Richtig erholen im Urlaub – dafür müssen Allergiker gut planen. Das geht vom Urlaubsort über die Mahlzeiten bis zum Bettzeug. Zum Glück wächst die Zahl der Hotels mit speziellen Angeboten.

Endlich angekommen in herrlicher Landschaft, das Hotel macht einen rundum guten Eindruck. Das Bett ist bequem, die Menschen freundlich, zum Strand oder in die Berge ist es nicht weit – und dann beginnt plötzlich das große Jucken und Schniefen … Für Allergiker kann ein Ferientraum schnell zum Alptraum werden. Gründe gibt es viele: Vielleicht nur deshalb, weil ein früherer Gast mit Hund angereist war und noch immer einige Haare im Zimmer sind. Oder weil die Hotelküche die Erdnussspuren im Teig für unbedeutend hält. Oder weil die Birkenpollen dieses Jahr einfach ungewöhnlich früh fliegen oder die Ferienwohnung in einer malerischen Blumenwiese steht …  Solche Situationen kennen Menschen mit Allergien nur allzu gut, zu oft waren Hotels und andere Gastgeber bislang gedankenlos.

Doch das ändert sich zum Glück: Für die zunehmende Zahl von Allergikern – mittlerweile soll jeder dritte Deutsche an einer Allergie leiden, schon jedes sechste Kind ist betroff en – gibt es auch immer mehr besondere Urlaubsangebote, wie der Deutsche Reiseverband (DRV) vermeldet. Haustierfreie Hotels, milbenfreie Betten – komplette Zimmer oder gar Hotels nennen sich mittlerweile „allergikerfreundlich“. In ganz Deutschland finden sich heute sogar ganze Orte oder auch Inseln, die eine weitgehend beschwerdefreie Urlaubszeit bieten. Um sie besser zu finden, bieten verschiedene Webseiten einen Überblick. Und ganz offiziell gibt es heute auch schon ein Prüfsiegel: Die Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) zertifiziert, nach dem neuesten Stand der Forschung, solche Angebote, die Allergikern tatsächlich erholsame Ferien bieten. Solche Einordnungen sind hilfreich, denn ein Urlaubs-Patentrezept für alle Allergiker existiert nicht – abgesehen vielleicht vom Trip auf eine sterile Raumstation. Doch Menschen reagieren ganz individuell und auch nie gleich stark auf unterschiedliche Reizauslöser. So lassen sich grob nur Regionen und Landschaftstypen empfehlen, die bei diversen Allergien Schonklima bieten. Am bekanntesten darunter sind die Sommer-Klassiker für Heuschnupfengeplagte: Inseln oder Berge. Wo der Seewind mögliche Blütenpollen schnell verweht oder sie in hohen Lagen erst gar nicht vorkommen, bleibt die Nase selbst in der Pollensaison frei. Je höher die Bergregion, desto karger auch die Pflanzenwelt, die sich ein üppiges Pollenschleudern schon biologisch gar nicht leisten kann. Auf trockenen Vulkaninseln ist ebenfalls stark reduzierte Flora zu erwarten – wo allerdings ausreichend gewässert wird, ist dieser Lavaboden wieder sehr fruchtbar. Wer hingegen stark unter Baumpollen leidet, fährt am besten nach Island, da dort nur in wenigen Nischen Bäume gedeihen und insgesamt die Blütenzeit kurz ist. Ein Bad in der berühmten Blauen Lagune lindert übrigens auch Hauterkrankungen. Nord- und Ostsee-Inseln als Ferienziel eignen sich sehr gut auch für Menschen mit Neurodermitis und anderen Hautproblemen, weil dort salzhaltige Luft und Sonnenschein zusammenkommen. Asthmatikern tut die Brise ebenso gut. Richtig durchatmen in guter Luft und weiter Landschaft – das lässt Beklemmungen gar nicht erst aufkommen. Für Hausstaub-Allergiker wiederum empfiehlt sich ganzjährig das Hochgebirge: Ab rund 1500 Metern Höhe ist es trockener, kühler und die Luft dünner – dort fühlen sich Hausstaubmilben wie auch Schimmelpilze nicht mehr wohl.

Dass sich mehr und mehr Gastgeber heute an Allergikern ausrichten, hat sicher mit wachsendem Wissen und individuelleren Angeboten zu tun. Ob aber der Service-Gedanke der Grund dafür ist oder die steigende Zahl der Betroffenen, die sich zum immer stärkeren Wirtschaftsfaktor entwickelt? Fakt ist, dass sich seit 2008 auch ganze Gemeinden ECARF-zertifizieren lassen können. Den Anfang machte Bad Hindelang im Allgäu, das auf rund 1000 Metern Höhe schon gute natürliche Voraussetzungen für einen allergenarmen Urlaub bietet. Neben den Unterkünften haben sich im Ort aber auch Bäcker und Fleischer, Supermärkte und andere Geschäfte auf Allergiker eingestellt. Selbst der Juwelier hat speziellen Schmuck im Angebot. Diesem Beispiel folgten Gemeinden vom Schwarzwald bis nach Rügen. Zur ersten allergikerfreundliche Insel wurde im Frühjahr Borkum ernannt.

Ist eine passende Region gefunden – liegt jetzt das Augenmerk auf Hotel oder Ferienhaus selbst. Schließlich nutzt das beste Außenklima wenig, wenn innen Zimmerpflanzen stehen, die Allergene verströmen oder im Blumentopf einen Schimmel beherbergen. Ist das Zimmer wirklich tierhaarfrei? Ohne Teppich und dicke Vorhänge, wo sich Hausstaub absetzen könnte? Oft stehen für Allergiker heute schon besondere Zimmer bereit und auch spezielle Bettwäsche, Kissen oder ganze Allergiker-Betten sind zu finden. Gut ist es, wenn das Hotel eine Klimaanlage mit Pollenfilter besitzt. Noch besser, wenn der auch regelmäßig gereinigt wird. Und wenn zum Frühstück dazu noch glutenfreies Brot, laktosefreie Milch zu haben ist, wenn die Köche bei Bedarf auch nuss- oder erdbeerfreie Kost servieren, ohne die Augen zu verdrehen – dann wird der nächste Urlaub sicher beschwerdefrei und rundum erholsam.