Korbinian Kohler ist Diplombetriebswirt und hat außerdem einen Master in Philosophie, Politik und Wirtschaft. 2010 wechselte er als Quereinsteiger in die Hotelbranche und übernahm seither am Tegernsee eine Reihe von Betrieben der Spitzenklasse, darunter das Spa & Resort Bachmair Weissach. Sein neuestes Projekt ist die grundlegende Neugestaltung des Sanatoriums Wildbad Kreuth. Inspiration findet der Impulsgeber und kreative Kopf der Wellnesshotellerie auch auf Messen wie der Independent Hotel Show Munich. Dort teilt Kohler in diesem Jahr seine Erfahrungen im Rahmen eines Panels zum Thema „Zwischen Wellness und Weltkrise: Was Reisende heute wirklich suchen“.


Korbinian Kohler (Foto: Alexander Courtman)

Herr Kohler, Sie sind studierter Philosoph und außerdem Hotelier. Wie passt das zusammen?
Philosophie und Hotellerie haben für mich viel miteinander zu tun. Beide setzen sich auf ihre Art und Weise mit dem Menschen auseinander. Eine große Überschneidung bedient dabei unser Bedürfnis nach Sinn, Schönheit und Begegnung.

Mit der Eröffnung des Onsen Spa im Bachmair Weissach haben Sie 2017 in Deutschland Maßstäbe gesetzt. Wie kamen Sie gerade auf diese Form von Wellness?
Jeder, der einmal Japan bereisen durfte, kommt nicht umhin, die Kultur der Onsen Bäder kennen- und lieben zu lernen. Es war insofern beides: die Faszination für japanische Badekultur und der Wunsch, etwas Einzigartiges zu schaffen. Wirtschaftlich erfolgreich wird man meiner Ansicht nach nur dann, wenn man auch persönlich für die Sache brennt.

 Bei einer stetig wachsenden Zahl von Wellness-Angeboten ist es wichtig, sein Profil zu schärfen, sich abzuheben und zugleich Trends im Auge zu behalten, ohne jedem hinterherzurennen. Wie schafft man die Gratwanderung?
Ich lasse mich gerne inspirieren, möchte dabei jedoch nicht andere kopieren und außerdem die Authentizität unserer Region einflechten. Deshalb denke ich, dass es eine gewisse innere Haltung benötigt, um auf der einen Seite einer Tradition verpflichtet zu bleiben, auf der anderen Seite aber auch frühzeitig Trends zu erkennen.

Der Wellness-Begriff befindet sich im Wandel – weg von der reinen Behandlung, hin zu ganzheitlichen Programmen. Wie kann man als Hotelier derartige Angebote stimmig in sein Haus integrieren?
Wir sind bereits heute ein Mehr-Generationen-Haus, das den Wandel zur ganzheitlichen Betrachtung einer Familie vollzogen hat. Ähnlich ist dies vielleicht auch für den Wellness-Begriff zu sehen, der sich immer mehr auch dem ganzheitlichen Trend ‚Longevity‘ anlehnt. Man muss das Ganze denken: Architektur, Kulinarik, Bewegung, körperliche Gesundheit und Achtsamkeit – alles greift ineinander.

Trends werden häufig auf Fachmessen vorgestellt. Wie wichtig sind solche Veranstaltungen für Sie?
Sehr wichtig. Beispielsweise sind die Designmessen in Mailand und Paris für mich immer ein Mind Opener für neue Ideen. Messen sind Impulsgeber und Netzwerke zugleich. Außerdem ist es wichtig, seinen eigenen Rahmen ab und an zu verlassen und sich neue Inspirationen zu holen.

Im Oktober findet zum zweiten Mal die Independent Hotel Show Munich statt, bei der Sie an einem Panel zum Thema Longevity teilnehmen. Finden Hoteliers dort Antworten auf Fragen wie die oben gestellten?
Nach Miami und London ist die IH Munich eine sehr gute Möglichkeit, sich mit Teilnehmern unserer Branche zu vielen Fragen auszutauschen, die unsere Zukunft bestimmen und gleichzeitig neue Inspirationen und Lösungsansätze dafür zu bekommen.

 Braucht es in einer digitalisierten Welt überhaupt noch solche „analogen“ Veranstaltungen?
Unsere Gäste legen größten Wert auf analoge Begegnungen, ein persönliches Wort, ein Lächeln. Vertrauen entsteht immer im Gespräch. Gerade deswegen braucht es auch noch analoge Veranstaltungen. Für mich lässt sich sehr viel und mit hohem Tempo durch eine digitalisierte Welt voranbringen – eine persönliche Begegnung lässt sich jedoch nicht digital ersetzen.

Was unterscheidet die IH Munich von anderen Fachmessen?
Sie ist fokussiert auf die Boutique- und Independent-Hotellerie im deutschsprachigen Markt. Das macht die Gespräche für diesen Bereich relevanter. Das Event bietet nicht nur die Gelegenheit zum Netzwerken, auch die Keynotes und Seminare liefern wertvollen Input zu aktuellen Themen. Und ein Event in München ist immer eine Reise wert.

Welche Tipps würden Sie „Neulingen“ für den Messebesuch geben?
Gespräche führen.

(Illustration: shutterstock/BRO.vector)