Mit Zertifizierungen in Wellnesshotels Potentiale nutzen und Verantwortung zeigen

In den Trendanalysen ist es ein Dauerthema: Nachhaltigkeit. Viele Wellnesshotels haben das erkannt und stellen Konzepte auf, vor allem auch im Spa. Zertifizierungen können helfen, hier Vergleichbarkeit, Transparenz und Standards zu schaffen. SPA direkt hat dazu Julian Reingraber vom GreenSign Institut befragt.

Herr Reingraber, warum haben Sie das Zertifikat GreenSign SPA eingeführt?
Wir haben die GreenSign SPA Zertifizierung eingeführt, um die Nachhaltigkeit in der Spa-Branche zu verbessern. Hier liegt ein großes, oft ungenutztes Potenzial. Durch die Zertifizierung können Wellnessbereiche, Thermen und Spas ihre Nachhaltigkeitsbemühungen weiterentwickeln und zugleich all ihren Stakeholdern transparent darstellen. Das integrierte Managementsystem unterstützt die Entwicklung und Umsetzung effektiver Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Zudem entspricht die Zertifizierung der steigenden Kundennachfrage nach umweltbewussten und sozial verantwortlichen Dienstleistungen. Kurz gesagt: sie hilft den Betrieben, sich im Markt zu differenzieren und ihre Verpflichtung gegenüber Umwelt und Gesellschaft zu zeigen.

Was ist der Unterschied zu Ihrer Zertifizierung GreenSign Hotel?
Der Unterschied ist der jeweilige Fokus. Das Hotel-Zertifikat deckt nachhaltige Maßnahmen im gesamten Betrieb ab, das für Spas ist speziell auf Nachhaltigkeit in Spa- und Wellnessbereichen ausgerichtet. Die eine Zertifizierung schließt die andere nicht aus, sie ergänzen sich vielmehr.

Wieso wurden bei GreenSign SPA verschiedene Level eingeführt?
Die Level-Einführung basiert auf unserem standardisierten Bewertungskonzept, welches Transparenz und Entwicklung in den Vordergrund stellt. Die fünf Level zeigen den Grad der Nachhaltigkeit eines Spas auf und ermöglichen eine klare Darstellung der Fortschritte und des Engagements. Dies wird besonders durch unser Balkendiagramm der Kernbereiche unterstützt. Die abgestuften Level zeigen, dass Nachhaltigkeit ein fortlaufender Prozess ist, und motivieren die Betriebe dazu, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Sie bieten eine Struktur, die nicht nur den Spas, sondern auch den Kunden hilft, den Nachhaltigkeitsstand besser zu verstehen und zu bewerten.

Wissen Sie, inwieweit der Gast diese Level hinterfragt?
Mit zunehmender Anzahl nachhaltig orientierter Spas wird das Interesse der Gäste an den spezifischen Leistungen und dem erreichten Level steigen. Aus der Erfahrung mit der Hotel-Zertifizierung wissen wir, dass höhere Level mit Prestige verbunden sind und einen Wettbewerb um die besten Nachhaltigkeitsleistungen anregen. Und wir stellen immer wieder fest, dass Nachhaltigkeit auch mit Qualität assoziiert wird.

Wie viele Hotels haben das höchste Level?
Bislang hat noch kein Spa das höchste GreenSign Level 5 erreicht, was die strengen Standards für dieses Level unterstreicht. Wir haben jedoch bereits Spas, die Level 4 erreicht haben, und es gibt weitere Interessenten mit großem Potenzial, die sich auf dem Weg zu Level 5 befinden. Momentan sind insgesamt sechs Spas zertifiziert, drei weitere befinden sich im Zertifizierungsprozess.

Welche Beweggründe haben Hotels bzw. SPAs, sich zertifizieren zu lassen?
Ein zentraler Beweggrund für die GreenSign SPA Zertifizierung ist die Schaffung von Transparenz in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbemühungen. Durch eine Zertifizierung können Betriebe klar und glaubwürdig darlegen, wie sie in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit agieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Befriedigung der sich verändernden Kundenansprüche. In einer Welt, in der das Bewusstsein für Umwelt- und Sozialthemen stetig wächst, ist es für Hotels und Spas essenziell, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Die Zertifizierung dient als ein Instrument der Zukunftssicherung, indem sie zeigt, dass ein Betrieb den aktuellen und zukünftigen Erwartungen gerecht wird.

Julian Reingraber ist Business Development Manager beim GreenSign Institut. www.greensign.de


Umweltsiegel

In Europa gibt es mehr als 50 verschiedene Umweltsiegel und -zertifikate für fast alle Arten touristischer Angebote. Sie sollen in erster Linie umweltaffinen Gästen eine Orientierung bei der Auswahl des Hotels geben. Die Anforderungen dafür sind recht unterschiedlich. Das GreenSign-Siegel gibt es seit 2014. Der Katalog der GreenSign-Hotel-Zertifizierung mit über 100 Kriterien (www.greensign.de) ist seit Juni 2022 vom Globalen Rat für nachhaltigen Tourismus, dem Global Sustainable Tourism Council international, anerkannt. Relativ neu ist das Siegel „GreenSign SPA“ (in verschiedenen Leveln), was ebenfalls vom GreenSign Institut vergeben wird. Seit 1993 gibt es die Zertifizierung Green Globe (www.greenglobe.com), die unter anderem Hotels und Urlaubsresorts bewertet. 70 Prozent der Kriterien beziehen sich auf den Umweltbereich, 30 Prozent auf sozio-kulturelle Aspekte. Das „Ecolabel“ (www.eu-ecolabel.de) ist das offizielle Umweltzeichen der Europäischen Union. Die Prüfung erfolgt durch nationale Partnerorganisationen, zum Beispiel Umweltministerien. Das Siegel Certified Green Hotel (www.certified.de) wurde vom Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) ins Leben gerufen.

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Alles eine Frage der richtigen Verpackung

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) wollte in einer aktuellen Umfrage wissen, was Verbrauchern beim Kauf von Schönheitspflege wichtig ist.

Rational betrachtet, scheint die Verpackung von Kosmetik den Verbrauchern nicht so wichtig zu sein, wie Qualität, Verträglichkeit und Wirkung der Kosmetikprodukte. Das relativiert sich bei genauerer Betrachtung der Umfrage

Auf Qualität achten 88 % der Teilnehmer, 81 % ist die Verträglichkeit wichtig und 79 % legen Wert auf die versprochene Wirkung. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen IKW-Studie (11/23) rund um das Kaufen von Kosmetikartikeln, durchgeführt von Lönneker & Imdahl Rheingold Salon. Doch diese Ergebnisse relativieren sich beim genaueren Betrachten. Es erscheint zwar vergleichweise wenig, dass nur 39 % die Verpackung beim erstmaligen Produktkauf wichtig ist. Doch hier lohnt eine differenzierte Betrachtung: für jüngere Altersgruppe der 18 bis 29-jährigen ist die Verpackung wesentlich relevanter als im gesamtdeutschen Mittel. 60 % von ihnen sagen, dass sie beim Kauf von Kosmetik auf eine ansprechende Verpackung achten. Gutes Aussehen ist aber nicht alles. Nachhaltigkeit landet ganz weit oben, wenn es darum geht, was an einer Verpackung besonders wichtig ist. So wenig wie möglich, praktisch und recyclebar, so jeweils ein Drittel der Befragten. Auch das Thema Plastik spielt hier eine Rolle. 35 % möchten weniger Plastik und bevorzugen Glas oder Karton als Verpackungsmaterialien. Und ein weiteres Ergebnis der Studie: In fast allen Produktkategorien wie Duft, Shampoo, Deo oder Körper- und Gesichtspflege sowie Lippenstift oder Nagellack erzielt der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit höhere Umfragewerte als der Wunsch nach einer schöneren Produktverpackung. www.ikw.org