Dr. Rebekka Reinhard ist Philosophin, Autorin und Chefredakteurin des Magazins „human“, das die Auswirkungen künstlicher Intelligenz (KI) auf Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur aus einem ganzheitlichen Blickwinkel beleuchtet. Wie der Name schon sagt, steht dabei der Mensch im Mittelpunkt. Über das Thema „Mensch und KI: Human Is The Next big Thing“ referiert die 52-Jährige auch beim FORUM SPA inside.
Ein Magazin namens „human“, in dem es um künstliche Intelligenz geht – wie passt das zusammen?
Bei uns stehen Mensch und Menschlichkeit im Mittelpunkt: Wie steht es um unsere Werte, was heißt Authentizität, was bedeuten Wahrheit und Echtheit in der KI-Welt, die auch eine Welt der Polykrise ist? Auf diese Fragen wollen wir Antworten gehen.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit KI und warum?
Im Herbst 2022 las ich erste Berichte dazu im „Economist“. Mir wurde klar, dass es sich bei KI nicht um irgendein Trend-Thema handelt – dass sich vielmehr unsere Art zu leben und zu arbeiten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dadurch massiv verändern würde. Zudem erleben wir durch das Thema KI eine Renaissance der ganz großen philosophischen Fragen: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Was können wir erkennen? Was ist „gut“?
Als Philosophin dürften Sie eine sehr differenzierte Perspektive auf die Thematik haben. Das Motiv Mensch vs. Maschine ist ja nicht neu und vorwiegend angstbesetzt. Wie ist Ihre Sicht der Dinge?
Diese starre, tendenziell ideologische Entweder-Oder-Sicht ist ein kulturelles Problem gerade in Deutschland. Ich möchte für eine differenzierte Sichtweise plädieren. Ja, intelligente Maschinen bergen große Risiken – aber eben auch gigantische Chancen, denken Sie etwa an den medizinischen Bereich.
Was sagen Sie Menschen, die die rasante Entwicklung von KI beunruhigt?
Wir haben sowieso keine Wahl. Ob wir wollen oder nicht, KI bestimmt schon jetzt unser Leben und beeinflusst die Art und Weise, wie wir leben. Angst ist nie ein guter Ratgeber. Man sollte sich lieber auf die großen Chancen konzentrieren. Gerade für Frauen kann KI eine hocheffiziente Begleiterin für alle Lebenslagen sein, eine, die uns hilft, uns besser zu organisieren, lästige Routinen schneller zu erledigen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren – auch ein Coach, der uns viel von unserem täglichen Mental Load abnimmt und uns resilienter macht. Und übrigens: Wie für das Thema KI, so gilt auch für die menschliche Existenz: Das Leben ist ein Thriller! Neugier ist besser als Defätismus.
Befürworter sagen gerne, dass uns KI die Arbeit erleichtert. Findet stattdessen nicht eine Verlagerung statt und die vermeintlich neuen Freiräume werden direkt wieder mit Aufgaben gefüllt, die unser virtueller „Kollege“ eben (noch) nicht beherrscht?
Wie KI die Arbeit und die Machtverhältnisse verändert – ob zum Besseren oder Schlechteren – ist eine Frage der jeweiligen Unternehmenskultur und des Mindsets der jeweiligen Führung; letztlich eine Frage des ökonomischen Systems, in dem wir uns befinden. Mit KI hätten wir auf jeden Fall die Möglichkeit, dieses System zum Guten, Sinnvollen zu verändern.
Wie kann sich die „Arbeitskraft“ Mensch gegenüber KI positionieren und gleichzeitig davon profitieren?
Indem sich der Mensch klar macht, was seine eigentlichen Stärken sind – Hirn und Herz – und diese aktiviert; nicht nur im Umgang mit KI, sondern mit dem gesamten Umfeld.
Gerade in der gehobenen Hotellerie und im Wellnessbereich geht es vor allem um den „Human Touch“. Wie kann künstliche Intelligenz hier dennoch unterstützend eingesetzt werden?
Ein KI-Concierge kann etwa rund um die Uhr Gästefrage beantworten, während eine intelligente Spa-Planung automatisch Termine koordiniert – dadurch gewinnt man mehr Zeit für persönliche Betreuung und Wohlfühlmomente. Für Arbeitgeber kann KI effizientere Personalplanung, automatisierte Dienstpläne und vorausschauende Bedarfserkennung bringen, für Mitarbeitende weniger Routineaufgaben und stressige Abläufe, etwa durch smarte Assistenzsysteme.
Sie sind Philosophin: Nach welcher Philosophie leben Sie?
Ich verstehe mich als Stoikerin: Konzentriere dich auf das, was in deiner Macht steht zu tun, tue Gutes, achte auf die Qualität deiner Gedanken … und lass all das, was aktuell nicht in deiner Macht steht zu beeinflussen, mit heiterer Gelassenheit an dir vorüberziehen.


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