Seine Farbe: Lila. Sein Duft: warm-würzig. Gestatten: Lavendel, Allround-Talent für fast alle Lebenslagen und raffinierte Zutat in der Küche.

An Lavendel scheiden sich die Geister. Das stellte sich schon bei unserer kleinen Redaktionsumfrage heraus. Von der prächtigen lila Farbe und dem herrlichen Anblick – den Lavendelfeldern im Süden Frankreichs, der üppigen Topfpflanze auf dem Balkon oder im heimischen Garten zwischen den Rosen (gut gegen Blattläuse) – sind alle einhellig begeistert. „Das sieht toll aus“, „Urlaubsfeeling pur“ schwärmten meine Kolleginnen. Angesprochen auf den typischen würzigen Duft dieses Lippenblütlers war‘s dann vorbei mit der Begeisterung. Und mein Kollege hat zwar ein Lavendelsäckchen im Schrank liegen, weil es die Motten vertreiben soll, aber mögen, nein mögen tut er es nicht.

Mag der Duft auch nicht jedermanns Sache sein, Lavendel hat‘s in sich. Bereits Hildegard von Bingen (1098- 1179) empfahl ihn gegen Läuse und lobte seinen Duft, der „die Augen klar macht“. Die Römer sollen den blau blühenden Lavendel als Badezusatz verwendet haben. Wahrscheinlich leitet sich daher auch sein Name ab: das lateinische Wort für „waschen“ ist „lavare“. Französische Parfümeure, die Lavendel etwa seit dem 13. Jahrhundert einsetzten, erkrankten weniger häufig an Pest oder Cholera. Was wohl den antiseptischen, bakteriziden und antiviralen Eigenschaften des Lavendelöls zuzuschreiben war. In der Aromatherapie wirkt das lila Kraut als heißer Lavendeltee, Duftspray oder Bad vor allem gegen Stress, Migräne und Schlafbeschwerden. In der Homöopathie gilt Lavendel als eine der großen Seelenpflanzen, die die Aufnahmebereitschaft für Neues fördert, indem sie Klärung, Ruhe und Nervenstärke bringt.

Kulinarische Bereicherung
So weit so gut. Aber Lavendel in der Küche? Ja warum denn nicht! In seiner ursprünglichen Heimat, dem Mittelmeerraum, wird Lavendel ganz selbstverständlich auch für die gute Küche verwendet, denn er ist mit Thymian, Bohnenkraut und Oregano verwandt. In Italien oder Frankreich würzt manu.a. Frischkäse, Fleischgerichte wie beispielsweise Carpaccio, Lamm oder Gegrilltes sowie Desserts mit Lavendel, denn sein Aroma ist vielseitig. Wer sein kulinarisches Repertoire erweitern und Farbe auf den Teller bringen will, kreiert mit Lavendel und ein wenig Fingerspitzengefühl herrliche delikate Gerichte von salzig bis süß: Honig, Gelee, Essig, Quiches oder Eis. Nur die Blüten von „echtem Lavendel“ dürfen in der Küche verwendet werden und das sparsam. Im Sommer sollten es selbstverständlich frische Blüten sein, die aus dem eigenen Garten oder aus biologischem Anbau stammen sollten. Absolut untersagt ist der Einsatz von Lavendelöl, denn dessen Aromen sind viel zu stark. Das Lavendelaroma kann man einfangen, indem man die Blüten in heißer Milch oder Sahne einige Minuten ziehen lässt. Bei Fleischgerichten fügt man die Blüten im Moment des Ablöschens bei. (sch)

„Lavendel – er ist das blau gekleidete Wunder des Südens, und sein Duft ist Gottes Geschenk an die Erde.“
Maurice Mességue, französischer „Kräuterpapst“ und Heilpraktiker