Eine unbekannte, faszinierende Welt erwartet den Reisenden im Königreich Bhutan. Das buddhistische Land der Klöster, Tempel und Gebetsfahnen liegt im Himalaya zwischen Indien und China. Es ist das einzige Land der Welt, in dem Glück nationales Ziel ist und als „Bruttonationalglück“ gemessen wird.
Als unsere Maschine gegen 5 Uhr früh vom Suvarnabhumi Airport in Bangkok Richtung Paro startet, ist es noch stockfinster. Trotzdem ist die Stimmung an Bord des an diesem Morgen nur zu gut einem Drittel besetzten A319 der Royal Bhutan Airlines gelöst und in viele Gesichter steht gespannte Erwartung geschrieben. Was mag uns dort erwarten, in Druk Yul, dem Königreich der Donnerdrachen, wie Bhutan in der Landessprache Dzongkha genannt wird?
Doch als nach gut zweieinhalb Flugstunden am Horizont endlich die schneebedeckten 7000er im Grenzgebiet zwischen Tibet und Bhutan auftauchen, macht sich bei den rund zwei Dutzend Touristen an Bord erst mal Nervosität breit. Nachdem die Maschine die lichte Wolkendecke am Eingang des Paro-Tals durchbricht, scheint es nämlich fast so, als ließen sich die Wipfel der schlanken Himalaya-Kiefern an den steil aufragenden Felswänden, die eben noch tief unter uns lagen, auf einmal mit den Fingerspitzen berühren, würde man nur die Hand danach ausstrecken. Während die einheimischen Fluggäste das gewagte Manöver zwischen den immer näherkommenden Bergflanken ausnahmslos mit stoischer Miene ertragen, ja mancher den Moment glatt verschläft – vermutlich in der Gewissheit, im schlimmsten Falle drohe höchstens eine weitere Runde auf dem Wiedergeburtskarusell – verteilt die Stewardess während des Anflugs an die Ausländer an Bord zur Beruhigung Bonbons. Von einem Flughafen ist noch immer weit und breit nichts zu sehen. Erst als der Pilot eine letzte scharfe Rechtslinks-Kurve fliegt, bei der der Airbus fast vertikal in der Luft liegt, taucht wie aus dem Nichts ein beängstigend kurz wirkender Runway auf – dann setzen wir auch schon auf.
Tatsächlich gilt der internationale Flughafen des abgelegenen Himalaya-Königreichs gut 2300 Meter über dem Meer als einer der anspruchsvollsten Airports der Welt, der ausschließlich auf Sicht, d. h. ohne Hilfe der üblichen Navigationsinstrumente angeflogen werden kann. Sogar das GPWS, das Ground Proximity Warning System, muss der Pilot ausschalten, das normalerweise vor Kollisionen mit dem Gelände warnt. Es würde in den letzten Minuten vor der Landung ansonsten ununterbrochen Alarm schlagen.




Der König kommt zum Tee
Erleichtert, wenn auch auf wackeligen Knien, verlassen wir schließlich bei inzwischen strahlend blauem Himmel die Maschine, deren gelborange hinterlegtes Drachenemblem auf der Heckflosse in der Morgensonne funkelt. Zum Abschied schallt aus den Bordlautsprechern eine bhutanische Volksweise, deren Text wir zwar nicht verstehen, aber der leidenschaftliche Ton spricht für große Gefühle. Vielleicht ein Dankgebet an den Buddha für die geglückte Landung? Zu helfen scheint es jedenfalls, denn Royal Bhutan Airlines hatte noch nie einen Unfall zu beklagen und ihre Piloten gehören zu den am besten ausgebildeten der Welt. Aktuell besitzen allerdings nicht einmal zehn Flugkapitäne weltweit die spezielle Lizenz, die es erlaubt, den Paro-Airport anzufliegen.
Am Terminal werden wir als erstes von einem überlebensgroßen Porträt des im ganzen Land an jeder Straßenecke präsenten Monarchen Jigme Khesar Namgyel Wangchuck – mittlerweile fünfter Herrscher auf dem Drachenthron seit Begründung der Wangchuck-Dynastie im Jahr 1907 – und seiner königlichen Gattin Jetsun Pema willkommen geheißen. Viele Einheimische heften sich das schmucke Königspaar aus Respekt auch als Button ans Revers, denn der Herrscher gilt als ausgesprochen volksnah und kehrt bei seinen regelmäßigen Joggingrunden auch gerne mal spontan bei einem Untertanen zu einer Tasse Tee ein, um sich nach dem Rechten zu erkundigen. Keine 15 Minuten nach der Landung sind dann bereits alle Einreiseformalitäten erledigt und am Ausgang treffen wir Dorji und Kinley, die uns während der nächsten acht Tage als Fahrer und Guide durch den Westen Bhutans begleiten werden. Beide tragen, schon von Berufswegen, Bhutans Nationaltracht, den Gho. Ein knielanges Wickelgewand, dessen meist bunte Karomuster an schottische Tartans erinnern. Weibliches Pendant dazu ist die Kira. Aber auch viele Bhutaner ohne offizielle Mission kleiden sich gerne traditionell, vor allem auch an den unzähligen Festtagen, allen voran die farbenprächtigen Tsechus mit ihren archaischen Maskentänzen.
Den Luxus eines versierten Chauffeurs weiß der Bhutan-Reisende dann bereits wenige Minuten nach Verlassen des Flughafenareals zu schätzen. Tatsächlich wurde erst Anfang der 1960er Jahre mit Geld vom großen Nachbarn Indien die erste geteerte Straße im Land gebaut und jeder Kilometer Asphalt zählt durchschnittlich 15 Kurven. Schlaglöcher, Erdrutsche und ähnliche Unbill nicht mitgerechnet. Dafür gibt es – quasi als karmischen Ausgleich für diese Pein – keine einzige Ampel im Land, die die Fahrt bremsen würde. Das tun dafür freilaufende Kühe, Hunde oder herumtollende Affen. Von schwer beladenen Lastwagen und mitten auf der Straße parkenden Autos einmal ganz abgesehen. Erste Station unseres Bhutan-Abenteuers ist das rund eine Autostunde vom Flughafen Paro entfernt gelegene Thimphu, die schmucke, schnell wachsende Kapitale des Königreichs. Dank des ungebrochenen Bhutan-Booms wirkt sie wie eine riesige Baustelle, in der mittlerweile geschätzt fast ein Viertel der rund
800 000 Untertanen seiner Majestät leben. Überall wachsen von waghalsigen Bambusgerüsten gestützte Betonkonstruktionen in den Himmel, deren Fassaden am Ende freilich fast ausnahmslos im traditionell bhutanischen Stil dekoriert werden. Das sorgt für optische Harmonie, führt bei Bhutan-Neulingen aber dazu, dass sie das Krankenhaus äußerlich kaum vom Regierungssitz oder einer Mietskaserne unterscheiden können. Vor 30 Jahren war Thimphu dagegen noch ein verschlafenes Nest, das kaum 16 000 Einwohner zählte. In den Straßen der Hauptstadt begegnet man auffällig vielen Hunden. Die dösen am liebsten in der Sonne oder trotten gemächlich Fußgängern hinterher, in der Hoffnung, es könnte ein kleiner Leckerbissen abfallen. Die Tiere sind gepflegt und meist wohlgenährt – und das aus gutem Grund, glauben die Einheimischen doch, die Vierbeiner seien innerhalb des Wiedergeburtszyklus die letzte Inkarnationsstufe vor dem Menschen. Wer weiß also schon, wer einen da schwanzwedelnd verfolgt? Vielleicht die zukünftige Schwiegertochter oder ein verstorbener Verwandter, den schlechtes Karma wieder ein paar Stufen zurückgeworfen hat?



Höhenmetern – mit gigantischem Panoramablick. Mit etwas über 51 Metern ist der sitzende Buddha Dordenma der momentan größte Buddha der Welt. Im Innern dieser monumentalen Figur befinden sich 125 000 kleinere Buddha-Statuen, alle ebenso aus Bronze gefertigt und vergoldet. Zu innerer Einkehr lädt die Meditationshalle im Sockel der Statue. (Foto: pexels-setu-r8)
Magischer Ort auf 2700 Metern Höhe
Ein mehr als 50 Meter hoher Buddha aus Bronze wacht hoch über der Stadt über die Geschicke der Drukpa, der Drachenmenschen, wie die Bhutaner sich selbst nennen. Direkt gegenüber auf der anderen Talseite liegt unser erstes Quartier: die Six Senses Thimphu Lodge. Einer von insgesamt fünf Standorten der Eco-Luxury-Brand, die über das ganze Land verteilt sind. Hier werden wir auf rund 2700 Metern die ersten beiden Nächte verbringen und beziehen eine geräumige Lodgesuite mit Kaminofen und großem Balkon, der einen spektakulären Blick ins rund 400 Meter tief unter uns liegende Thimphu-Tal und auf die umliegenden Gipfel bietet. Die Einrichtung unseres Refugiums kommt dabei so schnörkellos daher, als wären wir in einem buddhistischen High-End-Retreat eingekehrt, bietet gleichzeitig aber jeden erdenklichen Komfort. Und fügt sich dank viel Holz und Glas perfekt in die dramatisch schöne Gebirgslandschaft ein, die sich im langgezogenen Reflection-Pool vor dem Hauptgebäude spiegelt. Ein magischer Ort.
Unser erster Ausflug gleich nach dem Lunch führt zum Riesen-Buddha. Entlang der steil ansteigenden Zufahrtsstraße flattern Tausende bunter Wimpel und weißer Gebetsfahnen, deren aufgedruckte Mantra-Verse der Wind zu den Göttern und Geistern tragen soll, die der Überlieferung nach in den eisigen Höhen der Bergriesen im Norden wohnen. Um diesen illustren Zirkel nicht unnötig herauszufordern, was hieße, Wohl und Wehe der Nation aufs Spiel zu setzen, ist das Bergsteigen seit 2003 in Bhutan grundsätzlich verboten. Trekking dagegen ist erlaubt und gehört zu den gefragtesten Aktivitäten internationaler Besucher. Der mehrwöchige Snowman-Trail gehört zu den schönsten und anspruchsvollsten der Welt. Doch zurück zum Buddha. Der Sockel der Kolossalstatue beherbergt nicht nur einen hübschen Tempel, der mit prachtvollen bunten Wandbildern, den Thangkas, ausgemalt ist, die Szenen aus dem Leben Siddhartha Gautamas und anderer religiöser Führer darstellen, sondern hier stehen auch weitere 125 000 Mini-Buddhas in Reih und Glied aufgereiht. Viel hilft viel, lautet offenbar das Motto. Deshalb drehen die Gläubigen auch scheinbar unermüdlich an den gewaltigen Gebetsmühlen, deren Dimensionen teilweise Dampfwalzenrädern gleichen. Eine Umdrehung ersetzt schließlich bis zu 1000 mühseliger Mantra-Wiederholungen, erklärt Kinley. Manche Gebetsmühlen werden deshalb sogar mit Wasserkraft angetrieben und halten so den Draht nach oben quasi 24/7.
Dass die Moderne mittlerweile aber auch Bhutan fest im Griff hat – Fernsehen und Internet gibt es seit 1999 – wird uns bewusst, als wir einen jungen Mönch beobachten, der sein schwächelndes iPhone im Tempel gar nicht schnell genug an die erstbeste Steckdose anschließen kann, während ein Mantras murmelnder Pilger, der in einer stillen Ecke kauert und durch die Finger seiner linken Hand Gebetsperlen gleiten lässt, mit der rechten gleichzeitig unauffällig über sein Handydisplay scrollt. Kinley versichert uns zwar mit buddhistischer Nonchalance, der Mönch erwarte wohl eine wichtige Mitteilung seines Abtes und der Pilger habe im Internet bestimmt nur nach religiösen Texten Ausschau gehalten. Für uns sah das ganze aber eher nach der Startseite eines bekannten chinesischen Shopping-Portals aus. Doch wir sind für bhutanische Verhältnisse ja auch in einer „Großstadt“ unterwegs, da ticken die Uhren bekanntlich anders als auf dem Land. Auch in Bhutan.



Online im Kloster und auf dem Wochenmarkt
Vielleicht sind wir aber auch nur deshalb etwas enttäuscht, weil diese beiden Szenen, genau wie die Gemüsehändlerinnen auf Thimphus buntem Wochenmarkt, die kaum mehr Augen für ihre Kunden haben und stattdessen lieber in ohrenbetäubender Lautstärke indische Seifenopern auf dem Handy konsumieren, auf unserem westlich-naiven Bhutan-Bild eines weltfernen Himalaya Shangri-Las Kratzer hinterlassen. Als unser Fahrer Dorji dann aber erzählt, dass das Mobiltelefon für ihn im Grunde die einzige Möglichkeit darstelle, mit seiner Familie, die weit im Osten lebt, das Jahr über Kontakt zu halten, wird uns schnell klar: alle Dinge haben zwei Seiten. Ob wir schon auf den Pfad der Erleuchtung eingebogen sind?
Am Abend genießen wir im Six Senses Spa dann eine Jetleg-Massage, um die müden Glieder zu entspannen und den ersten Tag Revue passieren zu lassen, nehmen vorher aber noch ein traditionelles Bhutanisches Steinbad. Dafür werden handtellergroße Flusskiesel über Stunden im Ofen erhitzt, bis sie rot glühen. Anschließend werden sie am Fußende des riesigen hölzernen Badezubers, der mit duftendem Artemisia-Kraut gefüllt ist, vorsichtig ins Wasser gelassen, wo sie mit höllischem Brodeln über geraume Zeit wohlige Wärme abgeben. Das kann nicht schaden, sinken die Temperaturen, jetzt Mitte November, nachts und am frühen Morgen doch teilweise schon unter den Gefrierpunkt. Dafür ist der Himmel zu dieser Jahreszeit meist klar und wolkenlos und tagsüber erreichen die Temperaturen trotz der Höhe noch milde 18 bis 20 Grad.
Der nächste Morgen beginnt mit einer Wanderung zum Talakha Goemba Tempel hoch über der Lodge. Vorher fordert uns Kinley aber erstmal zu einer Runde Bogenschießen heraus, Bhutans Nationalsport. Natürlich haben wir gegen unseren Guide keine Chance, der ein ums andere Mal ins 140 Meter entfernte Schwarze trifft. Wir sind dagegen schon froh, nach rund 50 Versuchen wenigstens einmal die Scheibe getroffen zu haben. Beim Aufstieg zum Kloster wollen wir von Kinley dann wissen, was es mit der Idee der Gross National Happiness, des Bruttonationalglücks, auf sich hat, dessen Maximierung seit 2008 in Bhutan Verfassungsrang besitzt. Ein Grundrecht auf Glück sozusagen. Eine Idee, mit der es die kleine Nation an der Nahtstelle zweier Milliardenvölker immer wieder mal in die internationalen Schlagzeilen schafft. Geprägt hat den Begriff Ende der 1970er Jahre der Vater des amtierenden Königs in einem Interview. Damals ein bewusster Gegenentwurf zum kapitalistischen Streben nach Wachstum um jeden Preis. Anders in Bhutan. Hier sollten nach Vorstellung des Monarchen im Zuge der künftigen Entwicklung ökologische, soziale und kulturelle Werte dasselbe Gewicht haben wie ökonomische Kennzahlen. Unter Führung des Premierministers klopft eine Glückskommission deshalb öffentliche Projekte und Gesetzesvorhaben stets daraufhin ab, ob sie all diesen Aspekten gleichrangig Rechnung tragen. Nur dann werden sie umgesetzt. Außerdem wird der Glücksindex der Bevölkerung regelmäßig gemessen. Mittlerweile kam zwar heraus, dass es Nationen gibt, in denen die Menschen – zumindest auf dem Papier – noch glücklicher sind als in Bhutan, denn längst werden auch in anderen Ländern vergleichbare Untersuchungen durchgeführt. Aber darum geht es nicht, der Weg ist das Ziel. Was das Thema Nachhaltigkeit angeht, ist Bhutan dagegen Weltmeister: 51 Prozent seiner Fläche sind Nationalparks oder anderweitige Schutzgebiete, 60 Prozent müssen laut Verfassung für immer bewaldet bleiben. Deshalb gilt das Land nicht nur als klimaneutral, sondern klimanegativ, denn die ausgedehnten Wälder entziehen der Atmosphäre – zumindest im Moment – mehr CO2, als das gesamte Königreich produziert.
Mittlerweile haben wir den 3050 Meter hohen Bergrücken bezwungen und stehen vor der eindrucksvollen Tempelanlage von Talakha Goemba. Und siehe da: echtes Glück im Hier und Jetzt kann ganz einfach sein, denn von hier oben öffnet sich nach dem schweißtreibenden Anstieg ein fantastisches 360°-Panorama auf die östlichen Ausläufer des Himalaya-Hauptkamms und hinab auf Thimphu samt dem goldenen Buddha. Dazu spendiert uns Kinley eine Dose Druk Lager, denn auch Bhutans älteste Brauerei kommt nicht ohne Referenz an das nationale Wappentier, den Drachen, im Namen ihres Bestsellers aus.




Schutzsymbol der anderen Art
Am folgenden Tag überqueren wir den 3116 Meter hohen Dochula Pass, von dem man bei klarem Wetter in der Ferne Bhutans höchste Gipfel erspähen kann, und fahren anschließend hinab ins beinahe subtropische Punakha-Tal mit seinen grünen Reisterrassen, das rund 1100 Meter tiefer als Thimphu liegt. Größte Attraktion ist hier der eindrucksvolle, im 17. Jahrhundert errichtete Punakha-Dzong am Zusammenfluss der beiden Flüsse Pho Chu und Mo Chu: Eine buddhistische Klosterburg mit hoch aufragenden Außenmauern, die einen Komplex aus Höfen, Tempeln, Verwaltungsgebäuden und Mönchsunterkünften umgibt. Bis die Hauptstadt Bhutans 1955 nach Thimphu verlegt wurde, war der Punakha-Dzong auch Regierungssitz. Weniger spektakulär, aber deutlich „pikanter“ ist dagegen der Tempel des Lama Drukpa Kunley, des in Bhutan hoch verehrten Divine Madman, der böse Geister und Dämonen bevorzugt mit seinem üppigen Geschlechtsteil in die Flucht geschlagen haben soll, das ihm aber auch als Instrument zur „Erleuchtung“ zahlreicher Damen gute Dienste leistete. So jedenfalls die Überlieferung. Kein Wunder, dass kinderlose Paare in Drukpa Kunleys Heiligtum um Nachwuchs bitten. Auch im nahegelegenen Dorf Lobesa dreht sich alles um den Penis, der hier nicht nur als Schutzsymbol gegen alles Böse und zur Förderung der Fruchtbarkeit die Hauswände ziert, sondern den es auch in diversen Größen und Materialien als Souvenir zu erwerben gibt. Der kleine hölzerne Penis-Anhänger, der abends als Gastgeschenk auf unserem Kopfkissen liegt, löst am Flughafen dank einer winzigen Drahtöse übrigens prompt den Metalldetektor aus. Wer sich das süffisante Grinsen des Sicherheitsbeamten nach lautstark kommentierter Untersuchung des Schmuckstücks ersparen will, sollte es also lieber in den Koffer tun, als es am Hals zu tragen. Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich die Six Senses Punakha Lodge, die auf ca. 1600 Metern an einem üppig bewaldeten Steilhang klebt und ein fast noch spektakuläreres Bergpanorama zu bieten hat als ihr Pendant in Thimphu. Der Blick von der frei über dem Pool schwebenden Welcome-Lodge macht schlicht sprachlos.
Früh am nächsten Morgen brechen wir von hier zu einer Wanderung zum nahegelegenen Chorten Nyingpo Lhakhang auf, wo wir mit jungen Mönchen zum Frühstück verabredet sind. Als Chorten werden buddhistische Gedenkstätten bezeichnet. Zunächst führt der Weg steil hinab auf die breite Ebene der Reisterrassen und fast kommen einem die Tränen, so tief berührt die unbeschreibliche Schönheit dieser Landschaft. Als wir schließlich das Kloster erreichen, sind wir im Handumdrehen von jungen Novizen in roten Roben umzingelt, für die es um 9 Uhr die erste von zwei Mahlzeiten am Tag gibt. An diesem Morgen werden Reis, Suppe und höllisch scharf gewürzter Blumenkohl aufgetischt. Kein Bhutaner würde auch nur einen Tag ohne eine große Portion Chilis überleben, die überall auf Hausdächern in der Sonne trocken, aber auch frisch verzehrt werden. Hauptsache reichlich. Rund 100 junge Mönche werden im Kloster bis zur neunten Klasse unterrichtet. Der jüngste ist grade mal fünf Jahre alt und nimmt im Speisesaal neugierig uns gegenüber Platz, damit er die seltsamen Fremden aus der Nähe betrachten kann. Der Sundowner-Martini, den wir später unten am Fluss mit wunderbarem Blick auf den bei einsetzender Dunkelheit hell erleuchteten Punakha-Dzong genießen, bildet zu dieser Erfahrung dann einen fast schon surreal wirkenden Kontrapunkt. Der nahtlose Wechsel zwischen dem Erleben tief verwurzelter Spiritualität, die in der beeindruckenden Naturkulisse ihren Widerhall findet, und den typisch westlichen Freuden eines Luxusurlaubs überfordert uns emotional beinahe. Dabei haben wir den eigentlichen Höhepunkt unserer Reise, den Aufstieg zum Taktsang-Kloster oberhalb von Paro, besser bekannt als Tiger’s Nest, noch vor uns.

Hoch hinauf zur heiligen buddhistischen Stätte
Das sich in eine fast senkrechte Felswand krallende Monument ist nicht nur Key Visual jeder Bhutan-Kampagne, sondern eine der heiligsten buddhistischen Stätten im Land. Ausgangspunkt für den Aufstieg ist die dritte Station unserer Rundreise, die Six Senses Paro Lodge auf fast 2900 Metern. Gut zwei Stunden muss man bei guter Kondition für die rund 700 Höhenmeter einplanen. Gerade wenn man glaubt, es endlich geschafft zu haben, geht es nochmal 550 Treppenstufen steil abwärts und am Gegenhang gleich wieder hinauf. Erleuchtung gibt es nicht zum Nulltarif! Oben müssen vor Betreten der Tempelanlage Kamera und Handy abgegeben werden. Dafür wird man mit einer analogen Fernsicht der Extraklasse ins Paro-Tal belohnt und mit über einem halben Dutzend Tempeln, die hinter den dicken Klostermauern verborgen liegen. Dieses Vergnügen teilen wir mit zahlreichen anderen Pilgern. Spiritueller Höhepunkt unserer Reise ist für uns deshalb die Tshewang-Zeremonie am Vorabend unserer Abreise, bei der uns vier Mönche des im 15. Jahrhundert errichteten Samtenling Klosters, unweit der Six Senses Lodge Paro, den Segen spenden. Ein archaisches Ritual aus Gebeten und kehligen Gesängen, untermalt mit Klängen aus Muschelhörnern und Langhorn-Trompeten; so alt wie der Buddhismus selbst und tief berührend, ganz egal, an was man glaubt.
Unsere Hoteltipps für Bhutan

Hotel Amankora – Schlichter Luxus, den auch die königliche Familie schätzt
Die ikonische Luxus-Marke Aman gehört zu den Bhutan-Pionieren und war der erste ausländische Hotelinvestor im Land überhaupt, als man im Jahr 2000 begann, erste Grundstücke zu erwerben. An den Aman-Properties sind auch Mitglieder von Bhutans Royal Family beteiligt, die den Lodges auch selbst gerne mal einen Besuch abstatten. Mittlerweile zählen zum Amankora fünf individuelle Lodges, die zu den luxuriösesten – und teuersten – des Landes gehören. www.aman.com

Six Senses Thimphu – Top-Adresse in der Hauptstadt
Die Six Senses Thimphu Lodge unweit der Hauptstadt thront in einer beeindruckenden Höhe von 2650 Metern. Kein Wunder wird sie auch als „ Palace in the Sky“ bezeichnet. Die riesige, sechs Hektar große Anlage, bietet reichlich Platz, um den Alltag hinter sich zu lassen und die Schönheit Bhutans zu entdecken.
Six Senses Punakha Lodge – Zwischen Fluss und Reisfeldern
Mit seiner geringeren Höhe und dem gemäßigten Klima gilt das Punakha-Tal als der Gemüsegarten des Landes. Und so ist die Punakha Lodge das wärmste der Six Senses Bhutan Resorts.


Six Senses Paro Lodge – Ursprünglichkeit, Spiritualität und Stille
Das Six Senses Paro bietet eine atemberaubende Kombination aus luxuriöser Unterkunft und spektakulärer Naturlandschaft. Hoch über dem Nationalmuseum von Paro, auf einer Höhe von 2869 Metern gelegen, kommt jeder zur Ruhe und genießt fast demütig den Anblick der majestätischen Berggipfel des Himalaya und des grünen Paro-Tals.
sixsenses.com
Como Hotels – Eco-Lodges zwischen Tradition und Moderne
Die in Singapur ansässige Como-Gruppe unterhält aktuell zwei
luxuriöse Eco-Lodges in Bhutan: Das nur rund zehn Minuten vom internationalen Flughafen entfernte Como Uma in Paro ist umgeben von sattgrünen Blumenwiesen und duftendem Pinienwald, das inmitten von grünen Reisterrassen gelegene Como Uma Punakha befindet sich in nicht minder idyllischer Lage oberhalb des Mo Chu-Flusses. Beide Häuser bieten ein Como Shambhala Spa, wo man nach einer ausgiebigen Trekking- oder Mountainbike-Tour stilvoll entspannen kann.
www.comohotels.com


andBeyond Punakha River Lodge – All-Inclusive-Resort am Mo Chu-Fluss
Luxuscamp-Spezialist andBeyond ist der jüngste Player in Bhutans High-End-Lodgesegment mit einer spektakulären Neueröffnung im sattgrünen Punakha-Tal direkt an den Ufern des Mo Chu. Umgeben von Reisterrassen und dicht bewaldeten Hügeln, wurde diese Lodge im traditionell bhutanischen Baustil errichtet.
www.andbeyond.com
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