Durchs offene Fenster zieht ein würzig-weicher Duft und kitzelt mich wach. Ah, 7.15 Uhr – der Morgen-Tee ist schon da. Noch ein paar Minuten, dann schallt auch der Gong durch die Gärten und das Haupthaus bis in unsere Zimmer. Spätestens dann weiß es jeder: Der Tag im Aja-Resort in Malibu hat begonnen. Also raus aus den gemütlichen Federn, das hübsche silberne Teekännchen, das vor der Zimmertür von einer Mitarbeiterin abgestellt wurde, hereinholen, und gleich mit dem ersten Ritual des Tages starten – dem sogenannten Freestyle Writing. Alles, was einem gerade so durch den Kopf geht oder was man geträumt hat, soll man ungefiltert aufschreiben. Nebenbei trinkt man den Tee, ein echter Muntermacher, und schiebt sich den „energy ball“ in den Mund – eine Energiekugel aus nährstoffreichen Samen, Nüssen und Früchten, damit man nicht mit nüchternem Magen zur Morgenmeditation geht. Doch die Stunde bis dahin ist für das morgendliche Beauty-Ritual nötig: Zungenreinigung, Bürstenmassage und Duschen. Das silberne Teekännchen, für das jeder Gast eine Woche lang Verantwortung trägt wie für ein Baby, wird gereinigt und aufgeräumt. Bei dieser Gelegenheit trifft man die anderen Gäste auf einen kurzen Schwatz im gemütlichen Wohnzimmer und Herz dieses etwas anderen 5-Sterne- Resorts: offener Kamin, die Bibliothek mit einer riesigen Auswahl an spirituellen Büchern, opulenten Sofa und dicken Kissen aus alten handgewebten Getreidesäcken und Berberteppichen. Dazu Gemälde aus dem Himalaya, Statuen, sakrale Kunstwerke. Ein Raum zum Wohlfühlen, der wie das ganze Haus aus jeder Ritze Geschichte, Mystik und Weisheiten alter Kulturen atmet. Überhaupt hat man im Aja nicht das Gefühl, in einem Hotel zu sein – sondern vielmehr in einem offenen Haus von Freunden.

Raus aus den Schuhen, raus aus dem Alltag

Täglich 8.15 Uhr geht’s los. Treffpunkt Om-Raum. Meditation, Tee-Zeremonie und Einführung in das Chakra, das Energiezentrum des Tages – mit Inannya, der charismatischen Besitzerin dieses einzigartigen Resorts hoch über Malibu im sonnigen Kalifornien. Eine ganze Stunde dauert das Prozedere. Anfangs sitze ich noch etwas steif im Schneidersitz, meine Knie stöhnen und mein Kreuz ächzt. Aber nach ein paar Tagen geht das ganz geschmeidig. Und ich bin beruhigt, dass es den anderen auch so geht. Jeder von uns hat übrigens gleich beim Ankommen symbolisch ein Stückchen von sich abgegeben: seine Schuhe. Ein erster Schritt, dem Alltag zumindest für diese Woche Adieu zu sagen und auf eine meditative und spirituelle Reise zu gehen. Inannya Magick, weltgereiste Australierin, hat sich hier ihren Traum verwirklicht. In sieben Jahren verwandelte sie das Sommerhaus des einstigen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt in einen zauberhaften Ort der Harmonie, der Inspiration und Transformation. Nach ökologischen Standards wurde das Haus mit nur sieben Gästezimmern, Om-Raum, Wohnzimmer, Gemeinschaftsküche und einem kleinen, feinen Spa designt. Höchster Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt. So wurde z. B. altes Holz einer ehemaligen Tabakfabrik verwendet und die Wände mit organischen Farben gestrichen. In den Zimmern stehen die im Aja hergestellten Naturprodukte, frei von jeglichen Chemikalien, um das Grauwasser-System, in das Bade- und Dusch-Abwässer fließen, nicht zu belasten. Das Wasser wird recycelt und anschließend zur Bewässerung der Gärten genutzt.

Neuer Tag, neues Chakra

Mit dem siebentägigen Signature-Programm „The Magick Process“ bietet Inannya ihren Gästen ein ganzheitliches, für Körper, Seele und Geist heilsames und einmaliges Erlebnis. Sie nennt es auch „Chakra Tune up“, lässig übersetzt: Bring deine Energiezentren auf Vordermann, finde dich selbst, finde deine Balance! Detox für Körper, Geist und Seele. Sieben Tage, sieben Chakren, dazu das jeweils passende Essen, Workshops, ein Kräuter- und veganer Kochkurs, Spa-Treatments oder Aktionen. So ist am ersten Tag eine eineinhalbstündige Wanderung durch den nahen Canyon mit Qi-GongÜbungen unter einem uralten Baum geplant – passend zum Thema Wurzelchakra, das für Erdung und Sicherheit steht. Am zweiten Tag, dem Sakralchakra mit Bezug zu Sinnlichkeit, Sexualität und Lebensfreude gewidmet, ist Qi-Gong vor einer wahren Filmkulisse angesagt: am El Matador Beach, einem der schönsten Strände Malibus.

Ein Traum ist das in sieben Themengärten eingeteilte Aja-Areal, farblich entsprechend der Chakren bepflanzt: verwunschene Plätze, traumhafte Aussichten, mit Brunnen, Engelsstatuen, antiken Götterstatuen, die aus dem indischen Fluss Ganges geborgen wurden. Dazu Kristalle in Mauern und Bäumen und ein Pool à la Hollywood. Und natürlich Tausende von Kräutern, Pflanzen und Früchten. Alles wird im Aja verarbeitet. Die Kräuter kann man in der sogenannten Apotheke selbst mixen und nach Gusto seinen eigenen Tee kreieren. Um 13 Uhr treffen wir uns in der großzügigen lichtdurchfluteten Küche zum Mittagessen. Eva, Casey und Linsey überraschen uns täglich mit neuen veganen Aromaexplosionen. 14 Uhr ist Spa-Time, jeden Tag. Drei Stunden Entspannung und wohltuende Spa-Treatments, Klangschalen-, Kristall-, Energie-, Licht- und
Pflanzen-Therapien. Unser Lieblingstreffen am frühen Abend heißt Soup & Share: Mit Inannya oder einem der großartigen Aja-Mitarbeiter teilt jeder die Gefühle und Gedanken seines bewegenden Tages.

Krönender Abschluss – bevor 22 Uhr das Licht ausgeht – sind besondere Erlebnisse wie ein Atemworkshop, die nächtliche Feuerzeremonie, der glitzernde Sternenhimmel … Riesige Überraschung am Herzchakra-Tag: ein Bad in der mit Rosenblüten gefüllten Wanne im Zimmer. Thatʼs love!

Aja malibu Resort
Anreise: Direktflug nach Los Angeles, z. B. mit Lufthansa ab Frankfurt, ca. 12 Std., dann mit dem Taxi (preisgünstig ist UberTaxi, das über eine Smartphone-App direkt gebucht werden kann, www.uber.com) über Malibu ins Aja Resort. Schöne 90-minütige Fahrt, die letzten 20 Minuten allerdings sehr kurvenreich. All-inclusive-Preis: ab ca. 9500 Euro pro Person für das siebentägige Retreat, inkl. maximal 28 Spa-Treatments, sämtlicher Workshops und Materialien, Mahlzeiten und naturheilkundlichen Nahrungsergänzungen.
www.ajamalibu.com