Smarte Technologien spielen in Spas und Wellnessbereichen eine immer größere Rolle. Der Reiseanbieter wellnessurlaub.com hat das immersive Spa gar unter die Top 10 der größten Selfcare-Trends 2025 gewählt. Dabei müssen künstliche Intelligenz und der „Human Touch“ kein Widerspruch sein, ebenso wenig wie Natur und Technologie. Sondern können sich sinnvoll ergänzen und zugleich unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Denn gerade die jüngere Klientel bewegt sich spielend zwischen digitaler und analoger Welt und entscheidet gern selbst, wann sie was nutzt.
Doch wie genau könnte immersive Wellness aussehen? Und was bedeutet das überhaupt? Laut Online-Enzyklopädie Wikipedia beschreibt „Immersion den durch eine Umgebung der Virtuellen Realität (VR) hervorgerufenen Effekt, der das Bewusstsein des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, so weit in den Hintergrund treten lässt, dass die virtuelle Umgebung als real empfunden wird“. Es geht also um eine Wellness-Erfahrung, die einen so gefangen nimmt, dass man vergisst, sich in einem virtuellen Umfeld zu bewegen. Erreichen kann man dies etwa durch Multisensorik. Je mehr Sinne ich mit einem Angebot anspreche, umso größer ist die Chance, dass die Gäste gänzlich in dieses Erlebnis „eintauchen“. Multifunktionale Objekte, etwa Behandlungsliegen mit Vibration oder Wellness-Wannen mit wechselndem Farblicht sind nichts Neues auf dem Markt. Allerdings werden sie in jüngster Zeit immer raffinierter und vielseitiger. So hat etwa Gharieni mit dem neuen Modell RLX Aurasens eine Liege lanciert, die den Gästen mit Musik und pulsierenden haptischen Eindrücken ein tiefgreifendes Wohlfühlerlebnis vermitteln soll.
Die Überwassermassage WaveTouch von Wellsystem mit Touch-Display und Spa-Haube nutzt Wärme und Wasserkraft für entspannende Ganz- oder Teilkörpermassagen. Die unterschiedlichen Programme passen sich Körpergröße und Schulterbreite an. Die Bedienung ist selbsterklärend.


Die Wahl zwischen vier verschiedenen Erlebnisprogrammen hat man bei der Behandlungsliege RLX Aurasens von Gharieni. Die Technologie umfasst 28 taktile Schallwandler, die in die Liege integriert sind und Klang in Vibration übersetzen. Auch Massagen können nach Befindlichkeit ausgewählt werden. Die Programme werden über ein iPad gesteuert.
Ergonomie, Funktionalität und modernes Design gehen bei der Ionto-Spa Sensity Liege von Ionto-Comed eine Verbindung ein. Dank der innovativen Soundmotion-Technologie und vibroakustischen Fähigkeiten wird der Körper durch akustische Ganzkörperstimulation entspannt, was Stress abbaut und das Immunsystem stärkt. Die Liege bietet eine Vielzahl an Liegepositionen, die individuell angepasst werden können, und ist wartungsfrei.

Aus Liebe zur Natur
Wenn immersive Wellnessangebote gut ankommen sollen, ist auch das Thema Biophilie ein wesentlicher Faktor. Damit ist die Liebe zur Natur in all ihren Erscheinungen gemeint. Der US-Biologe Edward O. Wilson prägte das Konzept, wonach dem Menschen der Wunsch nach Verbindung zur Natur sowie zu anderen Lebewesen angeboren ist. Darauf fußt die Erkenntnis, dass sich Aufenthalte in der Natur positiv auf die Gesundheit auswirken können, sowohl physisch als auch psychisch. Das italienische Unternehmen Aquaform etwa, Spezialist für Duschsysteme, schafft Erlebnisse rund um das Thema Wasser, die Phänomene wie Gewitter, Nebel oder einen Wasserfall simulieren. Und Dornbracht ermöglicht mit seinem Regenpaneel Serenity Sky+ fünf verschiedene Wasserstrahlvarianten für unterschiedliche Bedürfnisse und Befindlichkeiten, von kraftvoll gebündelt wie bei einem reinigenden Platzregen bis sanft vernebelt wie ein frischer Frühlingsmorgen. Farblicht unterstützt das Duscherlebnis und schafft unterschiedliche Stimmungen.
Bei immersiver Wellness geht es also um Angebote, die mithilfe digitaler Systeme und künstlicher Intelligenz sowohl möglichst alle Sinne ansprechen als auch die angeborene Verbindung des Menschen zur Natur fördern. Im Hôtel Royal Evian Resort im gleichnamigen französischen Kurort wird der Lebenszyklus des bekannten Mineralwassers in einem von der Natur inspirierten, immersiven Bereich auf 1700 Quadratmetern ganzheitlich erlebbar gemacht. Eine immersive Yoga-Experience bietet das Negresco in Nizza seinen Gästen. Die exklusiven Einzel- oder Paar-Sessions werden, je nach Intention oder Ziel des Gastes, durch Farbe, Ton und digitale Bilder unterstützt, abgestimmt auf das Chakra, das jeweils angesprochen werden soll. Und im neuen Damu Spa des Londoner 5-Sterne-Hotels The Mandrake kann man in einem multisensorischen Pool abtauchen, den man durch einen Wasservorhang erreicht und der Niederfrequenz-Vibrationstherapie mit Klang- und Farbtherapie kombiniert, während man schwerelos im Wasser schwebt – für tiefe Entspannung und mehr innere Balance.
Wirkprinzipien aus den Bereichen der Kneipp-Therapie, der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Wellbeing-Forschung vereint das Regenpaneel Serenity Sky von Dornbracht. Mit optionaler Lichtfuge können je nach Stimmung unterschiedliche Farben eingestellt werden, die sich über ein Smart-Home-System oder per Fernbedienung steuern lassen. Sieben Oberflächen bieten zudem neben taktilen auch optische Variationsmöglichkeiten.


Die Regenvorhänge Velum von Aquaform werden ergänzt durch farbige Lichter, Klänge und Nebelsysteme und ermöglichen taktile Erfahrungen. Das integrierte Licht kann natürliche Erscheinungen wie Sonnenlicht, Wasserreflexionen oder die Simulation eines Gewitters hervorrufen. Das Programm kann auf die Wünsche des Auftraggebers angepasst werden.
Immersive Angebote im Medical Spa
Auch im Zuge des Mega-Trends Longevity und in Zusammenhang mit Biohacking kommen immersive Angebote zum Einsatz. So nutzt etwa das neue Mount Med Resort in Tirol, das sich im Medical-Segment positioniert hat, das Gerät Rebalance Impulse zur Förderung des mentalen Wohlbefindens und der Nervenentspannung. Basierend auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, bietet es Stimulations- und kognitive Trainingsprogramme, die chronischen Stress abbauen, die Schlafqualität verbessern und das Immunsystem stärken sollen. Dabei kommen vibroakustische Reize und Klangsequenzen mit binauralen Beats zum Einsatz. Spätestens hier wird deutlich, dass nicht jedes immersive Angebot zwangsläufig ein Selbstläufer mit geringem Personalaufwand ist. Je nach Zielsetzung sollten die Gäste im Gegenteil aufmerksam durch das Erlebnis begleitet werden.
Doch es sind nicht nur neuartige Ausstattungsgegenstände, die aus einer Anwendung immersive Wellness machen. Vielmehr können ganze Raumsituationen immersiv ausgestaltet werden, für ein ganzheitliches Erlebnis. Eines der ersten deutschen Unternehmen, die diesen Trend aufgegriffen haben, ist die Thermengruppe Josef Wund, die 2024 in der Therme Euskirchen der Öffentlichkeit den Erlebnisraum „Immersive Sky“ und das immersive Naturerlebnis „Forest Bathing – Lupuna“ vorgestellt hat. Der Bereich mit einer Fläche von rund 315 Quadratmetern lädt zum 25-minütigen Eintauchen in den tropischen Regenwald ein. Die immersive Meditationsreise beginnt vor einem Wasserfall, der sich öffnet. Durch warmes Wasser watend, gelangen die Gäste in einen abgedunkelten Raum. Dort erwartet sie „Lupuna“, eine visuelle Erzählung. Auf schwebenden Elementen in Form einer Wasserlilie liegend, verfolgt man die meditative Videoprojektion eines Kapokbaums, „Lupuna“, sowie einer Königin der Nacht, einer Kakteenart, die hoch in den Ästen des Urwaldriesen wächst. In Kombination mit Klängen und Düften entstehen intensive Sinneseindrücke – Waldbaden der digitalen Art.

Heilsames Eintauchen in unbekannte Welten
„Immersive Erlebnisse sind weit mehr als nur ein Megatrend“, ist Franz Hofstetter, CIO der Thermengruppe Josef Wund, überzeugt. „Sie tragen maßgeblich zur Entspannung und zum Wohlbefinden bei, da sie es den Gästen ermöglichen, für einen Moment vollkommen abzutauchen und den Alltag hinter sich zu lassen“ – auch in Regionen wie dem Amazonasgebiet, das die meisten Menschen nie „in echt“ sehen werden. Früher, so Hofstetter weiter, habe der Fokus in Sachen Wellness auf körperlicher Gesundheit, Ernährung und Fitness gelegen. „Heute wissen wir: Ganzheitliches Wohlbefinden umfasst mentale, emotionale, soziale, spirituelle und körperliche Ebenen.“ Von der Wirksamkeit von „Lupuna“ ist der IT-Profi umso mehr überzeugt, seit eine von der Thermengruppe in Auftrag gegebene neurowissenschaftliche Studie unter 23 Probanden zu dem Ergebnis gekommen ist, dass das immersive Erlebnis die Tiefenentspannung fördert. „Die Besucher werden in einen für Körper und Geist beruhigenden Zustand versetzt – ähnlich wie bei einer Meditation“, erläutert Hofstetter. „Bei allen Teilnehmenden konnte eine signifikante Senkung der Herzfrequenz beobachtet werden – ein Zeichen für tiefe Entspannung. Bei 95 Prozent zeigte sich eine Zunahme der Gehirnwellenaktivitäten, die häufig bei tiefer Entspannung und Meditation auftreten. 81 Prozent fühlten sich weniger ängstlich.“ Auch emotionales Wohlbefinden und Naturverbundenheit würden gestärkt.
Dies lässt leicht vergessen, dass das Angebot aus der Not heraus geboren wurde. Denn während der Corona-Pandemie suchte man nach Möglichkeiten, um die Gäste während der Lockdowns weiterhin mit der Therme zu verbinden. Neben einer App mit digitalem Wellbeing-Content wie Sinnesreisen, Breathworking-Sessions oder Yogaworkouts entstand die Idee für ein virtuelles Spa. Dabei wurde den Verantwortlichen um Hofstetter klar: „Das ist nicht nur ein Weg zum Überleben, sondern ein Weg in die Zukunft. Dabei konnten wir uns auf das Know-how unserer Partner White Mirror (ein Consulting-Unternehmen, Anmerkung der Red.) und des Künstlerkollektivs MarshmallowLaserFeast berufen. Wasser, Licht, Klänge, Düfte und die bildgewaltige Installation – all diese Komponenten mussten aufeinander abgestimmt und installiert werden.“

Erholung für alle Sinne soll die Sauna S11 von Klafs bieten. Neben einer besonderen Lichttechnik, die Farbverläufe erzeugt und Licht fließend durch den Raum wandern lässt, bietet eine Auswahl an Zeremonien unterschiedliche Klangeffekte. Die Sauna wurde in Zusammenarbeit mit Studio F.A. Porsche entwickelt und ist auf 999 Stück limitiert.
Zeitgemäße Entspannung und Türöffner
Der Erfolg gibt der Thermengruppe Josef Wund recht: „Lupuna“ wurde nicht nur mit dem EWA Professional Award 2024, sondern auch mit dem Deutschen Exzellenz-Preis 2025 in der Kategorie „Exzellente Initiativen“ ausgezeichnet. Und auch die Resonanz der Gäste sei durchweg positiv. Für 2025 stellt das Unternehmen bereits weitere vergleichbare Angebote in Aussicht. IT-Experte Hofstetter ist überzeugt, „dass Technologie im Wellbeing-Sektor eine Notwendigkeit ist, um unseren Gästen zeitgemäße Entspannung zu bieten. Die Herausforderung liegt darin, Technologien und Natur in Einklang zu bringen.“
Immersive Wellness ist eine Chance für die Branche – im Großen wie im Kleinen. Man muss nicht gleich das Gesamtpaket mit zig Funktionen bieten. Auch eine multisensorische Behandlungsliege oder ein Pool mit gewissen Extras stellen schon ein Angebot „außer der Reihe“ dar. Es geht auch nicht darum, klassische durch immersive Angebote zu ersetzen, sondern gerade auch jüngere Generationen mit neuartigen, zeitgemäßen Extras für Wellness zu begeistern – quasi als Türöffner für weitere, konventionellere Wellness-Angebote. Die Industrie ist dabei, ihr Portfolio diesbezüglich zu erweitern. Nun sind Hotellerie und Spa-Betreiber gefragt, sich ebenfalls entsprechend aufzustellen.