In keiner Stadt der Welt gibt es so viele Orangenbäume wie hier. Doch Sevilla hat noch mehr zu bieten – von märchenhafter maurischer Architektur über leckere Tapas bis hin zu feurigem Flamenco. Jetzt ist die beste Zeit für einen City-Trip!

Sevilla ist für mich ein Sehnsuchtsort, seit ich das erste Mal durch Andalusien gereist bin. Nun bin ich endlich wieder hier, um in die verwinkelten Gassen, orientalisch anmutenden Bauwerke und prachtvollen Gärten der andalusischen Hauptstadt einzutauchen. Die stolze Schöne am Fluss Guadalquivir betört alle Sinne. Schon auf der 20-minütigen Taxifahrt vom Flughafen San Pablo ins Zentrum dringt der verschwenderische Duft von Orangenblüten durchs offene Fenster. Er wird mich die nächsten Tage begleiten, schließlich ist Sevilla die Stadt mit den meisten Orangenbäumen der Welt.
Immer der Nase nach lasse ich mich durchs historische Zentrum treiben. Sevilla kann man wunderbar zu Fuß erkunden. Nur bequemes Schuhwerk sei Ihnen ans Herz gelegt, denn viele Wege sind mit Steinen gepflastert. Meiner führt mich als erstes zur Kathedrale, dem Herzen der Stadt. Der beeindruckende Kirchenbau, der drittgrößte der Welt, spiegelt eine prägende Ära der sevillanischen Geschichte wider: Ursprünglich als große Moschee der Mauren erbaut, die Andalusien fast 800 Jahre lang beherrschten, wurde die Kathedrale nach der Rückeroberung durch die Christen im gotischen Stil neu errichtet. Die weithin sichtbare Giralda, der ikonische Glockenturm, war einst ein Minarett. Überhaupt findet man zahlreiche orientalische Spuren in Sevilla.
Das beginnt mit dem Real Alcazár, dem mittelalterlichen Königspalast und seiner märchenhaft schönen Gartenanlage, offenbart sich in vielen Stadtvillen und Wohnhäusern mit ihren schattigen Patios und reicht bis hin zu den prachtvollen Azulejos. Diese vorwiegend in Blau, Grün und Gelb gestalteten Zierkacheln schmücken viele Fassaden und öffentliche Plätze Sevillas.

Imposant Die weitläufige Plaza de España ist mit über 7000 farbenfrohen Kacheln verziert (Foto: shutterstock_Arcady)
Die Kunst der Fliesenherstellung hat in Sevilla eine lange Tradition. Ursprünglich zierten nur abstrakte Ornamente die Kacheln. Später kamen auch bildliche Darstellungen und ganze Wandpanoramen hinzu. Fliesen haben aber auch einen ganz praktischen Vorteil: Bei sommerlichen Temperaturen von rund 35 Grad halten sie schön kühl. Noch heute kann man überall in Sevilla Azulejos kaufen, das Angebot reicht dabei von Kunst bis Kitsch. (Foto: shutterstock_Carlos-Amarillo)

Plaza de España – Ein Platz wie eine umarmung
200 Meter beträgt der Durchmesser des halbrunden Platzes, der die Umarmung der Kolonien durch das Mutterland Spanien symbolisieren soll. Es gibt Brücken, Brunnen und Kanäle, auf denen man Boot fahren kann. Über 7000 farbenprächtige Keramikfliesen stellen unter anderem die 52 Provinzen Spaniens dar. Auch Hollywood hat die Plaza de España für sich entdeckt: Etliche Filmszenen wurden hier gedreht, etwa für „Star Wars“. Im Sommer finden Open-Air-Konzerte mit nationalen und internationalen Künstlern wie etwa Justin Timberlake statt.

Man muss sich keinen Stierkampf ansehen, um die Real Maestranza de Caballería de Sevilla zu besuchen. Sehenswert ist die größte Stierkampfarena Spaniens allemal. Die Fassade besticht durch die sevillanische Farbkombi Weiß, Ocker, Weinrot. Im angegliederten Museum erfährt man mehr über die Geschichte des blutigen Spektakels (realmaestranza.com/real-plaza-de-toros)

(Foto: shutterstock_CatherineLProd)


Auch die andalusische Küche profitierte: Zahlreiche Früchte wie die Orange, aber auch Gemüse wie die Aubergine und viele Gewürze hatten die Mauren im Gepäck. So ist etwa Spinat mit Kirchererbsen, die sevillanische Tapa schlechthin, arabischen Ursprungs.
Die nächste Sehenswürdigkeit steuere ich mit dem Doppeldecker-Bus von City Sightseeing Sevilla an (city-sightseeing-spain.com). Das schont meine Füße und verschafft mir zugleich – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Überblick über ein anderes Kapitel
sevillanischer Geschichte: Die iberoamerikanische Ausstellung 1929 bis 1931 wertete die einst wohlhabende Handelsmetropole nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder auf. Neben den USA und Portugal nahmen auch mehrere Staaten Südamerikas teil. All diese Länder ließen im wunderbar grünen Parque María Luisa eigene, teils fantasievolle Häuser erbauen, um sich und ihre Waren zu präsentieren. Highlight des neuen Viertels wurde die monumentale Plaza de España. Hier tummeln sich heute – Platz ist schließlich genug – Touristen, Verliebte, fliegende Souvenirhändler und Flamenco-Gruppen, die Kostproben ihrer Kunst zum Besten geben.
Ach, der Flamenco! Wer die leidenschaftliche Kombi aus Tanz, Gesang und Gitarrenklängen erleben möchte, dem bietet Sevilla eine große Auswahl an Locations. Viele „Tablaos“ gibt es in Triana, dem urigen Arbeiterviertel am jenseitigen Ufer des Guadalquivir. Hier leben seit jeher Gitanos, die den Flamenco geprägt haben und ihn bis heute leben. Ich habe eine Schwäche für den wehmütigen Gesang und den polternden Tanz, das Temperament, den Stolz und die Wehmut, die darin zum Ausdruck kommen. Dazu bekomme ich Tapas serviert und Vino de Naranja, Orangenwein. Und wenn dann noch eine sanfte Brise den Duft der Orangenblüten hereinträgt, hat Sevilla endgültig all meine Sinne betört.


Grüne Oasen

Vielfältige Eindrücke, ein quirliges Stadtleben und ausgedehnte Erkundungstouren zu Fuß – da sehnt man sich schon mal nach kleinen Auszeiten. Zum Glück gibt’s in Sevilla wunderschöne Parks und Gärten, in denen man Luft holen kann.

„Ich fühl‘ mich wie im Garten Eden.“ SPA inside Redakteurin Katja Koesztler ist begeistert
Die Gärten des Real Alcazár scheinen den Erzählungen von 1001 Nacht entsprungen zu sein. Runterkommen fällt hier ganz leicht

Die grüne Lunge Sevillas ist der Parque María Luisa bei der Plaza de España. Auf 340 000 Quadratmetern versetzen Sie monumentale Feigen- und Gummibäume und jede Menge Papageien in den Dschungel. Lilablassblau blühende Jacarandabäume, Oleander, Eucalyptus- oder Trompetenbäume entfalten ihre mediterrane Pracht. Dazwischen gibt es Teiche, Brunnen und Pavillons, zwei davon beherbergen Museen. Mein Tipp: Nutzen Sie den Park wie die Sevillaner für ein Picknick. Unter den grünen Oasen Sevillas sind die zauberhaften Gärten des Real Alcazár mein persönliches Highlight. Über 180 Pflanzenarten gedeihen hier, darunter Zitrus-, Kaki- und Johannisbrotbäume, Palmen, Glyzinien und viele andere Blühpflanzen wie Jasmin, Myrte oder Agapanthus, geordnet in Beeten und ornamental eingerahmt von akkurat geschnittenen Hecken. In Marmorbrunnen ziehen Goldfische ihre Kreise und Pfauen versuchen ein paar Brotsamen von den Besuchern zu ergattern. Es gibt auch ein kleines, schattiges Café. Fans der Kult-serie „Game of Thrones“ könnten die Gärten bekannt vorkommen: Sie dienten als Kulisse für Szenen aus den Gärten von Dorne.


Erkunden Sie Sevilla aus der Pilzperspektive (Foto: shutterstock_V_E)

Futuristische Aussichtsplattform
Las Setas, die Pilze, nennen die Sevillaner die riesige Konstruktion „Metropol Parasol“ auf der Plaza de la Encarnación. Als der deutsche Architekt Jürgen H. Mayer sie Anfang der 2000er Jahre aus Holz, Beton und Stahl errichtete, sorgten sie für reichlich Kontroversen.

Mittlerweile sind sie ein Wahrzeichen der Stadt. Zu ihren Füßen befinden sich ein Markt, Geschäfte, Bars und ein Flamenco-Lokal, auf dem Dach kann man herumspazieren und die Aussicht genießen. Besonderen Zauber entfalten die Pilze bei Dunkelheit, wenn sie in wechselnden Farben beleuchtet werden. Tickets sind unter setasdesevilla.com zu buchen.


Entspannen bei Kerzenschein

In den Aire Ancient Baths erleben Sie Wellness wie zur Zeit der Mauren

Die Seele wunderbar baumeln lassen können Sie in den Aire Ancient Baths. Inspiriert von antiken Bädern der Römer, Griechen und Araber, hat das Unternehmen inzwischen acht Bäder weltweit am Start, ein neuntes an der New Yorker Upper East Side öffnet in Kürze. Das namensgebende Bad von Sevilla in der Calle Aire 15 nimmt ein ganzes Stadthaus ein. Das alte Gemäuer passt fantastisch zum maurisch angehauchten Dekor.
Im flackernden Schein unzähliger Kerzen können Sie in verschieden temperierten Pools relaxen, Ihre Muskeln im Blubberbad lockern oder sich im Solebecken treiben lassen. Der Ruheraum im überdachten Innenhof könnte als Kulisse für einen Historienfilm dienen, ebenso der Massageraum. Auf hölzernen Liegen und bei schummrigem Licht können Sie sich bei verschiedenen Treatments verwöhnen lassen – von der halbstündigen Relax-Massage bis zum 90-minütigen Verwöhnprogramm, inklusive Peeling und Chocolate Tasting.

In den Aire Ancient Baths fühlt man sich in die Zeit der Mauren zurückversetzt

Krönender Abschluss wäre eine kleine, exklusive Auszeit im Marmorpool auf der Dachterrasse mit Cava und süßen Leckereien. Dieses Highlight sollten Sie sich unbedingt gönnen! Reservieren Sie am besten im Voraus, damit es mit den Extras auch klappt.
www.beaire.com


Kreative Handwerkskunst

Es gibt etliche Geschäfte in Sevilla, in denen sich Einheimische wie Touristen mit traditionellen Trachten, Festtagskleidern und passenden Accessoires eindecken können.

Im angesagten Kleine-Leute-Viertel Triana sind viele Keramik-Werkstätten ansässig, die noch Handarbeit bieten
Customized – Bei „Handmade“ gibt‘s Espadrilles mit individueller Note

Die bekannteste Shoppingmeile Sevillas ist die Calle Sierpes. Hier gibt es viele hübsche kleine Läden, etwa die Filiale der Marke „Handmade“ (www.handmadethebrand.com). Die individuell nach Ihren Wünschen gestalteten Espadrilles machen sich nicht nur gut am eigenen Fuß, sondern sind auch ein sehr persönliches Mitbringsel. Freunde andalusischer Keramik kommen besonders in Triana auf ihre Kosten, wo die Ware traditionell produziert wird, z. B. bei Ceramica Santa Ana in der Calle Callao (www.ceramicasantaana.com). Hier gibt es alles von Geschirr bis Deko, von traditionell bis modern, und Sie können den Fliesenmalern bei der Arbeit über die Schulter schauen.


Kulinarik

Mercado del Barranco
In der ehemaligen Fischmarkthalle direkt an der Uferpromenade des Guadalquivir, 1861 vom Erbauer des Eiffelturms entworfen, können Sie sich warme und kalte Leckereien, von Meeresfrüchten und Fisch über aromatischen Schinken und Wurst bis hin zu süßen und deftigen Backwaren oder Eis schmecken lassen. Probieren Sie unbedingt die Gildas, Tapas auf Spießen, häufig mit Sardellen und Oliven. Dazu gibt’s eine große Auswahl an Getränken, etwa Tinto de Verano, Rotwein mit Zitronenlimonade – auf Wunsch auf der Terrasse mit Blick auf den Fluss. Täglich von 12 bis 24 Uhr.
www.mercadodelbarranco.com

Sherry, Sangría und Co.
Wein wird in Andalusien schon seit vorchristlicher Zeit angebaut. Am bekanntesten ist Sherry, ein Likörwein aus den Rebsorten Moscatel, Palomino und Pedro Ximénez, die auch zu fruchtigen Weißweinen ausgebaut werden.
Wer Rotwein bevorzugt, trinkt robusten Tempranillo oder Syrah. Gekühlt als Sangría, mit frischen Zitrusfrüchten, Äpfeln oder Pfirsichen, Limonade und einem Schuss Hochprozentigem, ist er wunderbar erfrischend.

Über 3000 liebevoll kuratierte Weine gibt es in der Weinhandlung Delatierra in der Calle Adriano 24. www.delatierra.com

Sevilla für die Handtasche
Neben Sehenswürdigkeiten und weniger bekannten Attraktionen enthält der kompakte Reiseführer Wissenswertes über Shopping und Gastronomie sowie Vorschläge für Stadtspaziergänge und Ausflüge in die Umgebung. Mit Faltplan und Web-App. Reise Know-how Verlag, 144 S., 15,95 €.


Exklusiv übernachten in Sevilla

Coolrooms Palacio de Villapanés

Die Taxifahrt vom Flughafen Sevilla zum Hotel dauert ca. 20 Minuten.
www.coolrooms.com/palaciovillapanes/, www.slh.com
Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 310 Euro pro Nacht.

Coolrooms Palacio de Villapanés – Auch in den komfortablen Zimmern kann man sich nach einem ausgiebigen Stadtrundgang wunderbar ausruhen und neue Kräfte schöpfen

Crossover hinter historischen Mauern
Coolrooms Palacio de Villapanés. In einem Stadtpalast aus dem 18. Jahrhundert trifft traditionelle Architektur auf modernen Luxus. Die historische Palastarchitektur mit Säulen und Rundbögen bekommt durch Designermöbel, moderne Dekoration und extravagante Farbkombinationen einen zeitgemäßen, stylishen Twist.


Radisson Collection Magdalena Plaza

Vom Flughafen Sevilla gelangt man in rund 20 Minuten mit dem Taxi zu dem 5-Sterne-Hotel im Stadtzentrum.
www.radissonhotels.com
Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 250 Euro pro Nacht.

Radisson Collection Magdalena Plaza – Ausladende Grünpflanzen sorgen für Farbtupfer und ausgewählte Cocktails tragen das ihre dazu bei, um den Aufenthalt hoch oben zu etwas Besonderem zu machen

Scandi-Chic und Fine Dining
Radisson Collection Magdalena Plaza. Das noch junge Haus begeistert durch ein cooles Interior Design und unaufgeregten Luxus. Auf 400 Quadratmetern gesellt sich zum Rooftop-Pool eine Bar mit stylishen Lounge-Möbeln und genug Platz für 160 Gäste.


Reise-Tipps für die schönsten SPA Metropolen und ausgewählte Hotels stellen wir in der aktuellen Ausgabe SPA inside vor.