Die Braut zählt ihre Unterröcke vor. Mehr als ein Dutzend davon schichten sich in Pastelltönen übereinander, erst dann kommt das plissierte schwarze Übergewand. An allen zehn Fingern wird mit Goldschmuck geprunkt. Um die Schöne herum hüpft der Auserwählte mit wippender feuerroter Mütze. Grell tönt die fremdartige Musik von Flöten, Trommeln und Kastagnetten im Innenhof der Wehrkirche von Sant Miquel de Balansat. Besucher sind beim traditionellen Volkstanz im Kirchhof willkommen.

Ibiza ist verstörend schön. Blendend hell gleißen die Salzberge neben den Salinen im Süden der Insel. Grellweiß leuchten die kubistisch anmutenden traditionellen Häuser und Wehrkirchen. Unschuldsweiß ist auch die Mode, die auf Ibiza kreiert wird. Es soll der katalanische Maler, Journalist und Schriftsteller Santiago Rusiñol gewesen sein, der Ibiza einst den Beinamen „Isla Blanca“ gab. Im örtlichen Dialekt heißt die Insel ebenso wie ihr Hauptstädtchen „Eivissa“. Ibiza gehört mit Formentera und zahllosen kleinen Felseilanden zum Archipel der Pityusen, einem Teil der Balearen. Ihren Namen haben die Pityusen vom griechischen Wort für Pinien.

Als Traumeiland für Nachtschwärmer, Hippies und Exzen triker hat Ibiza längst legendären Ruf er reicht. Ebenso wie Mallorca poliert auch Ibiza an seinem Image und versucht, andere Ak zente zu setzen. Natur, Kultur und Entspannung heißt die neue Devise. Klar kann man auf Ibiza noch immer Party machen, jedenfalls von Anfang Juni bis Ende September auf den Dancefl oors von Clubs wie „Amnesia“, „Pacha“ oder „Privilege“. Aber das ist nur die eine Seite der Insel. „Du kannst eine Linie ziehen von Sant Antoni bis hinüber nach Santa Eulària. Alles, was südlich davon liegt, meint das quirlige, aufgekratzte Ibiza, alles nördlich davon ist noch immer eine ursprünglich gebliebene Insel“, sagt Tour-Guide Miquel Tur, der mir die Schönheiten seiner Heimat Eivissa zeigt. Stille Buchten mit türkis schillerndem Wasser gehören ebenso dazu wie felsige Steilküsten und winzige Dörfer mit gekalkten Katen. Kupferrot leuchtet die Erde im Kontrast zu den weißen Häusern und dem kobaltblauen Meer.

Da Ibiza klein und überschaubar ist, lässt sich die Insel leicht mit dem Leihwagen „erfahren“. Noch intensiver erlebt man Ibiza auf Schusters Rappen oder mit dem Mountainbike. Neun exakt ausgewiesene Wanderrouten hat die örtliche Touristenbehörde in einer auch auf Deutsch erschienenen Broschüre dokumentiert. Und wie die Insel duftet! Nach sonnenwarmem Pinienharz und nach den zig Kräutern, aus denen der typische „Hierbas“-Likör hergestellt wird. Fenchel und Anis, Thymian und Rosmarin parfümieren die laue Luft ebenso wie die Blüten von Zistrosen und Zitrusfrüchten.

werden nicht nur in der ibizenkischen Küche eingesetzt, sondern auch bei vielen Spa-Behandlungen. In Sachen Wellness hat sich die Insel längst einen Namen gemacht. Und außerdem lockt das im Herbst noch herrlich laue Meer. „Fürwahr, ein zum Baden mehr einladender Platz lässt sich kaum denken“, schwärmte schon vor rund hundertzwanzig Jahren Erzherzog Ludwig Salvador von Österreich-Toskana, einer der ersten Touristen vor Ort. Der Mann, der auch auf Mallorca allgegenwärtig scheint, hatte einen Sinn für das Schöne.

SEHENSWERT

  • Volkstanz in Sant Miquel, jeden Donnerstag Abend von Mai bis Oktober um 18 Uhr im Kirchhof
  • Mit dem Schiff zur Schwesterinsel Formentera und diese per Moped oder Fahrrad erkunden

SHOPPING

  • Hippiemarkt „Las Dalias“ in Sant Carles immer samstags bis 19 Uhr, das ganze Jahr
  • Viele schöne Boutiquen zwischen altem Hafen und Altstadt in Eivissa

ESSEN

  • „Can Costa“ in Santa Gertrudis: Stimmungsvolle Kneipe mit Unmengen von Ölbildern, gemütliche Terrasse in autofreier Gasse, berühmt für seine Brötchen mit luftgetrocknetem Schinken
  • „Café del Mar“ in Sant Antoni: Immer noch angesagte Bar mit tollen Cocktails und chilliger Musik