehen geblieben ist.

Da es auf Sark keine richtigen Straßen, geschweige denn Autos gibt, bleibt ankommenden Gästen am Hafen nur die Wahl, das Inselplateau entweder über einen kleinen, steil aufwärts führenden Fußpfad zu erklimmen. Oder sie besteigen einen rustikalen Traktor-Shuttle, nur um dabei bis ins Mark durchgeschüttelt zu werden, während sich das vorsintflutliche Gefährt ächzend über eine unbefestigte Schotterpiste den Hang hinauf quält. Wenigstens unser Gepäck wird von Jimmyʼs Luggage-Service direkt an der Fähre abgeholt und zum Hotel gebracht – ebenfalls per Traktor, versteht sich. Endlich oben angekommen, überlegen wir, ob wir den Weg nicht gleich zu Fuß fortsetzen oder doch lieber in eine der bereitstehenden Pferdekutschen umsteigen sollen. Am Ende entscheiden wir uns dann aber für einen geländetauglichen Drahtesel eines örtlichen Fahrradverleihers – auf Sark ohnehin das beste Fortbewegungsmittel. Und so schwingen wir uns elegant auf den Sattel und radeln die staubige Dorfstraße hinunter, bis nach wenigen Minuten die Abzweigung zu Stocks Hotel auftaucht. In steiler Schussfahrt geht es von hier an einer Herde verdutzt dreinblickender Schafe vorbei hinunter ins idyllische Dixcart Valley, bis urplötzlich wie aus dem Nichts ein imposantes Anwesen auftaucht. Eingebettet in einen typisch englischen Landschaftsgarten wirkt es im ersten Moment eher wie die Privatresidenz eines Multimillionärs als wie ein Hotel – absolutely charming indeed!

Ursprünglich 1741 als Farmhaus errichtet, wurden die Gebäude schon Ende des 19. Jahrhunderts zu einem einfachen Hotel umgebaut. Aber spätestens seit einem kompletten Umbau im Jahr 2010 zählt Stocks mit seinen 23 geräumigen Zimmern und Suiten zu den schönsten und komfortabelsten Landhotels Europas, ohne seinen rustikalen Charme dadurch eingebüßt zu haben.

Mit Venus und Adonis am Pool

Gastgeber Paul Armorgie, der seit mittlerweile rund 30 Jahren auf der Insel lebt, tut derweil alles, um seinen Gästen den Aufenthalt in seinem kleinen Paradies so angenehm wie möglich zu machen. Wie die meisten der knapp 600 Einwohner der Insel wirkt Paul dabei so relaxed, als verbringe er hier ebenfalls nur seinen Urlaub. Stress scheint von den Insulanern abzuperlen wie Wassertropfen von den Blättern einer Lotosblume – und das wirkt ansteckend. Ein perfekter Tag im Stocks Hotel beginnt deshalb nach dem Ausschlafen auch erst mal mit einem ausgedehnten Frühstück. Danach zieht man sich wahlweise mit einem guten Buch an den großzügigen Freiluftpool zurück oder bricht zur Inselerkundung auf. Rosenfreunde sollten dabei einen Besuch in den La Seigneurie Gardens nicht verpassen. Ein Abstecher nach Little Sark, das mit der Hauptinsel durch den zu beiden Seiten jäh abfallenden Klippenweg La Coupée verbunden ist – wahrscheinlich das meistfotografierte Motiv der Insel – ist ebenfalls ein Muss. Neben schwindelerregenden Klippenwanderpfaden, für die Spaziergänger allerdings ein wenig Kondition mitbringen sollten, bietet Little Sark mit dem sogenannten Venus- bzw. Adonis-Pool auch zwei natürliche Gezeitenbecken, in denen man bei Ebbe baden kann. Thalassotherapie zum Nulltarif. Zurück in Stocks Hotel lassen wir uns im Venus-Room bei einer ausgiebigen Massage die strapazierten Waden kneten.

STOCKS HOTEL
Auf der Insel Sark gelegen.

www.stockshotel.com

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