Selbst als Erwachsene kann ich es nicht lassen: Aus dem eben erstandenen Schälchen Erd- oder Himbeeren wandert eine (oder auch zwei) immer gleich in den Mund. Als Kind wurde ich sofort ermahnt, doch wenigstens abzuwarten, bis die Früchte abgewaschen sind. Zu unrecht, wie ich nun mit etwas Genugtuung recherchiert habe.

Vor allem Himbeeren können ungewaschen vernascht werden – wenn man vorher nachgeschaut hat, dass sich auch kein Würmchen versteckt hat. Auch Erdbeeren mögen keinen Platzregen im Spülbecken. Stattdessen reicht ein vorsichtiges Waschen bevor man sie putzt. Zum Trocknen legt man sie am besten vorsichtig aufs Küchenpapier. Auch mit anderen Beeren sollte man so verfahren, damit die zarten Früchte möglichst unbeschadet auf dem Kuchen, im Joghurt oder eben gleich im Mund landen.

Beeren erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch nicht nur, dass die kleinen Früchte wirklich gut und sehr aromatisch schmecken, es steckt auch einige Power in ihnen. So nimmt die Erdbeere einen Spitzenplatz ein, wenn es um die Vitamin C-Versorgung geht. Auf 100 g frische Erdbeeren kommen 65 mg Vitamin C. Damit ist die von uns benötigte Tagesdosis von 100 mg schon über die Hälfte abgedeckt.

Die eher unscheinbaren Brombeeren können sowohl bei Vitamin C als auch bei den B-Vitaminen sowie Calcium punkten. Letzteres bietet auch die Stachelbeere in einer hohen Dosis (30 mg auf 100 g) ebenso Vitamin A. Neben Klassikern wie der Erd-, Himoder Johannisbeere erleben auch etwas exotischere oder scheinbar vergessene Früchte gerade eine Renaissance. So sorgte die Gojibeere oder Chinesische Wolfsbeere vor ein paar Jahren für einen regelrechten Hype, wurde ihr doch nachgesagt, dass sie eine der gesündesten Früchte der Welt ist. Jeder der etwas auf sich und seine Gesundheit hielt, besorgte sich die kleinen getrockneten hellorangen Beeren, um sie in homöopathischen Mengen morgens übers Müsli zu streuen. Reich an Antioxidantien sollte sie sein, das Immunsystem stärken und den Körper ins Gleichgewicht bringen. Dass man die Beeren nur zaghaft vernaschte, lag vor allem an ihrem Preis. Die Beere enthält neben Antioxidantien Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Eiweiße, Mono- und Polysaccharide, Lutein und Zeaxanthin. Und das ist auf jeden Fall gut für die Augen. Ob sie ansonsten tatsächlich die Wunder vollbringt, die man ihr nachsagt, sei dahingestellt.

Inzwischen hat sich die Fangemeinde der Gesundheitsbewussten einem neuen Kultobjekt zugewandt: Aronia. Die kleine dunkle Apfelbeere wächst in hießigen Landen, gilt in Polen und Russland als Heilpfl anze und hat einen hohen Flavonoid-, Folsäure, Vitamin-K- und Vitamin-C-Gehalt. Die Beeren werden entweder getrocknet (wie Rosinen) verwendet, oder durch Dampfentsaften als Saft getrunken. Und natürlich trinkt man da kein ganzes Glas in einem Zug leer, sondern zelebriert Schluck für Schluck des dunkelroten Getränks.

Fast schon ein Klassiker unter den Healthy-Beeren ist da die Cranberry. Erstaunlicherweise kennen sie viele nur unter der englischen Bezeichung. Mit Großfrüchtiger Moosbeere könnten die wenigsten etwas anfangen, dabei gehört diese zur Gattung der Heidelbeere und ist nicht zu verwechseln mit der Preiselbeere, was hin und wieder vorkommt.

Cranberrys sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Thanksgiving-Menüs, was aber sicher nicht an der ihr nachgesagten positiven Wirkung auf Harnwegsinfektionen liegt. Vielmehr schmecken die roten herb-säuerlichen Beeren, zu haben meist im getrockneten Zustand, einfach gut und sind eine geschmackliche Alternative zu Rosinen. In Cranberrys steckt viel Pektin, aber auch Fruchtsäuren, Phenole und Flavonoide, sowie Vitamin A. Zudem enthalten sie mehr Eisen und Vitamin C als die Preiselbeere. Egal ob Rot, Violett oder Blau, gerade Trend oder nicht – Beeren aus Garten, Feld und Wald stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe. So sind z. B. die Heilkräfte von Heidelbeeren, Holunder und Preiselbeeren in der europäischen Volksmedizin tief verwurzelt und ihre Anwendung hat eine lange Tradition. Gesund sind sie allemal Die natürlichen Farbstoffe in Beeren gehören zur großen Gruppe der Polyphenole oder Gerbstoffe. Viele pflanzliche Phenole gelten als gesundheitsfördernde Substanzen. Eine Hauptrolle dabei spielen Anthocyane, die Farbpigmente in blauen und roten Früchten. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen werden ihnen Schutzwirkungen vor degenerativen Erkrankungen des Herz-Kreislauf- Systems, der Gelenke, der Augen, der Haut oder der Nieren zugeschrieben. Sie sollen die Fähigkeit besitzen, freie Radikale im Körper zu binden, haben also ein antioxidatives Potenzial. Dieses Stichwort hat natürlich auch die Kosmetikbranche aufhorchen lassen. Und so fi ndet man heute immer mehr Himbeeren, Preiselbeeren und Cranberrys in Cremetiegeln und -tuben.

Wer so wie ich gern Beeren mag, muss allerdings einen kleinen Kompromiss eingehen. Leider sind diese Früchte nicht lange haltbar und müssen rasch gegessen werden. Eine lohnende Alternative bietet da durchaus das Einfrieren, wenn man nicht zu rabiat mit den Beeren umgeht und sie vorsichtig in den tiefgekühlten Zustand bringt. Auch auf die Vitamine müssen Sie nicht ganz verzichten. So bleiben von den 65 mg Vitamin C aus 100 g frischen Erdbeeren über 90 Prozent erhalten.

Tipp: Wie wäre es mit einem Glas Sekt mit tiefgekühlten Himbeeren? Die gefrorenen Früchte halten nicht nur den Sekt länger kalt, sondern geben ihm auch einen erfrischenden Sommergeschmack.(FH)