Haben Sie schon mal von Padel gehört? Die zweitbeliebteste Sportart Spaniens ist gerade dabei, in Deutschland Fuß zu fassen. Das Spiel, eine Mischung aus Tennis und Squash, fördert die Fitness, stärkt den Gemeinschaftssinn und macht vor allem viel Spaß.
Acapulco ist den meisten für seine waghalsigen Klippenspringer bekannt, die sich mit Todesverachtung von einem 40-Meter-Felsen ins Meer stürzen. Die wenigsten wissen, dass von der Stadt an der mexikanischen Pazifikküste eine Sportart ihren Siegeszug antrat, die heute als eine der am schnellsten wachsenden weltweit gilt: Padel. Die Mischung aus Tennis und Squash gelangte von Mexiko nach Spanien, das heute die Hochburg des Spiels ist. Padel ist nach Fußball die beliebteste Sportart der Spanier. Auch in Mittel- und Südamerika ist der schnelle Schlagabtausch mit den kompakten Rackets weit verbreitet. In Deutschland fasst der Sport allmählich ebenfalls Fuß. Angesichts des hohen Spaß-Faktors wird gewiss bald auch in Ihrer Nähe ein Padel Court auf Sie warten.

Um die Ursprünge des Sports zu verstehen, kehren wir nochmal nach Acapulco zurück, und zwar ins Jahr 1965. Damals wünschte sich ein gewisser Don Enrique Corcuera einen eigenen Tennisplatz auf seinem Grundstück. Leider war das Raumangebot zu knapp. Also ließ er kurzerhand eine kleinere Variante des klassischen Tennis-Courts einrichten. Sie war halb so groß wie ein Tennis-Doppelfeld und grenzte direkt an eine Betonmauer. Als die Spieler anfingen, diese Wand in die Ballwechsel einzubeziehen, ließ Don Enrique um dem gesamten Platz Mauern errichten, passte die Spielregeln entsprechend an und begeisterte damit Familie, Freunde und Bekannte.
Im Glashaus Bälle schlagen
Ein moderner Padel Court hat heute Glas- statt Betonwände, damit man das Match auch von außen verfolgen kann, etwa bei Turnieren. Wie beim Tennis wird das Spielfeld durch ein Netz zweigeteilt, wie beim Squash können die Wände fürs Spiel genutzt werden. Der Boden des Felds ist mit Kunstrasen bedeckt, häufig in Blau. Dieser wird zusätzlich mit feinem Quarzsand bestreut. Man kann aber auch auf nacktem Betonboden oder anderen Untergründen spielen. Hauptsache, der Ball kann gut aufprallen.
Gespielt wird Padel im Doppel, zumindest bei Wettbewerben. Zu Trainingszwecken genügt auch ein einzelner Gegenspieler. Fans des Sports sagen allerdings, dass mehr Spieler mehr Spaß und Vielseitigkeit bringen. Die Regeln gleichen denen des Tennis, es gibt aber auch Unterschiede. „Spaß macht natürlich beides!“ So die Erfahrung von Jonathan Sierck, CEO des Münchner Start-ups Padel City. „Der wichtigste Unterschied ist, dass die Lernkurve beim Padel deutlich steiler ist und der Einstieg um einiges leichter fällt.“ Die meisten seien schon nach dem ersten Mal süchtig, weil man schnelle Erfolge erziele und deshalb sofort Freude daran habe. Die Ballwechsel, so Sierck weiter, seien oft länger, weil der Padel-Käfig mehr Dynamik ins Spiel bringe. Als Ausrüstung braucht man zu allererst einen Schläger, den man anfangs auch leihen kann. Ihm hat der Sport seinen Namen zu verdanken, denn er erinnert tatsächlich an ein Paddel. Padel-Rackets unterscheiden sich deutlich von Tennisschlägern. Sie sind nicht mit Saiten bespannt, sondern bestehen aus Kunststoff und haben einen Schaumstoff-Gummi-Kern, der leicht elastisch ist. Auf der Schlagfläche, die größer als die eines Tennisschlägers und entweder rund, tropfen- oder diamantförmig ist, befindet sich eine Vielzahl an Löchern, die die Aerodynamik verbessert. Der Griff ist deutlich kürzer als beim Tennisschläger und häufig mit einer Schlaufe versehen, um zu verhindern, dass das Racket dem Spieler aus der Hand rutscht und jemanden verletzt. Insgesamt sind Padel-Rackets schwerer als Tennisschläger.

Kurz nachgefragt bei Jonathan Sierck, Padel City

Wo haben Sie Padel entdeckt?
Als ich anlässlich des Abschiedsspiels von Zinedine Zidane 2006 in Madrid war, hat Reals Torhüter Iker Casillas mir seinen Padel-Schläger geschenkt. Mich packte auf Anhieb das Padel-Fieber. Dabei habe ich auch das enorme Potenzial für Deutschland gesehen, wo es damals noch gar nichts gab: kaum Courts, kaum Trainer, keine Community.
Was gefällt Ihnen an dem Sport?
Padel ist ein Lebensgefühl, bei dem die Community und der Spaß im Mittelpunkt stehen. Das Spiel ermöglicht alters- und geschlechtsübergreifend ausgeglichene Matches. Es verbindet die Menschen. Da man zu viert spielt, gewinnt man leicht neue Bekanntschaften. Beim Padel-Sport ist man nie allein.
Was hat Sie dazu bewegt, Padel zu Ihrer Profession zu machen?
Eigentlich war das gar nicht geplant. Ich wollte mit zwei, drei Freunden eigene Plätze bauen, damit wir selbst mehr spielen können. Und wir wollten einen Court in unserer Nähe haben. Bei einer gemeinsamen Reise mit unserem Co-Gründer Hansi Flick haben wir eher zufällig darüber gesprochen, ebenso mit den beiden weiteren Co-Gründern Marcus Englert und
Sebastian Weil. Alle waren sofort dabei, den Sport groß zu machen und eine flächendeckende Infrastruktur in Deutschland zu entwickeln. Rund 100 Plätze haben wir bereits gebaut.
Ist die Sportart schwer zu erlernen?
Unter Padel-Veteranen heißt es: Padel ist leicht zu erlernen und schwer zu meistern. Der Einstieg ist wirklich simpel. Vier bis fünf technische und taktische Tipps, und schon steigt die Erfolgskurve mit etwas Praxis steil an. Das motiviert ungemein. Wer außerdem noch etwas Ballsport-Hintergrund mitbringt, tut sich noch leichter.
Wie lautet Ihr persönlicher Tipp?
Kommt einfach vorbei und probiert es aus! Den meisten wird Padel schnell Freude bereiten und ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Gut ausgerüstet auf den Court
Die Bälle beider Sportarten sehen fast gleich aus, allerdings sind Padelbälle etwas kleiner und stehen auch weniger unter Druck, weshalb sie weicher sind. Dadurch bleiben sie länger in Berührung mit dem Schläger und können gezielter platziert werden. Und sie bewegen sich langsamer, so dass die Spieler eine längere Reaktionszeit haben dürfen. Bei der Bekleidung sollten Sie auf bequeme Schnitte und flexible, atmungsaktive Materialien achten. Ansonsten gilt: Erlaubt ist, was gefällt.
Bei den Schuhen scheiden sich die Geister. Während manche Standard-Allround-Sportschuhe als ausreichend empfinden oder in Tennisschuhen spielen, legen andere Wert auf spezielle Padelschuhe. Padelspieler müssen sich schneller bewegen, kürzer beschleunigen und abrupt stoppen, auch gibt es häufige Richtungswechsel und Drehungen, was die Sehnen belasten kann. Leichte, flexible Schuhe mit gutem Grip, die festen Halt und gute Polsterung bieten, sind daher die beste Wahl.
Padel ist einfacher und kann schneller erlernt werden als Tennis. Durch das kleinere Feld braucht man weniger Beschleunigungskraft und Kondition. Dabei ist es effektiver als Joggen, trainiert Arme und Beine und stärkt die Knochen. „Es gibt mittlerweile zig Studien, die belegen: Schlägersport erhöht die Lebenserwartung“, so Jonathan Sierck. Auch die Hand-Augen-Koordination, die Geschicklichkeit sowie Ausdauer, Geduld und strategisches Handeln würden gefördert. Padel eignet sich für Frauen, Männer und Spieler jedes Fitness-Levels und Alters, ist abwechslungsreich, schnell und spannend. Kurz, Padel macht einfach Spaß!

Cooles Design
Für Gelegenheitsspieler, die sich steigern wollen, wurde der Padelschläger Vibe von Head entwickelt. Er ist nicht nur einfach zu spielen, sondern überzeugt auch durch sein Design. 100 €. www.head.com
Strapazierfähig
Die leichten, flexiblen Padel-Schuhe Nova Elite von Puma machen jede Bewegung mit, sind strapazierfähig und bieten dank Außensohle mit Fischgrätstruktur optimalen Grip. 129,95 €. www.puma.com


Mit Jasminduft
Schweißmoleküle löst Sport Wash von Washologi ohne Enzyme schon bei 30 Grad auf. Funktionssportkleidung bleibt atmungsaktiv. 750 ml, 18,90 €. www.washologi.de

Gut zum Fuß
Die Socken aus der Padel Pro Shop x Natural Vibes Kollektion sind GOTS-zertifizert. Sie bestehen aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyamid aus Meer- und Strand-Sammlung. 12,95 €. www.naturalvibes.eu

Für echte Fans
Mit dem Graphic Padel T-Shirt Individual für Damen mit Rundhalsausschnitt und Regular Fit von Puma offenbaren Sie sich als echter Fan. Aus feuchtigkeitsableitendem Polyester. Ab 20,95 €. www.puma.com

Weithin sichtbar
Die Padel-Bälle Rush 100 von Wilson in leuchtendem Gelb heben sich gut vom Hintergrund ab. Sie sind mit Premium-Filz ummantelt und nehmen nur wenig Feuchtigkeit auf. 3er-Pack 6 €. www.wilson.com

Im Vintage Style
Platz für den Schläger und das gesamte Equipment bietet die Racketbag Tour Blue im Vintage Style mit Thermofach. Schultergurte sorgen für Tragekomfort. 47,99 €. Von Starvie, gesehen bei www.amazon.de
Die Regeln
Was anfangs kompliziert klingen mag, hat man schnell verinnerlicht. Padel ist einfacher als Tennis.
- Regel #1 Beim Aufschlag muss der Ball einmal am Boden aufkommen, bevor Sie ihn annehmen und zurückschlagen dürfen. Der Aufschlag erfolgt diagonal. Dabei darf der Ball nicht oberhalb der Hüfte und auch nicht – wie beim Tennis – von oben gespielt werden, sondern von unten. Auf der gegnerischen Seite darf der Ball erst auf Glas prallen. Kommt er auf und fliegt gegen das Gitter, ist er im Aus.
- Regel #2 Bevor der Ball die Bande berührt, muss er einmal auf dem Boden aufprallen. Ansonsten wird er als aus gewertet. Volleys, also einen Ball per Direktannahme zu spielen, ist erlaubt, außer beim Return, dem Aufschlag des Gegners.
- Regel #3 Der Ball darf auf der eigenen Seite maximal einmal aufkommen – auch wenn Sie die Bande mitbenutzen. Danach können Sie ihn gegen eine der Glaswände spielen. Anschließend müssen Sie ihn direkt aus der Luft annehmen.
- Regel #4 Der Ball darf über Glas, aber nicht übers Gitter gespielt werden. Dabei darf man sämtliche Glasflächen auf der eigenen Seite ins Spiel einbeziehen.
- Regel #5 Gezählt wird wie beim Tennis 15, 30, 40, Spiel. Bei 40:40 greift der „Golden Point“: Das rückspielende Team darf aussuchen, auf welchen Spieler aufgeschlagen wird. Beim aufschlagenden Team wird der erste Punkt von rechts, der zweite von links, der dritte von rechts und der vierte von links gespielt.
Weitere Tipps zu einem gesunden Lifestyle und neue Fitness-Trends finden Sie in der aktuellen Ausgabe SPA inside.